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Matto regiert

Matto regiert

Titel: Matto regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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dir gelingt, desto besser… Wir sind allesamt arme Sünder. Wie hat einer einmal gesagt? Derjenige, der ohne Schuld sei, werfe den ersten Stein!…
    Studer schritt nachdenklich auf der Straße zurück. Als er in die Nähe von Gilgens Haus kam, trat er schnell hinter den Busch, der ihm schon einmal als Deckung gedient hatte… Die Türe stand weit offen und ein Lichtkegel fiel auf den Gartenweg. Im Parterre waren die Läden eines Fensters geöffnet.
    Aber es war nicht die ungewohnte Beleuchtung, die Studer hinter den Busch getrieben hatte. Über den Gartenweg ging ein Mann auf das Haus zu. Der Wachtmeister erkannte den Portier Dreyer…
    Studer schlich sich ans Haus heran. Er blickte durchs erleuchtete Fenster. Drei Personen standen im Zimmer. In einer Ecke der junge blonde Mann, der auf dem Ruhebett geweint hatte. Er hielt eine Browningpistole in der Hand. Ihm gegenüber, in starrer Haltung, saß der Abteiliger Jutzeler. Dann wurde die Türe leise geöffnet. Der Portier Dreyer betrat das Zimmer, sah sich um, schwang einen Stuhl an der Lehne zu sich heran und setzte sich neben Herbert Caplaun.
    Studer betrat das Haus…

Ein chinesisches Sprichwort
    Am Montagmorgen, gegen neun Uhr, trat Studer aus dem Gastzimmer. Er trug seine ramponierte Handtasche aus Schweinsleder. Im Gange traf er Frau Laduner.
    – Ob der Wachtmeister verreisen wolle? fragte die Frau. Studer zog die Uhr aus dem Gilettäschli, nickte, meinte dann, soviel er wisse, fahre um elf Uhr ein Zug nach Bern. Den wolle er nehmen. Ob er vorher noch den Herrn Doktor sprechen könne?
    – Ihr Mann sei nicht wohl, sagte Frau Laduner. Er liege noch im Bett. Aber wenn es etwas Wichtiges sei, wolle sie ihn rufen gehen. Ihre Augen blickten ängstlich. Ob der Herr Wachtmeister nicht zuerst frühstücken wolle?
    Studer besann sich eine Weile. Dann nickte er schwerfällig. Wenn er um eine Tasse Kaffee bitten dürfe… Und dann möge die Frau Doktor so gut sein und dem Herrn Doktor sagen, er warte im Arbeitszimmer. Er werde etwa eine Stunde zu erzählen haben, und sie möge dem Herrn Doktor sagen, er, Studer, wolle gern die Wahrheit erzählen, falls der Herr Doktor die Wahrheit zu wissen wünsche… Frau Doktor möge so gut sein, diese Worte genau zu wiederholen…
    – Ja, ja… Das wolle sie tun. Aber inzwischen möge der Herr Wachtmeister z'Morgen essen… Der Kaffee stehe noch auf dem Tisch.
    Studer hielt noch immer seine Handtasche in der Hand, als er ins Eßzimmer trat. Eine bleiche Sonne, die kaum den Nebel zu zerteilen vermochte, schien ins Zimmer. Studer trank, aß. Dann packte er seine Handtasche, die er neben sich gestellt hatte, stand auf, trat ins Arbeitszimmer, setzte sich in einen Lehnstuhl und wartete. Die Handtasche hielt er auf den Knieen…
    Dr. Laduner trug über einem Pyjama einen grauen Schlafrock. Seine nackten Füße steckten in Lederpantoffeln.
    »Sie wollen mit mir sprechen, Studer?« fragte er. Um seinen Kopf lag ein weißer Verband, der seine Gesichtshaut noch brauner erscheinen ließ. Er setzte sich; seine Züge waren schlaff. Er bedeckte die Augen mit der Hand und schwieg.
    Studer öffnete die Handtasche und legte nacheinander verschiedene Gegenstände auf den runden Tisch, der einmal, an einem Abend, der fern schien, eine Lampe mit leuchtendem Blumenschirm getragen hatte, und neben der Lampe hatten die Akten gelegen des Demonstrationsobjektes Pieterlen.
    Dr. Laduner nahm die Hand von den Augen und blickte auf die Tischplatte. Auf ihr lagen, fein säuberlich, folgende Gegenstände:
    Eine alte Brieftasche, ein Sandsack, der aussah wie ein riesiger, grauer Schüblig, ein Stück groben, grauen Stoffes, zwei Enveloppen, ein beschriebenes Blatt und ein Bündel Hunderternoten.
    »Nett«, sagte Dr. Laduner. »Wollen Sie die Gegenstände einem Polizeimuseum schenken, Studer?«
    Bevor Studer antworten konnte, schrillte die Klingel des Tischtelephons. Dr. Laduner stand auf. Eine aufgeregte Stimme sprach am andern Ende. Laduner bedeckte die Muschel mit der Hand und fragte Studer:
    »Wissen Sie, wo der Portier Dreyer ist?«
    »Wenn der Landjäger von Randlingen meinen Befehl ausgeführt hat, so ist der Dreyer wahrscheinlich jetzt schon im Amtshaus in Bern…«
    Laduner hielt noch immer die Hand über der Muschel, sein Maskenlächeln erschien wieder.
    »Unter welcher Anklage?« fragte er.
    Studer sagte trocken:
    »Diebstahl und Mord…«
    »Mord? Mord am Direktor?«
    »Nein, an Herbert Caplaun…« Studers Stimme war so ruhig, daß Laduner den

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