Matterhorn
Handgranaten über den Rand des Hügels gesegelt. Mit wild durch die Luft schlenkernden Armen versuchte er, scharf abzubremsen. Er warf seine eigene Granate und versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. Die Granaten begannen, in einer ununterbrochenen Explosion loszugehen, deren Rauch ihn verhüllte.
Den Hörer noch in der Hand, schloss Mellas die Augen. Der Rauch verzog sich etwas. Das MG eröffnete erneut das Feuer. Mellas hörte Goodwin über Funk fluchen.
Dann tauchte Robertson wieder auf. Ganz allein innerhalb des Rings feindlicher Unterstände und vollkommen schutzlos, rannte er zu dem MG -Bunker zurück. Er warf zwei Granaten hinein, blieb dann seelenruhig stehen und hakte eine dritte von seinem Gurtzeug. Er zog den Sicherungssplint und warf sie hinein. In diesem Augenblick brachen Feuer und Rauch aus dem Bunker unter ihm hervor. Er sank auf die Knie, verdrehte sich leicht, fiel um und war nicht mehr zu sehen.
Mellas wusste, dass er tot war.
»Robertson hat den Bunker ausgeschaltet, Scar. Ich hab ihn hochgehen sehen«, gab er über Funk durch.
Sofort ließ Goodwin seinen Zug vorrücken.
Dann drang auf einmal leises Jubelgeschrei vom Helicopter Hill in Mellas’ Bewusstsein. Es erfüllte ihn mit maßloser Wut. Er warf einen Blick zurück. Marines schossen auf Bunker, versuchten, sich von der Seite an sie heranzumanövrieren. Die Nordvietnamesen waren offensichtlich am Ende, feuerten aber immer noch aus Unterständen am Rand der LZ auf die Marines.
Mellas Zorn weckte tierische Instinkte in ihm. Er vergaß alles, was bis zu diesem Augenblick geschehen war. Er wusste nur, dass er töten wollte. Wen oder was er tötete, war ihm egal.
Über Funk brüllte er Hamilton an. »Verdammt noch mal, bewegt euch endlich. Gleich werden die Schweine den Berg runterrennen, und ich will sie erwischen, Scheiße noch mal. Bewegung! Bewegung! Bewegung! Ich will die Scheiß-Gooks tot sehen. Verstanden? Over.«
»Aye, aye, Sir«, kam Hamiltons Stimme knisternd zurück. Er japste nach Luft.
Mellas hielt auf die offenen Kampfstände oberhalb der abgedeckten Bunker zu. Er wusste, jetzt stand ihnen schmutzige, methodische Arbeit bevor. Mit dem Jubel war es vorbei. Ihm kam der Gedanke, wie sehr die NVA -Soldaten sie hassen mussten, dass sie nicht aufsprangen und flüchteten.
Jacobs schloss sich Mellas und Jackson an. Sein Gesicht war von Schwarzpulver, Dreck und Schweiß verschmiert. An seiner Schutzweste baumelte seine Instamatic.
Mellas wies Trupps und einzelne Marines ein und sah zu, wie eine Stellung nach der anderen zerstört wurde. Er bewegte sich vorsichtig, sprungweise, mit langen Pausen dazwischen. Jackson und Jacobs folgten jeder seiner Bewegungen.
Plötzlich erhob sich aus einem Schützenloch oberhalb von ihnen ein Mann und warf eine Granate.
Mellas war von dem Anblick wie gelähmt. Der kleine schwarze Gegenstand schien über ihm in der Luft zu hängen.
»Granate! Chi-Comm!«, schrie Jackson. Mellas sah die Granate explodieren. Zwei kleine Gegenstände sausten an seinem Kopf vorbei, jeder auf einer Seite. Dann wurde die Welt schwarz, als die Explosion ihn umschloss. Sie schleuderte ihn nach hinten und riss ihm fast den Kopf vom Hals. Er sank zu Boden, ergab sich der Schwärze; der Gefechtslärm und das Durcheinander wirbelten von ihm fort. Zu sterben war eine enorme Erleichterung. Zum ersten Mal fühlte er sich sicher.
Jackson robbte vorwärts in Richtung Mellas und rief nach Doc Fredrickson. Mellas’ Gesicht war mit Blut, Schmauchspuren und kleinen Stücken Lötmetall bedeckt. Jackson rief erneut, aber Fredrickson war außer Hörweite und bewegte sich zwischen den Körpern, die beim ersten wilden Ansturm hangaufwärts liegen geblieben waren. Jackson begann Mellas zu schütteln. »Sir, Sir! Sind Sie okay?« Immer wieder blickte er sich Hilfe suchend um. Das Funkgerät rauschte in seinen Ohren, aber nun mussten er oder Jacobs, nicht Mellas, die Entscheidungen treffen.
Jacobs robbte zu Jackson.
»M-mein Gott. W-wie geht’s ihm?«
Jackson schüttelte Mellas immer noch und sagte: »Sir. Sir.« Er drehte sich zu Jacobs um. »Ich weiß nicht. Ich glaub, er ist tot. Scheiße.«
Jacobs fluchte.
»Jetzt ist es dein Zug, Jake. Was machen wir jetzt?«
Jacobs hatte keine Ahnung. Eine Salve Gewehrfeuer ließ Kugeln über seinen Kopf hinwegpeitschen. Weit unten sah er Fredrickson auf einen weiteren Körper zulaufen. Dann sprang der NVA -Soldat in dem Schützenloch oberhalb von ihnen erneut auf und warf eine weitere
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