Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
registrierte der Professor. Natürlich hatte er keine, weil er sie ganz einfach nicht benötigte. Um den Hals trug er einen Anhänger aus Metall, der einer Wespe stark nachempfunden war, nur um das zehnfache vergrößert. Die ausgebreiteten Flügel hatten silberne Adern und eine schillernde Substanz, vielleicht Perlmutt, füllten den Rest aus. Winzige Schrauben und Zahnräder bildeten den Körper des Insekts und am Hinterleib steckte ein gigantischer Stachel aus Gold. Die Wespe baumelte an einer dicken Metallkette. Hinter diesem unsympathischen Kerl stand ein echter Schönling mit blonden Schulterlangen Haaren, der den Professor genau beobachtete. Er schien ihn regelrecht zu mustern. Dieser stützte sich mit beiden Armen vom Boden ab und kroch verzweifelt ein Stück weit Rückwärts, bis er mit dem Rücken an etwas hartem anstieß. Es war eine Wand aus massivem Holz. Mit Sicherheit war er auf dem Wasser, auf einem Boot, dachte er. Dicke Taue lagen auf dem Boden oder hingen in eisernen Verankerungen von der Decke herab, was seinen Verdacht noch verstärkte. Ein Schauer durchfuhr ihn. Wo brachte man ihn nur hin? Vielleicht hatte er Glück und das Boot lag noch im Hafen vor Anker. Dann musste er nur an Deck gelangen und von dort aus aufs Land. Das könnte seine einzige Chance sein um zu fliehen. Egal in welche Richtung er rennen würde, Hauptsache erst einmal weg von diesen Vampiren. Der Blick des Professors wanderte zwischen den Vampiren und dem möglichen Fluchtweg hin und her. Überall verstreut lagen glänzende und verrostete Maschinenteile herum. Neue und alte vermischt. Winzig kleine Teilchen und auch riesengroße. Vier brennende Gaslaternen schwankten im Gleichklang mit seinem Gefängnis hin und her. Der Schönling schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn lachend schüttelte er den Kopf. Dennoch machte er keinerlei Anstalten ihn aufzuhalten. Offensichtlich traute er dem Gelehrten nicht allzu viel zu. Eher machte es den Eindruck als würde ihn der Gedanke an einen flüchtenden Professor amüsieren, anstatt ihn achtsamer werden zu lassen. Was sollte schon ein Mann, deren beste Jahre schon so gut wie vorüber waren, gegen einen Vampir ausrichten!? Man hatte ihm nicht einmal Handfesseln angelegt. Ein bisschen beleidigt war Professor Harris schon, so offensichtlich als Schwächling behandelt zu werden. Mit Würde versuchte er sich aufzurappeln und auf die Beine zu kommen. Schwankend aber durch seinen verletzten Stolz angetrieben, stand er da und hielt sich an einem der Taue fest um sich einen halbwegs festen Stand zu verschaffen. Von dem blonden Vampir ging ein unangenehmer Geruch aus, so als hätte er zu viel Parfüm aufgetragen, das zudem auch noch unerträglich roch. Professor Harris rümpfte die Nase und versuchte so flach wie nur möglich durch den Mund zu atmen. Ihm war schwindelig und sein Magen drohte zu rebellieren, aber er hielt sich tapfer in der Senkrechten. Sein Herzschlag verlangsamte sich und wurde allmählich wieder normal. Unbemerkt versuchte er zu prüfen wie gut es mit seinen Beinen bestellt war. Das Zittern und kribbeln hatte schon deutlich nachgelassen. Er trat von einem Bein aufs andere und lief plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, mitten zwischen die beiden Vampire hindurch und stürzte sich auf die Gusseiserne Wendeltreppe die nach oben führte. Der hünenhafte Vampir machte einen Satz in seine Richtung, wurde aber gleich wieder von seinem blonden Kumpane zurückgehalten. „Lass nur, Brain. Wo soll er denn hin?“, er lachte laut auf und schlenderte gemächlich hinter dem Flüchtling her.
Im freien angekommen hechtete Professor Harris, panisch um sich blickend, auf die nächstgelegene Brüstung zu und schwang sich darüber hinweg. Gerade noch rechtzeitig packte eine kräftige Hand zu und schloss sich um das rechte Handgelenk des Professors, der unter seinen Füßen weder Wasser noch einen anderen Untergrund spürte. Da war nichts außer Luft. Ein kurzer Blick nach unten reichte aus um dem Professor einen spitzen Schrei zu entlocken. Es gab nichts als endlose Schwärze. Unter seinen Füßen ging es mindestens zehn Meter in die Tiefe herab. Er hing in der Luft und fing hastig an zu strampeln und zu zappeln, so dass der Vampir namens Brian kurz den Griff um sein Handgelenk lockerte. Wieder fing Professor Harris an zu schreien. In weinerlichem Ton bettelte er: „Bitte! Ziehen Sie mich rauf! Ich werde alles tun was Sie von mir verlangen, nur bitte lassen Sie mich nicht
Weitere Kostenlose Bücher