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Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt

Titel: Matti & Dornröschen 01 - Das Dornröschen-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Hotel Haus Morgenland , wo er schon Fahrgäste abgeholt oder hingebracht hatte, nachts, meist in angeheitertem Zustand, dann auf der gleichen Seite die lange Mauer, die die einstige preußische Kadettenanstalt von der zivilen Welt abgesondert hatte. Matti fuhr bis zur Pforte, der Mann mit dem Hut sah auf den Taxameter, zählte die dort angezeigten 30,10 Euro ab und reichte sie Matti nach vorn. »Eine Quittung!« Matti schrieb sie.
    Er zog diese Typen an. Er hatte schon überlegt, ob er die Fahrgäste gut gelaunt zulabern sollte, aber er kriegte es nicht hin. Der Mann ließ die Tür offen. Matti fluchte, stieg aus und schloss die Tür. Er blieb neben dem Wagen stehen und drehte sich eine Zigarette. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, war in einem Eckhaus ein kleiner Laden untergebracht. Eine Frau schob einen Kinderwagen über den Bürgersteig. Er zündete die Zigarette an, schaute sich um, sein Blick blieb an einem schwarzen Passat hängen, der in der Reihe parkender Autos neben der Backsteinmauer des Bundesarchivs stand. In dem Auto saßen zwei Männer, viel konnte er nicht erkennen, bildete sich aber ein, dass sie zu ihm schauten. Der auf dem Beifahrersitz trug eine eckige Brille, der hinter dem Steuer rauchte, Qualm drang durchs geöffnete Türfenster nach draußen. Matti schaute zum Laden, behielt aber den Passat im Augenwinkel. Bei Passat fiel ihm gleich die Polizei ein, die fuhren gerne solche Wagen, auch der Verfassungsschutz. Und die Typen, die darin saßen, auf was oder wen warteten sie? Oder überbrückten sie die Zeit zu einem Termin? Ein Impuls drängte ihn, zu dem Auto zu gehen und Guten Tag zu sagen. Doch dann überzeugte er sich, nicht hysterisch zu werden. Paranoia, erster Grad. Er grinste, aber im Augenwinkel behielt er die Typen schon.
    Ein letzter Zug, und er setzte sich wieder hinters Steuer. Der Funk knatterte. Zehlendorf, zu weit, dann S-Bahn Lichterfelde Ost, Matti meldete sich und übernahm die Tour. Der Passat folgte ihm nicht. Er sah im Rückspiegel noch, wie ein Rauchwölkchen aus dem Fenster stieg. Es war windstill.
    Twiggy und Dornröschen warteten schon. Matti legte die Polizeimarke auf den Küchentisch und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als Twiggy fragte, wie es bei Werner war. Er setzte sich zu den beiden anderen, Dornröschen goss ihm einen Kaffee ein.
    »Wir machen das gleich heute Abend«, sagte sie. Dann fasste sie sich an den Bauch und ließ ihr Gesicht Schmerzen zeigen.
    »Immer noch der Krebs?«, fragte Matti. »Darm kann es aber nicht sein, das spürt man nicht, hab ich mal gelesen.«
    »Erst im Endstadium«, sagte Twiggy todernst, »wenn die Metastasen einen schon halb zersetzt haben.«
    Dornröschen tat so, als hätte sie nichts gehört. Dann sagte sie doch etwas: »Wenn ihr mal ohne mich auskommen müsst, werdet ihr schon sehen …«
    Schweigen. Sie hatte natürlich recht. Ohne Dornröschen wären sie aufgeschmissen. Matti versuchte sich vorzustellen, wie ein Leben ohne sie wäre. Aber er konnte es nicht, es schien ihm wie ein schwarzes Loch. Die Zeit vor ihr lag längst im Dunkeln, galt nicht, war nur die Vorbereitung fürs richtige Leben gewesen. So ungefähr. »Würde wenigstens mal ein anderer beim Mau-Mau gewinnen«, sagte Matti.
    Twiggy stand auf, streichelte Robbi über den Rücken, der dafür sogar seine Fressorgie für den Bruchteil einer Sekunde unterbrach, und verschwand in seinem Zimmer. Bei offener Tür hörten Dornröschen und Matti, wie Twiggy kramte, es klapperte, einmal klingelte es hell, dann fiel etwas dumpf auf den Boden. Hin und wieder streute er ein »Scheiße!« ein. Doch dann stand er endlich mit einem kleinen schwarzen Kunstlederkoffer in der Küchentür. »Von mir aus kann es losgehen.« Er salutierte.
    »Warte«, sagte Dornröschen, »wir ziehen alle noch was Bullentaugliches an, klar?«
    Twiggy stellte den Koffer ab, und Matti verzog sich in sein Zimmer. Twiggy kam in einer sauberen Jeans, mit gebügeltem Hemd und Lederjacke zurück in den Flur, Matti hatte sogar einen grauen Anzug angezogen, das hellblaue Hemd war allerdings verknittert. Dornröschen erschien in einer schwarzen Hose mit schwarzen Halbschuhen, einer weißen Bluse und darüber einem Damenjackett. Matti pfiff leise.
    Sie stiegen die Treppe hinunter, gingen ein paar Meter zu Twiggys verbeultem VW -Bus, der um die Ecke geparkt stand, und stiegen ein. Twiggy setzte sich hinters Steuer, Dornröschen auf den Mittelsitz und Matti an die Beifahrertür, wie immer. Twiggy hatte

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