Matterhorn
jedoch von Skosh unterbrochen, der das Funkgerät mitbrachte. »Es ist der Six«, sagte er. Er hockte sich hin und begann ganz unbefangen, Mellas’ Brief zu lesen, bis dieser ihn wegriss.
Fitchs Stimme knisterte über das Netz. »Ihr Buchstabe Papa, der gerade hier war, hat zwanzig Minuten Zeit, sich seine Scheißhaare schneiden zu lassen. Und danach will ich ihn sehen. Alles klar?«
»Alles klar.« Mellas seufzte und reichte Skosh den Handapparat zurück. »Warum muss ich mich mitten im Dschungel mit so einem Mist rumärgern, bloß weil demnächst irgendein Colonel hier aufkreuzt?«
Skosh zuckte die Schultern. »Wir sind hier immer die Gefickten, Sir.«
Mellas ging zu Jancowitz’ Abschnitt hinunter. Parker unterhielt sich gerade mit Mole, der – wie viele Brothers im Bataillon – eine Schlinge aus kräftiger khakifarbener Nylonschnur um den Hals trug. Mellas vermutete, dass es irgendetwas mit den Lynchmorden zu tun hatte, mochte aber nicht fragen. Die übrigen Schwarzen der Dritten Gruppe standen um die beiden herum. Sie verstummten, als sie Mellas näher kommen sahen.
Alle hatten sich die Haare schneiden lassen, außer Parker. Jackson, das runde Gesicht entspannt, ergriff das Wort und blickte Mellas dabei ruhig in die Augen. »Sir, ich finde, die schikanieren die Brothers mit dieser Haareschneiderei.« Es wurde ohne erkennbaren Zorn geäußert.
Mellas bemühte sich nach Kräften um den gleichen Ton. »Jackson, in der Sache hat keiner eine Wahl. Krauses Haar sieht nun mal nicht vorschriftsmäßig aus, und morgen kommt der Big Six, und Lieutenant Fitch steht unter Druck. Ich will jetzt wirklich nichts mehr davon hören.«
»Ja, Sir«, sagte Jackson und wandte sich ab.
Mellas sah Parker an. »Sie wissen, dass Sie noch ungefähr fünfzehn Minuten Zeit haben, ja?«
»Ja, Sir«, murmelte Parker.
»Okay. Erledigen Sie das, und dann gehen Sie zum Skipper hoch, und wir vergessen den ganzen Mist.«
Es war fast dunkel, als PFC Tyrell Broyer sah, wie Gunny Cassidy und Sergeant Ridlow aus Lieutenant Goodwins Zug den Hang herunterkamen. Cassidy hatte eine Schere in der Hand. Nervös rückte sich Broyer die Brille zurecht, obwohl sie gar nicht verrutscht war. Er warf einen Blick auf Parker, der das Zweimann-Schützenloch mit ihm teilte. Cassidy und Ridlow verschwanden in Bass’ Unterschlupf, und Broyer hörte sie lachen.
Parker, der die Haare noch immer nicht geschnitten hatte, lehnte an der Rückwand des Schützenlochs und starrte in den Dschungel. Sein Gewehr lag auf einem Plastiksandsack, und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
»Hey, Brother«, sagte Broyer leise, »ich glaube, gleich gibt’s Ärger wegen deinen Haaren.«
Parker gab einen Grunzlaut von sich und spuckte aus. »Reaktionäre Wichser, scheinheilige.«
Broyer sah wieder zu dem Unterschlupf oberhalb von ihnen. Sergeant Bass kam herausgekrochen, seine muskulösen Arme unterhalb der ordentlich aufgekrempelten Ärmel deutlich sichtbar. Hinter Bass tauchte mit finster entschlossenem Gesicht Cassidy auf. Als Nächster kam Ridlow. Parker warf einen raschen Blick über die Schulter und wandte sich sofort wieder ab, die Miene steinern. Broyer wäre am liebsten losgelaufen, um Hilfe zu holen, wusste aber nicht, an wen er sich wenden sollte. Er rechtfertigte seine Untätigkeit, indem er sich ins Gedächtnis rief, dass er sein Schützenloch während der hundertprozentigen Alarmbereitschaft am Abend nicht verlassen durfte. Nervös trat er von einem Bein aufs andere.
Leise scharten sich die Sergeants um sie.
»Es wird Zeit, Parker«, sagte Cassidy. »Wie ich sehe, hast du beschlossen, dass du es lieber von einem Profi machen lässt.«
Parker biss die Zähne zusammen.
»Antworte gefälligst, du Scheißkerl, wenn du angesprochen wirst«, sagte Bass.
Bass hatte sich vor dem Schützenloch aufgebaut und starrte Parker direkt ins Gesicht. Ridlow stand rechts von ihm, seine Stiefel neben Parkers Gesicht. Bass bedeutete Broyer zu verschwinden, und Broyer kletterte aus dem Loch, immer noch ratlos, wohin er gehen sollte. Er sah, dass der Rest der Gruppe schweigend zuschaute.
»Hast du mich verstanden, du Arschgesicht?«, fragte Cassidy.
»Ja, Sir«, murmelte Parker.
»Ich hab nichts gehört, Parker«, sagte Bass lächelnd.
»Ja, Sir« , spuckte Parker aus.
»Wie hättest du’s denn gern, Parker?«, fragte Cassidy. »Den Scheitel links? Was meinen Sie, Sergeant Bass? Oder was würde man bei Sassoon mit ihm machen?«
»Ja, vielleicht links«,
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