Matterhorn
Mellas. »Sie zählen Pillen für eine Neubestellung, wenn das Bataillon hierher kommt.
»Das Bataillon?«, fragte Bass und sah ihn schräg an.
»Morgen. Die Vögel sind schon alle vorgemerkt. Das heißt, alle müssen sich in vorschriftsmäßigen Zustand bringen.«
Jancowitz und Connolly, die das Ganze schon mal erlebt hatten, nickten. Jacobs schrieb in seinem Notizbuch drauflos. »H-H-Haare schneiden, Lieutenant?«, fragte er.
»Ja, Jake«, sagte Mellas mit nur einer Spur von Sarkasmus.
»Womit? Mit unseren Scheiß-K-Bar-Messern?«, fragte Bass.
Jancowitz kicherte. »Ich hab gedacht, euch Lebenslänglichen wachsen die Haare von Natur aus kurz.«
»Wenn du weiter das Maul aufreißt«, erwiderte Bass, »dann schneide ich dir deine mit dem Klappspaten, und hinterher stecke ich ihn dir so tief in den Arsch, dass du die nächste Möse mit dem Blatt lecken kannst.«
»Ich wüsste nicht, was zum Geier dagegen spricht«, erwiderte Jancowitz, keineswegs eingeschüchtert. »Wir machen doch auch sonst alles mit dem Klappspaten.«
»Es geht das Gerücht«, mischte sich Mellas ein, »dass Cassidy bei den Artillerieleuten ein paar Scheren abgestaubt hat. Die lässt er rumgehen, und reichlich Wasser haben die auch. Also rasieren sich alle. Und was das Rasieren angeht – keine Schnurrbärte, außer man ist E- 5 oder höher.«
»Quatsch, Sir!« Jancowitz sah aus, als fühlte er sich betrogen. »Scheiße, ich bin Gruppenführer, und Gruppenführer dürfen einen Schnurrbart haben. Das war schon immer so.« Er hatte Susi davon geschrieben.
»Janc, die Anweisung lautet, E- 5 und darüber.«
»Deinen sieht doch jetzt eh keiner«, sagte Bass. »Was regst du dich so auf?«
»Ich verspreche Ihnen, ich halte mich von der LZ fern. Keiner wird mich sehen.« Er sah Bass und Mellas an. Keiner von beiden konnte ihm helfen.
»Schnurrbärte werden abrasiert, und jeder, der einen Haarschnitt braucht, kriegt die Haare geschnitten«, sagte Mellas rasch, um jede Gegenrede im Keim zu ersticken. »So viel dazu. Wer hat morgen Spähtrupp?« Connolly und Jacobs hoben einen Finger. »Okay, ich gehe mit Conman. Bass geht mit Jacobs.« Mellas erläuterte kurz die Routen, und gemeinsam legten sie Ziele für vorbereitendes Geschütz- und Granatwerferfeuer fest. Mellas konnte gut mit Landkarten umgehen, und das war auch den Männern seines Zuges nicht entgangen – ihr Leben hing davon ab. Fredrickson tauchte auf, gab die tägliche Dosis Malariatabletten aus, und dann gingen sie auseinander.
Mellas aß gerade klebriges C-Ration-Rindfleisch und Kartoffeln, vermischt mit Apfelmus und etwas von Bass sorgfältig rationierter Worcestersoße, als Jancowitz den Hang wieder heraufgetrottet kam, diesmal mit Parker im Schlepptau. Bass, der Wasser für Kaffee heiß machte, schaute zu Mellas herüber. »Ich wette um eine Dose Pfirsiche, dass Parker sich nicht die Haare schneiden lassen will«, sagte er.
»Scheiße«, sagte Mellas.
»Ränge haben ihre Privilegien«, sagte Bass lächelnd, mit halb geschlossenen Augen.
Die beiden Ankömmlinge erreichten die kleine ebene Stelle, die sich die Befehlsstandsgruppe des Zugs teilte. Mellas aß noch einen Löffel, bevor er ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm.
»Okay, Janc, was ist das Problem?«
»Parker will mit dem Kompaniechef reden, Sir.«
»Wieso das, Parker?«, fragte Mellas und sah ihn an.
»Ich lass mir die Haare nicht schneiden.«
»Scheiße, was hast du gesagt?« Bass stand auf, das Kinn vorgereckt, die Blechdose mit heißem Wasser in der Hand. »Du sprichst mit dem Lieutenant, Parker.« Mellas schien das kaum der richtige Zeitpunkt zu sein, der militärischen Etikette Geltung zu verschaffen, aber er ließ Bass machen.
»Sir, ich brauche keinen Haarschnitt, und ich möchte mit dem Skipper reden, Sir« , wiederholte Parker.
Bass setzte sich hin. Jeder Marine hatte das Recht, ein Gespräch mit dem Skipper zu verlangen. Mellas betrachtete Parkers Haar. Es war gekräuselt, fast schon ein Afro. Es bestand kaum ein Zweifel daran, dass die Bataillonsoberen es zu lang finden würden, nicht nur, weil das Marine Corps extrem kurzes Haar bevorzugte, sondern auch wegen der politischen Implikationen. »Okay, Janc«, sagte er, »ich übernehme. Danke.«
Jancowitz nickte und ging wieder den Hang hinunter, wo Hippy mit der Schere in der Hand einen weiteren Kunden musterte, der mit einem Handtuch um den Hals auf seiner Gewehrauflage saß. Mellas deutete auf eine alte Munitionspalette. »Setzen Sie sich, Parker. Ich
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