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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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sich schon wieder aufzurichten begannen. Und es gab einen Pfad, der schon wieder zuwuchs und bald verschwunden sein würde. Es war nur ein Tag wie jeder andere in der Welt des Faktischen. Aber er war doch anders, weil Mellas ein gutes Stück in das Geheimnis eingedrungen war und er die Dinge nun anders sah.
    Er machte beim Befehlsstand halt, um sich nach Jackson zu erkundigen. Fitch sagte, er lebe noch.
    Vier Phantom-Düsenjäger donnerten über die Bergkuppe und erfüllten die Morgendämmerung mit Lärm, während in dem Tal im Nordwesten Artilleriefeuer ausbrach. »Das ist die Vorbereitung für Speeding Home Kilo«, murmelte Fitch, an niemand Besonderen gewandt. Bald flogen vier CH - 46 in das Tal im Norden ein. Die gesamte Befehlsstandsgruppe hörte auf Kilos Frequenz mit, als der Führer des vorderen Zugs eine sichere Zone meldete.
    »Die Gooks verkrümeln sich«, verkündete Pallack. Alle lächelten. Mellas vermutete jedoch, dass Kilos Job darin bestand, die Fluchtwege abzuriegeln. Sie würden bald genug zu tun bekommen.
    Hawke schloss sich ihnen an, und Fitch ließ seinen Kaffee herumgehen. Sie beschlossen, zwischen Matterhorn und Helicopter Hill eine neue Landezone zu bauen, die von den NVA -Beobachtern nicht einzusehen war, um die noch gehfähigen Verwundeten wie Mellas zu evakuieren. Mellas gab Conman den Zug, und man half ihm den Berg hinunter zu der neuen Zone, wo er zusammenklappte.
    Nur halb bei Bewusstsein, lag er da. Anne geisterte durch seine Gedanken, und beim Aufwachen spürte er die verborgene Sonne in seinem Gesicht oder den kühlen Dunst – und eine Leere und eine Sehnsucht nach ihr, wie er sie noch nie empfunden hatte. Aber zugleich wusste er, dass es sinnlos war zu glauben, sie kämen wieder zusammen, zumal das ohnehin Monate in der Zukunft lag. In Sydney gab es weiße Mädchen. Mit runden Augen. Vielleicht würde er ins Hinterland gehen. Eine abgelegene Farm mit Schafen. Vielleicht würde er sich dort verlieben. Vielleicht würde er sein Auge retten. Alles schien Teil eines Zyklus zu sein, während er in das graue Nichts über sich starrte, das Rauschen ferner Wellen an einem warmen Strand hörte, spürte, wie die Sonne seinen Körper wie verdampfenden Regen emporzog.
    Dann fiel ihm Vancouvers Schwert ein, das noch im Befehlsstandsbunker auf dem Helicopter Hill lag. Er überredete zwei von den gehfähigen Verwundeten, als Absicherung mitzukommen.
    In dem kleinen Bunker hatte Stevens Wache. Ein Arbeitstrupp war gerade damit beschäftigt, einen größeren Bunker für die Befehlsstandsgruppe fertigzustellen. Mellas konnte den Colonel und den Three sehen, die sich mit Bainford unterhielten und dabei mit gezückten Karten irgendetwas hoch oben im Norden betrachteten. Im trüben Licht nickte er Stevens zu, kroch in die hintere Ecke und nahm das Schwert an sich.
    »Ist das deins, Mellas?«, fragte Stevens verblüfft.
    Mellas beäugte ihn für einen langen Moment. »Das weiß ich nicht«, sagte er schließlich. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Ja. Okay«, sagte Stevens. »Ihr habt gestern einen Mordsjob gemacht.«
    Stevens mit nur einem Auge anzuschauen, machte Mellas bewusst, dass er das Sehen als etwas Selbstverständliches betrachtet hatte. Nun, auf diese Weise, sah er Stevens anders als zuvor. Er konnte ihm wegen der Bemerkung nicht böse sein. Stevens war einfach nur Stevens, ein Rädchen in der Maschinerie, jemand, der einfach nur nett sein wollte. Und Mellas war einfach nur Mellas, ein anderes Rädchen, jemand, der beschloss, nicht wütend zu werden. Ein Rädchen zu sein, gefiel ihm nicht besonders, aber so war es nun mal. Er musste über sein stummes Zwiegespräch lächeln. »Danke«, sagte er.
    Er kehrte zu der neuen LZ zurück und schlief dort ein, das Schwert neben sich.
    Jemand stieß mit dem Fuß seinen Stiefel an. Mellas öffnete sein noch funktionierendes Auge. Gestört zu werden, erfüllte ihn mit hässlicher Wut.
    Es war McCarthy. Die Alpha-Kompanie wand sich als lange Schlange durch die kleine Landezone. »Wach auf, du Knallkopf«, sagte McCarthy. »Ich hab eine Ewigkeit gebraucht, um dich mit diesem gottverdammten Verband um den Kopf zu finden.«
    Lächelnd streckte Mellas die Hand nach oben zu McCarthy aus. McCarthys Funker rauchte ungeduldig. »Wo wollt ihr denn hin?«, fragte Mellas.
    »Nach Westen. Two Twenty-Four hat direkt an der DMZ , am Laos-Ende des Tals, eine Sperrposition bezogen. Wir fungieren als Hammer. Die Charlie-Kompanie bricht gerade in Richtung Norden auf. Euch

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