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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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bisschen Metall im Arsch und in den Händen, aber das ist nicht von Dschungelfäule zu unterscheiden.«
    »So meine ich das nicht. Ich meine wegen Bass und Janc und allem anderen.«
    »Ich komm schon drüber weg.« Mellas wandte den Blick von Hawke ab und ließ ihn in den leeren und nun fast schwarzen Himmel schweifen.
    »Das bezweifle ich.«
    »Scheiße, woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es einfach«, sagte er.
    »Wie geht’s Mallory?«, fragte Mellas, um das Thema zu wechseln.
    »Flippt in der Gegend rum. Wartet auf sein Kriegsgerichtsverfahren. Wartet drauf, dass er zum Zahnarzt darf. Das wird wahrscheinlich noch sechs Monate dauern.«
    »Wie lang ist er noch in der Kiste geblieben.«
    »Ich hab ihn ungefähr drei Stunden später rausgeholt«, sagte Hawke.
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Ich hoffe bloß, du musst den Leumundszeugen für ihn machen und nicht ich.«
    »Hast du irgendwelchen Ärger deswegen?«
    »Ich hab dem Frischling, der ihn bewacht hat, einfach gesagt, dass ich übernehme. Blakely hat gewütet und getobt, ich hätte das hinter seinem Rücken gemacht, dadurch stünde er blöd da, Cassidy stünde auch blöd da, das Marine Corps, die Militärjustiz … was weiß ich. Dann ist er in den Offiziersklub gegangen.«
    Sie lachten beide. Dann erinnerte sich Mellas daran, wie Hawke, die Stiefel gewichst und das Notizbuch gezückt, bei der Besprechung des Bataillons einen guten Eindruck hatte machen wollen. Er senkte den Blick auf den Morast. »Hawke, ich weiß, das war nicht ohne. Blakely ist keiner, bei dem man sich unbeliebt machen will.« Dann grinste er. »Besonders seit du zum Lebenslänglichen geworden bist.«
    »Das nächste Mal könnt ihr euch selbst retten, mehr verlange ich nicht«, sagte Hawke und klang verbittert.
    »Meinst du, sie verknacken ihn zur Höchststrafe?«, fragte Mellas. Er versuchte, dahinterzukommen, warum Hawke so sauer war.
    »Scheiße, er hat einen Navy-Offizier mit einer Pistole bedroht, und der macht jetzt ein Mordsgeschrei.«
    »Das Ding war nicht geladen.«
    »Es ist trotzdem eine Pistole«, sagte Hawke. »Du bist schon zu lang hier draußen. Normale Menschen halten Pistolen für gefährlich. Die schauen nicht erst nach, ob ein Magazin drin ist, und finden das dann witzig. Der Doktor ist stinksauer und will Mallory drankriegen. Und das wird er auch schaffen. Und dann fährt Mallory für mehrere Jahre ein.«
    »Vielleicht war ja Mallory auch schon zu lang hier draußen«, gab Mellas zurück. »Schließlich haben ihn die Scheiß-Navy-Ärzte immer wieder zurückgeschickt.«
    »Ich hab keine Lust, über diesen Scheiß-Mallory zu reden«, sagte Hawke.
    In der Ferne hörten sie weitere Mörserabschussgeräusche. »Musst du auch nicht«, sagte Mellas, drückte sich an die Wand des Lochs und wartete erneut auf die Explosionen. Diesmal erfolgten sie so nah, dass Mellas hinterher die Ohren klangen und Hawke einfach nur mit offenem Mund und aus der Nase tröpfelndem Blut die gegenüberliegende Wand des Lochs anstarrte. Dann zückte Mellas ein Notizbuch und begann, an der Nachschubliste für den nächsten Vogel zu arbeiten.
    »Mellas, lass das mal einen Moment, ja?«
    Mellas blickte auf und versuchte, sich durch das Klingen in seinen Ohren hindurch auf das zu konzentrieren, was Hawke zu sagen hatte.
    »Dass du mich einen Lebenslänglichen nennst, das nehm ich dir wirklich übel.«
    Hawkes Worte lasteten wie ein schweres Gewicht in Mellas’ Magen. »Das war doch bloß Spaß«, sagte er.
    »Ich nehm dir das übel«, wiederholte Hawke.
    »Entschuldigung«, sagte Mellas. »Ich hab das nicht so gemeint. Mein üblicher Sarkasmus.« Er überlegte, wie er es wiedergutmachen konnte, aber die Worte waren nun einmal gefallen. Er konnte nur auf Verzeihung hoffen. »Manchmal ist mein Mundwerk schneller als mein Gehirn«, fügte er wenig überzeugend hinzu.
    »Nein, schneller als dein Herz, Mellas«, sagte Hawke. Er war immer noch sichtlich wütend. »Scheiße, was glaubst du denn, was ein Lebenslänglicher ist? Glaubst du wirklich, er ist das, was die Jungs hier darunter verstehen? Du und deinesgleichen, ihr macht es euch scheißeinfach. Du gehst zurück, und dann bist du für den Rest deines Lebens der Vorgesetzte des Lebenslänglichen. Was hat einer wie du überhaupt hier zu suchen? Willst du dich unters gemeine Volk mischen? Im Gegensatz zu dir können die sogenannten Lebenslänglichen nämlich nirgendwohin. Und die Frischlinge auch nicht. Für die meisten von ihnen ist hier Ende der

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