Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
atmen. Der Augenblick war etwas besonderes, dass konnten sie deutlich spüren. „Ich …“, Rebekka schluckte und überlegte was genau sie eigentlich hatte sagen wollen, als Sally in den Keller hinunter kam und Sir Shane eine Tasse Tee anbot. Hastig, wie ertappt, sprangen sie auseinander. Eine große Lücke bildete sich zwischen ihnen, die Sally genügend Platz bot, um den Tee zu servieren und ihnen beiden die Gelegenheit gab wieder zu Atem zu kommen. Rebekka räusperte sich und fand als erstes ihre Stimme wieder: „Ich hole mein Umschlagtuch und meinen Hut und bin gleich bereit zum Aufbruch.“ Sie drehte sich um und lief zur Treppe.
Sebastian wartete bereits in der Dunkelheit auf seinen Dienstherrn und dessen Begleiterin. Er lungerte immer in unmittelbarer Nähe der Kutsche herum, zum einen für den Fall, dass Sir Shane plötzlich seine Dienste benötigte und zum anderen um ein wachsames Auge auf die geliebten Pferde zu haben. Meist lehnte er lässig an einem der riesigen Räder und beobachtete, wie die mit Dampf betriebenen Fahrzeuge über das Pflaster rumpelten. Nicht selten kam es vor, dass Spaziergänger hastig zur Seite springen mussten, um nicht von ihnen überrollt zu werden. Irgendwann würde er auch so ein Gefährt führen, dass hatte er sich fest vorgenommen. Sir Shane mochte diese neue Art von Transportmittel leider überhaupt nicht und würde sich wohl auch nie in ein solches hineinsetzen. Oft nannte er sie neuartige Höllenmaschinen und verfluchte sie lauthals, wenn sie an ihm vorbeirauschten. Nun kam er mit der Frau auf Sebastian zu, die er am Abend zuvor bereits mit ihm auf der Straße gesehen hatte. Er selbst war es ja gewesen, der dieser Dame ihr schönes Kleid beschmutzt hatte, um es mal freundlich auszudrücken. Böse schien sie ihm deshalb aber keineswegs zu sein, denn freundlich begrüßte sie ihn: „Guten Abend junger Mann! Heute werde ich, zum Glück, nicht außerhalb dieser Kutsche sein! Vielleicht könntest du etwas langsamer fahren?“ Dann zwinkerte sie ihm schelmisch zu. Sebastian verbeugte sich vor ihr, salutierte kurz und rief: „Aye Miss!“ Rebekka und auch Sir Shane mussten lachen und stiegen mit guter Laune in die Kutsche.
Als sie am Haus ankamen, legte Rebekka den Kopf zur Seite und horchte, während Sir Shane seine Nase in die Luft reckte und schnupperte. Beide sahen, wie auf Kommando, in dieselbe Richtung und stiegen hastig aus dem Gefährt. Die Pferde wieherten unruhig und stampften abwechselnd mit ihren Hufen auf. Sebastian sah Sir Shane fragend an und hob die Schultern. Das Verhalten der Pferde war so meist nur zu beobachten, wenn sich „Berauschte“ in der Nähe aufhielten. Sir Shane hielt einen Finger an die Lippen und zeigte dem Jungen dann mit ruhigen Handbewegungen, dass er ins Haus gehen solle. Nickend bestätigte Rebekka seine Vermutung, denn auch sie war der Ansicht, dass der Junge sich in Sicherheit bringen sollte. Hier draußen war es gewiss nicht sicher. Sir Shane mochte es zwar ganz und gar nicht, wenn sich diese Biester in der Nähe seines Grundbesitzes aufhielten, aber heute Nacht waren sie ihm vielleicht sogar eine unerwartete Hilfe. Natürlich würde er niemanden gefährden und seine Bediensteten würden das Haus nicht verlassen dürfen, aber das wäre kein Problem. Die „Berauschten“ mussten von dem Professor wissen, anders ließ sich ihr plötzliches auftauchen nicht erklären. Deshalb sagte er leise: „Wir sollten ebenfalls ins Haus gehen, Miss Brooks! Diese Vertreter hier könnten sich noch als nützlich erweisen.“ Rebekka runzelte zwar ungläubig die Stirn, folgte ihm aber ohne zu widersprechen.
Beide wurden bereits bei offener Tür erwartet. Maxwell sah besorgt drein und ließ schnell wieder die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen. Sir Shane blieb so ruhig wie zuvor und versuchte seinen Diener zu beruhigen: „Es ist alles okay, Max! Sagen Sie nur allen Bescheid, dass es heute Nacht ratsamer ist im Hause zu bleiben und das ich ausdrücklich wünsche, dass diese Bitte auch befolgt wird!“, dann schritt er an ihm vorbei in Richtung Bibliothek, mit dem Wissen, dass Maxwell seinen Befehl ohne weiteres befolgen würde. In seinem Lieblingszimmer angekommen, merkte er schnell, dass sein Freund Sir George ebenfalls bereits eingetroffen war, denn überall lag irgendetwas von ihm herum. Sein Gehrock lag zusammengerollt auf einem Sessel, sein Gehstock lag daneben und eine Tasse voller Tee stand auf dem Perserteppich, da der Tisch bereits zu voll
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