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Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg

Titel: Matti & Dornröschen 02 - Tod in Kreuzberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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quadratisch, dreckig. In der Mitte stand ein Campingtisch mit drei Stühlen, das Sonderangebot eines Baumarkts, das Matti am Vortag erstanden hatte. Twiggy deutete auf einen Stuhl, und der Chef setzte sich. Matti und Dornröschen hockten sich dazu, Twiggy ging hinaus und packte sich auf den Boden neben dem Eingang.
    Matti zündete sich eine Selbstgedrehte an.
    Dornröschen fixierte den Chef. »So sieht man sich wieder.«
    »Was soll der Unsinn? Lassen Sie mich frei, und ich verrate Sie nicht. Das ist eine Entführung. Wissen Sie eigentlich, dass Sie deswegen ins Gefängnis gehen werden?«
    »Wissen Sie, wo Sie hingehen werden?«, fragte Matti und spielte mit seiner Makarov.
    Der Chef wedelte mit den Händen, als müsste er Kugeln abwehren.
    »Sie haben Runde gar nicht entlassen«, sagte Dornröschen.
    Der Chef starrte sie an. »Sie sind wahnsinnig!«, schrie er.
    »Hier hört Sie niemand außer uns«, sagte Matti.
    Der Chef blickte zu Dornröschen, dann zu Matti, dann wieder zu Dornröschen. »Mein Gott, seien Sie doch vernünftig.«
    »Wir waren noch nie so vernünftig«, sagte sie. Aber Matti spürte ihre Unsicherheit, die sie wenigstens so quälte wie ihn seine.
    »Was wollen Sie?«, fragte der Chef.
    »Wie wär’s zur Abwechslung mit der Wahrheit. Mehr wollen wir nicht. Sagen Sie, wie die Dinge wirklich sind, dann können Sie gehen. Heute noch.«
    Beim Wort »Heute« konnten sie im Gesicht des Chefs lesen, wie er sich vorstellte, wochenlang in diesem Loch eingesperrt zu bleiben.
    »Also, Herr Runde ist …«
    Der Chef guckte verwirrt. »Ein Mitarbeiter.«
    »Also nicht gefeuert?«, fragte Dornröschen.
    »Nein. Gut, ich hatte ihn rausgeschmissen, das haben Sie doch miterlebt …« Ein verzweifelter Blick zu Matti.
    »Und dann haben Sie ihn wieder eingestellt. Obwohl er ein korruptes Arschloch ist.«
    »Ja, was soll ich machen?« Ein Blick zu Matti, einer zu Dornröschen, dann starrte er auf die Tischplatte. »Bis zur Klärung der juristischen Fragen.«
    »Das ist doch Blödsinn«, schimpfte Matti. »Was für juristische Fragen?«
    »Na, Sie werden doch veröffentlichen, was Sie herausgefunden haben.« Er klang niedergeschlagen. Doch Matti glaubte ihm kein Wort und keine Geste.
    »Sähen Sie da nicht besser aus, wenn Sie Runde gefeuert hätten? Als billiges Schuldeingeständnis. Ja, ein Mitarbeiter hat geglaubt, unserer Firma zu nutzen, indem er Politiker bestach und so weiter.«
    Der Chef guckte geradezu mitleiderregend.
    »Runde hat was in der Hand gegen Sie, stimmt’s?«, fragte Dornröschen.
    Der Chef guckte so, als wäre er gefragt worden, ob er ein Sodomist sei. »Was sollte das denn sein?«
    »Was sollte das denn sein?«, äffte ihn Dornröschen nach. »Reden wir einmal über die Bücher Ihrer großherzigen Firma. Sie sind eigentlich pleite, wenn ich mich nicht verguckt habe. Könnte glatt Konkursverschleppung sein.«
    Der Chef lächelte großmütig. »Wir haben immer Schulden. Das ist unser Geschäftsprinzip.«
    »Sie zahlen im Ausland weniger Steuern als in Deutschland und können obendrein in Deutschland Verluste abschreiben.«
    Der Chef breitete die Arme aus. »Ich habe die Gesetze nicht gemacht. Wenn wir sie nicht nutzten, würden uns unsere Anteilseigner verklagen.«
    »Sie Armer«, sagte Matti und erntete einen verständnislosen Blick.
    »Was weiß Runde über illegale Transaktionen?«, fragte Dornröschen.
    »Es gibt keine illegalen Transaktionen. Das ist doch Unsinn.«
    »Was weiß Runde dann, dass Sie ihn wieder eingestellt haben?«
    »Sie sind auf dem Holzweg«, sagte der Chef. »Wenn es so wäre, wie Sie behaupten, hätte ich Runde rausgeworfen und eine Riesenabfindung gezahlt oder ihm einen Job in Rotterdam oder einer Kolding-Filiale besorgt. Habe ich aber nicht. Wenn die Sache mit Rademacher und Spiel auffliegt, ist Runde dran.«
    »Und Sie auch, weil Sie die Sache nicht angezeigt haben.«
    »Beim Landgericht Berlin liegt eine Schutzschrift, in der unsere Haltung geschildert wird.«
    »So ein Quatsch«, sagte Matti. »Sie haben Rademacher und Spiel bestechen lassen. Runde ist Ihr Typ für schmutzige Geschäfte, damit Sie den Heiligen spielen können.«
    Der Chef schüttelte den Kopf. Matti sah, wie der Chef sich allmählich bequem hinsetzte. Die Angst wich, sein Gesicht hatte wieder Farbe, die Augen waren ruhig geworden. Er ging hinaus zu Twiggy, der sich auf den Boden gehockt hatte, den Rücken an der Wand, und Gras rauchte. Matti holte aus Twiggys Rucksack ein Paar Handschellen, ging

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