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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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ersten, betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen durch seine Brille und hatte nicht die geringste Lust anzufangen. Seine Hand war geschwollen. Er hatte sich vor zwei Tagen an Rasiermessergras geschnitten, und der Schnitt hatte sich infiziert. Er war deswegen beim Squid gewesen, aber Fredrickson hatte auch nicht mehr tun können, als irgendeinen roten Scheiß draufzupinseln und ihm Darvon gegen die Schmerzen zu geben. Als er den Griff seines K-Bar-Messers anfasste, tat es so weh, dass er die Hand am liebsten wieder weggezogen, sie unter seine Achselhöhle gesteckt und den Schmerz mit seiner Körperwärme gelindert hätte.
    Er hackte mit dem Messer auf den Baumstamm ein. Der Schmerz war fürchterlich. Die Klinge prallte von dem harten Holz ab und hinterließ nur eine kleine Kerbe. Er starrte die Kerbe an. Dann nahm er die linke Hand und versuchte es erneut. Mit der Linken brachte er nichts zustande; das K-Bar federte bloß vom Holz zurück, anstatt darin einzudringen.
    »Du musst wütend auf die Dinger werden«, sagte Jancowitz, der unerwartet hinter Broyer auftauchte. »So.« Er nahm Broyer das K-Bar aus der Hand und attackierte fluchend den Stamm. Immer wieder hieb er das große Messer gegen das Holz. Er brüllte Obszönitäten. Kleine Späne begannen sich von dem Holz zu lösen. Janc hörte abrupt auf und lächelte. Er schleuderte das Messer mit der Spitze nach vorn ins Holz, wo es zitternd stecken blieb. »Noch acht Scheißtage, bis ich Susi in Bangkok sehe«, sagte er. An den Stellungen entlang stapfte er davon.
    Als die Zweite Gruppe vom Spähtrupp zurückkam, bemerkte Jacobs sofort, wie weit seine Gruppe beim Bunkerbau zurücklag, obwohl Lieutenant Mellas und Sergeant Bass ihm versprochen hatten, dass die Gruppen, die nicht auf Spähtrupp gingen, im gesamten Sektor des Zugs gleichermaßen hart arbeiten würden. Um Hippys Maschinengewehrstellung waren auch tatsächlich die Anfänge einer Wand zu sehen, außerdem ein paar ziemlich krumme Hölzer, die Jakes Vermutung nach von den anderen Gruppen aussortiert worden waren. Er setzte sich schwer in den Morast und ließ die Beine in das Loch baumeln.
    Hippy nahm seine Drahtgestellbrille ab und wischte sie an seinem Hemd sauber. Er hielt sie in den Regen und schaute hindurch. Dann setzte er sie wieder auf und zog mit schmerzverzerrter Miene seine Stiefel aus. Vorsichtig schälte er sich die nassen Socken von den Füßen, die verfärbt und geschwollen waren.
    »Die sehen aber verdammt hässlich aus«, sagte Jake.
    Hippy gab einen Grunzlaut von sich. Er begann, sich die Füße zu massieren. »So ist das.« Er rieb sie sich noch eine Zeit lang, dann zog er sich, vor Schmerz zusammenzuckend, die Stiefel wieder an und begann, das Maschinengewehr zu zerlegen, um es von Schmutz und Vegetation zu reinigen.
    Jake wünschte verzweifelt, Fisher wäre wieder da, aber Fisher war weg. Einfach so, abtransportiert, und nun saß er hier und ließ die Füße in Hippys Maschinengewehrstellung baumeln, alle waren fix und fertig, der Scheißregen drosch in den Boden, seine Gruppe hatte keine Bunker und nur noch zwei Tage Zeit, um welche zu bauen.
    »Kein Schwein hat heute was für uns gemacht«, sagte Jake. Er trat gegen den Rand von Hippys Loch, und ein Schlammbrocken klatschte ins Wasser. Er sah Lieutenant Mellas aus Conmans Sektor auf sie zukommen.
    Mellas ging neben dem Loch in die Hocke. »Dachte, ich erspar Ihnen die Mühe, den Hang raufzukraxeln, um bei mir Meldung zu machen.«
    Jake bemerkte, dass auch Mellas müde und dreckig war, und der Gedanke, dass der Lieutenant ebenfalls an den Stellungen gearbeitet hatte, tat ihm gut. »Nichts, Sir. Nichts als Regen und Scheißdschungel.«
    »Keine Fußabdrücke? Nichts?«
    »Sie waren doch selber draußen. Nichts.«
    Plötzlich klatschte in kräftigen Güssen Regen auf sie herunter. Wasser lief Jake in winzigen Kaskaden vom Helm auf die Nase und den Hals. Er betrachtete die Stellungen. »Wie ich sehe, haben die heute an unseren Bunkern eine Menge geschafft. Sir.«
    Mellas wandte kurz den Blick ab. »Die haben ihr Bestes gegeben. So wie die das sehen, habt ihr euch zu einem Spaziergang im Park abseilen dürfen.«
    Hippy setzte mit einem lauten Geräusch den Schlagbolzen des Maschinengewehrs ein, sodass Jake und Mellas zusammenzuckten. »Sagen Sie mir eins, Lieutenant«, sagte Hippy. »Sagen Sie mir einfach, wo das Gold ist.«
    »Das Gold?« Mellas machte ein verwirrtes Gesicht, aber Jake wusste, dass Hippy sich mit einem bestimmten

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