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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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Zucken. Ohne daran zu denken, dass sein M 16 noch auf Feuerstoß stand, drückte er ab und schoss dem Jungen drei Kugeln durch den Kopf, ehe er aufhören konnte.
    Sein Zorn war verraucht, und an seine Stelle war eine träge, übelkeiterregende Müdigkeit getreten. Er wusste jetzt mit absoluter Gewissheit, dass die Nordvietnamesen niemals aufgeben würden. Sie würden den Krieg fortsetzen, bis sie vernichtet wurden, und er war nicht gewillt zu tun, was das erforderte. Er stand da und betrachtete die Verwüstung.
    Unterhalb des westlichen Kamms begann Hamiltons Arbeit gerade erst. »Sie kommen den Berg runter«, rief er. »Verdammt noch mal, Beeilung. Auf geht’s!« Er und Mole traten aus dem Dschungel auf den entlaubten Kamm. Sie warfen sich sofort zu Boden, und der Rest der Gruppe schloss sich ihnen an. Aufgeregt zeigte Hamilton auf eine kleine Gruppe von Gestalten, die auf geordnete Weise vom Matterhorn heruntertrabten. Mole setzte das Zweibein des Maschinengewehrs auf den Boden. Sein Ladeschütze robbte neben ihn und hielt den langen Gurt mit den glänzenden Kupferpatronen vom Zuführer weg. Mole begann zu feuern. Zwei der Gestalten gingen zu Boden. Die anderen stoben auseinander.
    »Wir kriegen sie, Lieutenant«, sagte Hamilton fröhlich über Funk. Er sah eine kleine Erhebung direkt vor ihnen. Er tippte Mole auf die Schulter. Von dort aus ließe sich der ganze Ausläufer perfekt beherrschen. Das Funkgerät auf dem Rücken, stand er auf und rannte los. Mole setzte ihm nach.
    Eine raketengetriebende Granate kam aus dem Dschungel gefegt, wo die NVA -Gruppe Deckung gesucht hatte. Sie explodierte vor Hamilton und tötete ihn auf der Stelle.
    Mole schrie Hamiltons Namen. Er warf seinem Ladeschützen das MG zu, packte Hamiltons Körper und zerrte ihn zurück zu ihrer ursprünglichen, sicheren Position. Der Rest der Gruppe folgte ihm. Mole hatte keine Lust, sich abknallen zu lassen, bloß weil irgendein Arsch einen Anfall von Blutdurst kriegte.
    Der Kampf um die LZ trat in seine Schlussphase. Der Süd- und der Osthang waren von Marines übersät, die methodisch alles töteten, was sich bewegte. Fitch und die Befehlsstandsgruppe gingen den Südhang hinauf. Hawke und Connolly, die das NVA -Maschinengewehr erbeutet hatten, nahmen sich den exponierten Nordhang vor und beschossen den Feind mit gezielten kurzen Feuerstößen. Drei Gruppen von NVA -Soldaten hatten sich, weil sie nicht entkommen konnten, in den alten Geschützgruben der Golf-Batterie verschanzt. Eine der Gruppen hatte ein Maschinengewehr, das die Marines in Schach hielt und die Hügelkuppe mit seinem Feuer eindeckte.
    Mellas funkte Hawke an. »Ich schicke ein Baseball-Team auf die Nordseite, damit es von hinten an dieses Scheiß- MG rankommt. Ihr seht gleich Buchstabe Charlie mit einem Verband anstatt einem Helm auf dem Kopf. Schießt nicht auf ihn. Over.« Mellas blickte zu Cortell auf, der nickte und dessen schmutzige Bandage sich schon leicht zu lösen begann.
    »Sag ihm, er soll Rauch hochgehen lassen, wenn er da ist, damit wir nicht auf ihn schießen. Over«, gab Hawke zurück.
    Mellas gab es weiter und Cortell nickte erneut. Mellas hakte seine letzte Rauchgranate von seinem Gurtzeug los und gab sie Cortell.
    Plötzlich gab es ganz nahe eine Explosion. Die drei fuhren zusammen. Man hörte Gebrüll auf Spanisch. Amarillo hatte zwei Granaten in einen Bunker knapp unterhalb von ihnen geworfen und kroch nun rasch hinein. Man hörte ein kurzes Geknatter von Schüssen aus seiner 45 er. Alles wartete entsetzt, den Blick auf den Bunkereingang gerichtet.
    Das vertraute Tarnmuster des Dschungel-Kampfanzugs der Marines tauchte auf, die Rückseite vorneweg. Amarillo zerrte einen von Granatsplittern verstümmelten Körper hinter sich her aus dem Bunker. Die Schüsse waren alle in den Schädel des Mannes abgegeben worden.
    Dann sauste mit wütendem Surren ein Querschläger des NVA -Maschinengewehrs über ihre Köpfe. »Okay, Cortell. Auf geht’s«, sagte Mellas.
    Cortell robbte davon, um sich seiner Gruppe anzuschließen. Mellas reckte den Kopf aus dem Loch, das er und Jackson sich mit den beiden toten Nordvietnamesen teilten. Er zog einen der Toten nach unten, drückte ihn auf den Boden des Lochs und stellte sich darauf, um eine etwas bessere Sicht zu haben. Die LZ war verlassen bis auf Robertsons Leiche, die ausgestreckt neben dem gesprengten MG -Bunker lag.
    Auf dem Matterhorn stand kein Baum mehr. Das dichte Gebüsch, in das er und Scar bei ihrer Ankunft gestürzt

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