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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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er inständig, dass Fitch am Leben blieb, damit nicht er die Verantwortung übernehmen musste.
    Am Nachmittag befahl Fitch, die Hälfte der noch vorhandenen Infusionsflüssigkeit gleichmäßig an die gesamte Kompanie zu verteilen. Der Befehl wurde missachtet. Keiner wollte sie nehmen. Fitch rief die Squids zusammen und befahl ihnen, jeweils fünf Mann aus jedem Zug zu benennen, die aufgrund von Dehydration nicht mehr einsatzfähig waren. Sie lieferten die Namen. Fitch und Sheller eilten von Schützenloch zu Schützenloch, befahlen den Genannten zu trinken und strichen ihren Namen von der Liste. Andere sahen mit sehr gemischten Gefühlen zu.
    Mellas gehörte zu den anderen. Der Durst machte ihn wahnsinnig, aber er war nicht genannt worden. Er konnte nichts tun, als zusammen mit Jackson, der ebenfalls nicht genannt worden war, in seinem Schützenloch zu hocken und um eine Wetteränderung zu beten. Aber der Nebel blieb und umhüllte sie wie feuchte graue Wolle.
    Etwas später, als klar wurde, dass die Hubschrauber nicht zu ihnen durchkamen, rief Fitch Goodwin und Mellas zu sich. Sie fanden ihn im Schneidersitz vor, wie er nach Süden starrte. Er hatte sich gekämmt und seine dreckigen Hemdsärmel ordentlich aufgekrempelt.
    Er bedeutete ihnen, sich hinzusetzen. »Wir hauen von hier ab.« In seinen Augen lag ein boshafter Schimmer, und Mellas musste unwillkürlich lächeln.
    »Wie, Jack?«, fragte Goodwin.
    »Ich hab mal alle Mann durchgezählt«, sagte Fitch. »Schon kalte, noch warme, einfach alle. Wir teilen die gehfähigen Verwundeten in Zweiergruppen ein, damit sie sich gegenseitig helfen können. Wer liegend transportiert werden muss, wird von jeweils vier Mann getragen, einen für jeden Arm und jedes Bein. Die Verwundeten, die nicht gehen, aber durchhalten können, werden von den Kräftigsten huckepack genommen. Die Kleineren nehmen die Toten auf die Schultern. Damit bleiben acht Mann für andere Aufgaben, uns drei nicht mitgerechnet, insgesamt also elf.« Er schaute in den Nebel hinunter. »Wenn wir hierbleiben, kommt es garantiert zum Nahkampf. Die Verwundeten werden abgeschlachtet. Auf diesen Mist bin ich überhaupt nicht scharf.«
    Er sah jeden von ihnen an, beobachtete ihre Reaktion. Beide Lieutenants blieben ruhig und hörten zu. »Scar, du und ich und vier MG -Schützen gehen mit der gesamten MG -Munition vorneweg. Den Rest der Munition kriegen größtenteils die gehfähigen Verwundeten. Sie bilden einen Keil hinter uns. Das hintere Ende bilden Mellas und zwei andere mit M 79 und sämtlichen Handgranaten der Kompanie, um uns die Gooks vom Leib zu halten. Alle anderen kriegen ein halbes Magazin und schießen nur Einzelfeuer. Wir gehen bergab, und zwar volle Pulle, bis wir auf die Charlie-Kompanie treffen. Die Seiten des Keils halten Position, während wir so schnell wie möglich die Verwundeten durchbringen. Mellas, du bist der Stöpsel am anderen Ende, wenn wir den Trichter zusammenklappen.« Er sah die beiden Lieutenants an. »Was meint ihr?«
    Längeres Schweigen trat ein.
    »Nicht gerade das, was Strategen elegant nennen würden«, sagte Mellas schließlich.
    Fitch lachte.
    »Wann legen wir los, Jack?«, fragte Goodwin. »Mir geht das hier allmählich auf die Nerven.«
    »Gleich nach Einbruch der Dunkelheit. Da werden sich die Schlitzaugen zum Angriff fertig machen und nicht damit rechnen.«
    »Und wenn jemand die Verbindung verliert?«, fragte Mellas.
    »Warten wir auf ihn. Wir gehen alle gemeinsam raus.«
    »Du weißt, was das heißt?«
    »Und ob ich das weiß. Und du bist der Schlussmann, also höchstwahrscheinlich derjenige, auf den wir warten werden.«
    »Supertaktik, Jim.«
    »Neben der Marschkolonne als Verteidigungsordnung könnte der Ausbruch in Trichterform mein bisher bedeutendster Beitrag zur Militärwissenschaft sein«, sagte Fitch. Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln. Alle brachen in Gelächter aus.
    Das Gelächter wollte gar nicht mehr aufhören. Bald brüllten die drei regelrecht, während sie sich die verrücktesten Taktiktheorien ausdachten. Sie lachten immer noch, als unterhalb von ihnen die ersten Raketen aus dem Nebel geschossen kamen. Immer noch lachend warfen sie sich alle drei gleichzeitig in Fitchs Schützenloch und kauerten sich darin zusammen. »Raketen«, sagte Mellas. »Was die sich wohl als Nächstes einfallen lassen?« Wieder brachen sie in Gelächter aus. Wenigstens war das Geheimnis des seltsamen Gescheppers gelöst.
    Fitch befahl Sheller, für die Verwundeten

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