Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Matterhorn

Matterhorn

Titel: Matterhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marlantes
Vom Netzwerk:
teilen, tat gut. Es erinnerte Mellas an das Herumgehenlassen eines Joints.
    Hawke nahm noch einen Schluck, stellte den dampfenden Becher auf den Boden und nahm den Handapparat des Funkgeräts. »Bravo Six, hier ist Bravo Five. Over.«
    »Ja, Five«, gab Fitch zurück.
    »Bravo One Actual und ich sind hier bei Bravo One Assist, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ihr beide danebenliegt. Wir sind null Komma drei nach unten und vier Komma fünf nach rechts. Over.«
    Daniels’ Stimme knisterte über den Äther. »Positiv, Skipper.«
    Kurzes Schweigen trat ein, dann war Fitch wieder in der Leitung. »Okay, das kaufe ich. Haben Sie das verstanden, Bravo Three? Over.«
    »Roger, Verstanden«, sagte Kendall. »Wenn das wirklich stimmt, muss ich erst aus dieser kleinen Rinne raus, weil wir in die falsche Richtung unterwegs sind. Over.«
    »Ach du Schande«, murmelte Bass.
    »Bravo Two, hier ist Bravo Six. Haben Sie unsere Position verstanden? Over.«
    »Scheiße, klar doch, Jack. Over.«
    »Hören Sie, Scar, ich weiß, dass Sie eigentlich erst morgen mit der Spitze dran sind, aber könnten Sie sie schon heute Nachmittag übernehmen, damit Three sich an uns dranhängen kann, wenn wir vorbeikommen? Over.«
    Kurzes Schweigen trat ein, während Goodwin die Bitte gegen die zusätzlich Gefahr abwog.
    »Okay, Jack. Bravo Two, out.«
    Mellas überließ Hawke und Bass sich selbst und arbeitete sich nach vorn zu Hamilton durch, der ihm den Handapparat hinhielt. »Der Skipper will mit Ihnen reden.« Sein Tonfall ließ Mellas vermuten, dass etwas schiefgelaufen war.
    Er meldete sich: »Bravo Six, hier ist Bravo One Actual. Over.«
    »Scheiße, Bravo One, wo haben Sie gesteckt? Sie gehen nirgendwohin ohne Ihr Funkgerät. Ist das klar? Haben Sie das verstanden? Over.«
    Mellas errötete und funkelte Hamilton wütend an, der den Blick abgewandt hatte und die Riemen des schweren Funkgeräts einstellte, damit es ihm bequemer auf dem Rücken saß.
    »Roger, das habe ich verstanden.« Mellas wusste, das jeder am Funknetz seinen Fehler mitbekam. Wortlos reichte er Hamilton den Handapparat zurück.
    »Ich hätte mit Ihnen gehen sollen«, murmelte Hamilton. »Tut mir leid, Sir. Ich lass Sie nicht noch mal hängen.«
    »Für Tut-mir-leid kann ich mir nichts kaufen«, blaffte Mellas. Er langte nach seinem schweren Marschgepäck und hievte es sich auf den Rücken. Er rückte seine Munitionsgurte zurecht und nahm einen kräftigen Schluck abgestandenes, mit Halazon behandeltes Wasser. »Verdammt. Ich hätte es selbst besser wissen müssen«, sagte er. Er reichte Hamilton seine geöffnete Feldflasche.
    Mit Goodwin an der Spitze schleppte sich die Bravo-Kompanie vorwärts. Bald kamen sie an den wütend dreinschauenden Marines aus Kendalls Zug vorbei, die mit schussbereiten Gewehren im Unterholz saßen und zusahen, wie der Rest der Kompanie vorbeimarschierte. Mit Goodwins Zug an der Spitze kamen sie rascher vorwärts, aber noch immer nicht rasch genug für Colonel Simpson und Major Blakely, die inzwischen fast stündlich Positionsmeldungen von Fitch verlangten.
    Bei Einbruch der Nacht war die Kompanie noch immer vier Kilometer von dem Munitionsversteck entfernt. Der Colonel gab über Funk durch, dass die Munition bis Mittag am nächsten Tag in die Luft zu sprengen sei, andernfalls werde er Fitch ablösen lassen. Das ließ Fitch nur die Möglichkeit, die er gefürchtet hatte – die Kompanie in das Flusstal hinunterzuführen und den Weg zu nehmen, auf dem Alpha in den Hinterhalt geraten war.
    Als Mellas an diesem Abend die Schützenlöcher inspizierte, spürte er eine subtile Veränderung in der Atmosphäre. Eine im Monsun isolierte Warmluftzone zog langsam in Richtung Chinesisches Meer. Als sie sich am nächsten Tag in Marsch setzten und von dem hohen Kamm abstiegen, auf dem leichter Wind und die Kühle größerer Höhe herrschte, fühlte sich die Luft an wie eine über ihre Köpfe gezogene Wolldecke.
    Um zu dem Pfad hinunterzugelangen, mussten sie ihre Seile zu Hilfe nehmen. Hände wurden versengt und Blasen platzten auf, als sie sich mit schweren Lasten auf dem Rücken an steilen Felswänden hinunterhangelten. Schweiß brannte ihnen in den Augen. Die Nerven lagen blank. Mellas kam sich vor, als hätte er in einem stickigen Auto einen Asthmaanfall.
    Nach zwei Stunden erreichten sie den auf dem Talgrund verlaufenden Pfad. Er bildete einen schmalen, morastigen Tunnel im dichten Bewuchs. Durch die Decke aus überhängender Vegetation drang kaum

Weitere Kostenlose Bücher