Matthews & Brooks - Mein totes Herz ist Dein (German Edition)
Professor winselte leise vor sich hin und schluckte schwer. Man musste Angst verbreiten, um sich Gehör zu verschaffen, war die Meinung des Vampirs. Also versuchte er Professor Harris noch ein bisschen mehr einzuschüchtern. „Jetzt mixen Sie schön weiter Ihr Wundermittelchen zusammen, denn ansonsten werde ich Ihnen jedes Fingerchen einzeln abhacken.“ Dann ließ er ihn los und ging ohne sich noch einmal umzusehen hinaus.
26
Hoch hinaus
Eine geschlagene Stunde waren sie unterwegs gewesen und hatten noch so einigen Wachposten und Fallen ausweichen müssen, bis sie endlich am Rande des Waldes angekommen waren. Ein weites Feld tat sich vor ihnen auf, eine Fläche von mindestens zwei Hektar Land. Der Nebel hatte sich endlich gelichtet und ihre Augen hatten sich schon längst an die Dunkelheit gewöhnt. Sir George blickte sich um, während sich in seinem Gesicht pure Ungläubigkeit spiegelte. „Nichts! Hier gibt es nichts als Brachland!“, sagte er fassungslos. Er wollte gerade darauf Aufmerksam machen, dass der gefangene Vampir Rebekka wohl ganz schön reingelegt hatte, als Sir Shane ihn am Arm berührte und nach oben zeigte. „Was zur Hölle … ein Luftschiff?!“, entfuhr es ihm und er riss erstaunt die Augen auf. Jetzt wo Sir Shane ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, konnte er auch die dicken Taue in der Finsternis ausmachen, mit denen das gigantische Luftschiff an der Erde befestigt worden war. Er war bisher noch nie auf eines dieser Dinger gewesen und er hatte auch noch nie eines aus nächster Nähe gesehen. Es war ein einziges großes Wunderwerk und die Bauweise ein riesiger Fortschritt in der Geschichte der Technik. Erst dieses wunderbare Gefährt und jetzt dieses Luftschiff, er kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wenn das der junge Sebastian nur sehen könnte, er würde den Anblick sicher ebenfalls zu schätzen wissen. „Also wenn die nicht so freundlich sind und eine Strickleiter hinunterlassen, sehe ich keine Möglichkeit um dort hinauf zu gelangen.“, mit den Händen hinter dem Rücken blickte er hinauf in den Himmel. Sir Shane schaute ebenfalls hinauf und kräuselte leicht amüsiert die Lippen. „Es ist nicht gerade eine Leiter George, aber die Taue sollten dick genug sein, um daran hochklettern zu können. Ich klettere als Erster, nach mir folgt Rebekka und du bildest die Nachhut. Einverstanden?“, er sah sie beide an und wartete auf eine Reaktion. Beide nickten wie auf Kommando, wenn Sir George auch keineswegs begeistert davon war, an einem Seil etliche Meter in die Höhe zu klettern. Wenn sie das hier tatsächlich überleben sollten würde ihnen, zumindest ihm und Sir Shane, am nächsten Tag alles weh tun. Besonders die Schultern und Arme. Schon jetzt fing er an sich dafür selbst zu bemitleiden. Ihm wäre die Strickleiter deutlich lieber gewesen.
Rebekka sah sich um und versuchte Sally und Caspar in der Nähe auszumachen, doch da war niemand. Noch gab es zwar keinen Grund zur Besorgnis, aber etwas mulmig war ihr deswegen schon zumute. Vielleicht waren sie einfach nur langsamer voran gekommen und etwas spät dran, oder aber sie wurden von jemandem aufgehalten. Sie hoffte inständig, dass Ersteres zutraf. Es blieb ihr aber auch keine Zeit, um länger darüber nachzudenken, denn Sir Shane hatte sich bereits eines der Taue ausgeguckt und begann daran empor zu klettern. Zum Glück hatten sie Handschuhe eingepackt und mussten nicht mit bloßen Händen das Tau umfassen. Sir Shane packte feste zu und zog sich Stück für Stück nach oben. Rebekka fragte sich, wie ein Mensch nur so durchtrainiert und flink sein konnte, kannte sie doch bisher fast nur eitle Tunichtgute. Sie als Vampir hatte da keine Probleme mit ihm mitzuhalten, im Gegensatz zu dem armen Sir George. Dieser hing noch ein gutes Stück weit unter Rebekka am Tau und schnaufte wie ein wildgewordener Stier. Zudem fluchte er noch leise vor sich hin und schickte abwechselnd Sir Shane und Professor Harris etliche Male zum Teufel. Ihm war schwindelig und er konnte sich kaum noch halten.
Oben angekommen hielt sich Sir Shane am Tau fest und versuchte über die Brüstung zu spähen, um zu sehen wer sich dahinter so alles aufhalten mochte. Er würde ungern überrascht werden, wenn er sich auf das Luftschiff schwang. Wenn man ihn angriff, während er noch in der Luft hing, würde er sich kaum wehren können. Sollte er stürzen, waren auch die beiden unter ihm in Gefahr und das konnte er keinesfalls riskieren. Den Teil, den er
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