Matterhorn
über die Schulter. »Bell, nehmen Sie dem Mann die Waffe ab.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt …«
»Sie befolgen Befehle, Lieutenant, oder ich melde Sie.«
Sie ging zum nächsten Mann, las seine Medevak-Marke, schrieb etwas auf ihrem Klemmbrett.
Bell, ein Lazarett-Sanitäter, kam herüber und nahm das Schwert. Er betrachtete es abschätzend.
»Woher weiß ich, dass ich es wiederkriege?«, fragte Mellas erneut.
»Sie holen es ab, wenn Sie Ihren Marschbefehl zurück an Land bekommen, Sir.«
»Ich will eine Empfangsbestätigung.«
»Sir, Sie halten den Betrieb auf. Wir haben hier Marines vom Vierundzwanzigsten, die in der Scheiße stecken und …«
»Ich bin vom Vierundzwanzigsten, und ich will eine Empfangsbestätigung, Scheiße noch mal.«
»Wir haben keine Empfangsbestätigungen für Schwerter, Lieutenant. Ihr Schwert kommt zu den Gewehren. Es geht schon nicht verloren.«
»Drei von meinen Leuten haben ihre Gewehre selbst bezahlen müssen, weil irgendein Arsch von der Navy sie an die Gooks vertickt hat. Ich will eine Empfangsbestätigung, und zwar jetzt gleich.«
Bell sah sich Hilfe suchend um. Er machte die Schwester ausfindig und ging zu ihr. Mellas sah, wie sie die Lippen zusammenpresste, dann etwas zu Bell sagte. Bell kam zurück. »Sie müssen warten, Sir. Sie sagt, sie hat zu tun.«
Als die letzte Trage im Schiffsinneren verschwand, kam die Schwester in sehr gerader Haltung zu Mellas herüber. »Also, was ist das Problem, Lieutenant?«
»Ma’am, der Lieutenant hätte gern eine Empfangsbestätigung für die Waffe des Lieutenants, Ma’am.«
»Eine Empfangsbestätigung. Aha.« Sie warf einen Blick auf ihr Klemmbrett. »Mellas, Second Lieutenant, Bravo-Kompanie, Erstes Bataillon, Vierundzwanzigstes Marineinfanterieregiment. Richtig?«
»Jawohl, Ma’am«, erwiderte Mellas.
»Ich erteile Ihnen jetzt im Beisein von HM - 1 Bell einen direkten Befehl, Second Lieutenant Mellas. Falls Sie diesen Befehl nicht befolgen, stelle ich Sie wegen Nichtbefolgung eines direkten Befehls unter Arrest. Ist das klar?«
»Jawohl, Ma’am«, sagte Mellas knapp.
»Lieutenant Mellas, übergeben Sie HM - 1 Bell Ihre Waffe, dieses Schwert, und machen Sie, dass sie auf die Offiziersstation kommen. Wenn Sie sich in zehn Sekunden nicht bewegen, stelle ich Sie unter Arrest. Auf jeden Fall werde ich Sie wegen Störung der Triage melden.«
Mellas wusste, wann er gegen die Maschinerie nicht ankam. Er gab Bell das Schwert.
Auf der Offiziersstation nahm ein anderer Sanitäter Mellas’ stinkenden Kampfanzug an sich, doch die Stiefel gab Mellas nicht her. Er band sie am Fußende seines Bettes fest und funkelte den Sanitäter an. Als er das Gefühl hatte, die Stiefel seien sicher, besorgte er sich eine Waschschüssel, füllte sie mit warmem Wasser und steckte mit einem tiefen Seufzer beide Füße hinein. Irgendwann später holte ihn die Stimme eines weiteren Sanitäters in die Wirklichkeit zurück. »Wundtoilette, Lieutenant«, sagte er. Widerstrebend nahm Mellas die Füße aus der Schüssel.
Man legte ihn auf eine fahrbare Trage und schob ihn tiefer ins Schiffsinnere. Dort verabreichte man ihm eine lokale Betäubung, und er sah zu, wie man ihm Metall, Dreck und Stoffreste aus den Beinen pflückte, totes Fleisch wegschnitt und die Schrapnellwunden dann säuberte und neu verband. »Der Rest kommt von allein raus«, sagte der Chirurg, während er sich schon dem nächsten Problem auf seiner Liste widmete und sich die Hände abwischte. Ein Sanitäter schob Mellas zu seinem Bett zurück. Um ihn ins Bett zu bekommen, musste er Mellas aufwecken.
Er schreckte mit hämmerndem Herzen aus dem Schlaf hoch, als er seinen Namen hörte. Er holte tief Luft und suchte mit seinem gesunden Auge hektisch nach Gefahr. Eine rothaarige Schwester, deren Namensschild sie als »Elsked, K. E.« auswies, stand vor ihm. Wie die Schwester bei der Triage trug sie die Doppelstreifen eines Navy Lieutenant. Sie war kurz angebunden. »Sie sollen in fünf Minuten im Operationssaal sein, Lieutenant.« Sie warf einen Blick auf seine bandagierten Beine. »Können Sie gehen, oder brauchen Sie Hilfe?«
»Wie es praktischer ist«, antwortete Mellas. Er kroch aus dem Bett und setzte sich auf steifen Beinen in Bewegung. Sie ging ihm voran den Gang entlang und drehte sich ab und zu um, um festzustellen, wie weit zurück er war.
Mellas beobachtete jede ihrer Bewegungen, nahm ihre Hüften und den Umriss ihres BH -Verschlusses unter dem gestärkten weißen Synthetikstoff
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