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Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
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zur Landkarte hinüber und begann, Stevens nach der Aufstellung der Alpha- und der Charlie-Kompanie in dem Tal im Norden zu befragen.
    »Das Marine Corps braucht auch Anwälte«, sagte Blakely.
    »Ich weiß, Sir. Aber für mich gibt es nur einen Grund, im Marine Corps zu bleiben – ich möchte Männer führen. Deswegen bin ich Oh Three.« Mellas bemerkte, dass Blakely einen Ring der Naval Academy, Simpson dagegen überhaupt keinen Ring trug. »Die meisten meiner Freunde aus Princeton studieren natürlich Jura«, fügte er hinzu, weil er wusste, dass Blakely den Hinweis aufgreifen würde.
    »Herr des Himmels«, sagte Simpson mit einem Schnauben, »wie konnten wir nur jemand mit einer kommunistischen Ausbildung ins Marine Corps lassen?« Blakely und Mellas gaben genau wie Stevens das erwartete Lachen von sich.
    »Na ja, Sir«, sagte Mellas, »Sie wissen doch, wie die Maßstäbe seit Ihrem Eintritt in den Keller gegangen sind.«
    »Und ob«, sagte Simpson.
    Mellas wusste, er war gut angekommen. Er wusste auch, dass dies der perfekte Zeitpunkt zum Gehen wäre, aber er war noch nicht fertig. »Ich weiß nicht, wie sich das Jurastudium mit der Führung eines Zugs vergleichen kann. Zugführer zu sein, ist bestimmt die tollste Erfahrung meines Lebens. Zu übertreffen wäre das wahrscheinlich nur noch von der Führung einer Kompanie.« Blakely nickte. Mellas merkte, dass es ihn zum Lieutenant Colonel hinzog. »Ich habe wirklich Glück gehabt, dass ich Lieutenant Hawkes früheren Zug bekommen habe. Er ist einer der Besten. Er wird uns wirklich fehlen, wenn er aus dem Busch rauskommt.«
    Blakely zog die Brauen hoch. »Ist er denn bald fällig?«
    »Überfällig. Und praktisch schon auf dem Sprung.« Mellas lachte. »Er ist seit fast zehn Monaten im Busch. Allerdings schon blöd, die ganze Erfahrung zu verlieren, damit neue Lieutenants wie ich sie machen können. Für die Männer ist das hart.« Mellas hielt inne, dann hellte sich seine Miene auf. »Leute wie Hawke schnappt sich das Corps bestimmt so früh wie möglich.«
    Blakely lächelte selbstgefällig. »Wir schaffen es schon, die Guten zu halten.«
    Er und Mellas tanzten miteinander, aber was sie beide anging, war es nur Geplauder. Wie bei den meisten guten Tänzern sah es ganz ungezwungen aus.
    Nach Ablauf der Dreitagesfrist waren die Bunker erst halb fertig. Weil die Batterie nun ein sehr viel lohnenderes Ziel für die NVA bot, musste der Radius der Spähtrupps um den Berg erweitert werden, weshalb sie sehr viel mehr Zeit und Anstrengung kosteten. Die Marines kehrten jedes Mal erschöpft davon zurück, nur um dann anzufangen, Bäume mit C 4 in einzelne Stücke zu sprengen und diese dann mit K-Bar-Messern zu bearbeiten. Die unaufhörliche körperliche Anstrengung in Verbindung mit dem Monsunregen, dem Morast und dem unablässigen Hämmern der Artillerie ließ sie fast in Stumpfsinn verfallen.
    Aber sie blieben dran und gruben ihre Kampfstände immer tiefer in den von Wurzeln durchzogenen Boden. Die Bunkerüberdeckungen mussten so hoch über den Kampfständen angelegt werden, dass ein Mann auf einer Trittstufe stehen und über die Brustwehr schießen konnte. Sie mussten auf Stützwänden aufliegen, die aus mit Lehm gefüllten Sandsäcken bestanden. Diese Wände und ihre neuen Ein- und Ausgänge waren auf der hangabwärts gelegenen Seite schließlich über einen Meter hoch, während sie auf der hangaufwärts gelegenen Seite nur knapp über Bodenniveau lagen.
    Die Verteidigungsstellungen wurden deutlicher erkennbar. Sie bestanden nicht mehr aus einfachen Löchern, die sich in die Erde und das Gewirr aus abgerissenen Ästen und Unterholz einfügten. Man hatte die Löcher in nackte, eckige Bauten verwandelt, die sich deutlich von der entblößten Bergkuppe abhoben und wie Erker aus dem Hang herausragten.
    Mellas schuftete wie alle anderen und lernte von Jancowitz die Feinheiten des Bunkerbaus. Man verwendete keine Steine, weil sie zu tödlichen Splittern zerbarsten. Man hob Gruben mit Trittstufen aus, um Füße und Hintern von stehendem Wasser frei zu halten. Man verbaute abwechselnd hartes und weiches Material, um die Sprengwirkung zu dämpfen. Bald half Mellas nicht mehr nur beim Hacken und Schleppen, sondern fand auch Gefallen an der komplizierten Planung der Gesamtverteidigung. Er ging das Gelände vom Dschungel aufwärts gründlich ab und stellte fest, welche natürlichen Annäherungswege sich aus dessen Beschaffenheit für Angreifer ergaben. Dann legte er die Bunker so

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