Mattuschkes Versuchung
dekoriert, wie ein überdimensional großer Bonbon, auf dem Hof. Mattuschke übergab ihr strahlend die Schlüssel. Sie fiel aus allen Wolken.
»Das geht auf gar keinen Fall Heinz, wirklich … «
»Schade, dass er dir nicht gefällt, vielleicht hätte ich ihn besser in einem Giftgrün nehmen sollen«, sagte er und verfiel spaßhaft in einen beleidigten Ton.
»Nein, das ist es nicht, er gefällt mir ausnehmend gut, aber … «
»Dann betrachte ihn einfach als geliehen; er steht dir immer zur Verfügung, noch ist dein Name nicht in den Papieren eingetragen.«
»Okay, das wäre wunderbar, ich danke dir sehr Heinz.« Sie fiel ihm um den Hals, küsste ihn auf den Mund.
»Was würde ich nur ohne dich machen?«
»Schreibe es aufs Dankespunktekonto«, sagte er, die sanfte Berührung wie Tau auf seinen Lippen und ging pfeifend ins Büro. Er war in ausnehmend guter Stimmung.
Ein paar Wochen später – er hatte sie zu einer Einladung mitgenommen – trafen sie bei den Gastgebern, dem Kulturdezernenten der Stadt und seiner Frau mit dem Intendanten-Ehepaar Marquard und einem Jungunternehmer namens Hasenköttel zusammen, dessen innovatives Unternehmen sich auf die Anfertigung von Zahnprothesen per Computer und Roboter spezialisiert hatte, was lästige Abdrücke sowie zahntechnische Labore ersetze, ein kostensparendes Verfahren. Der Blick auf die Zähne werde online weitergegeben. Er lobte sich und seine Dienstleistung während des Abends in höchsten Tönen und konnte sich kaum zurückhalten, den Gästen nicht persönlich in den Mund zu schauen.
»Was beim Hüftgelenk schon gang und gäbe ist, kommt jetzt auch hier zum Zuge, damit die Beißer wieder laufen lernen«, dabei schüttelte er sich vor Lachen. Louise fand die Idee interessanter als seinen anzüglichen Blick und die zahlreich aus der Nase zum Sonnenlicht strebenden Haare, hatte aber Zweifel am Erfolg. Ansonsten hielt sie Hasenköttels, welch ein Name überhaupt, Werbepräsentation im Rahmen einer privaten Einladung reichlich aufdringlich. Sie war froh, mit Marquard ins Gespräch zu kommen, der sich unverhohlen über die junge Partnerin Mattuschkes wunderte und nicht müde wurde, dessen Verdienst für das häusliche Familienglück zu betonen. Das Thema wechselte zum aktuellen Ensemble und Louise brachte Vera Lanek ins Spiel.
»Eine ungemein talentierte und professionelle Künstlerin, die ich verehre, wirklich sehr, sehr verehre.« Er sprach die letzten Worte leiser und sah vorsorglich nach seiner Frau, die sich weit von ihm entfernt unterhielt und ihn nicht hören konnte.
»Wir haben vor einiger Zeit mit der Pariser Oper zusammen gearbeitet, beim Ballett Notre Dame, obwohl sie nicht mitwirkte, hat sie alle Verhandlungen und Übersetzungen bestritten. Einfach genial. Herr Mattuschke hat sie mir empfohlen, ich war froh, ihm einen Gefallen erweisen zu können, und sie hat sich als Glück für uns herausgestellt. In München war sie zwar bei einem renommierten Theater, bekam aber nur wenige Rollen. Hätte sie nicht noch im Chor mitgewirkt, wäre sie verhungert.«
Er hüstelte. »Entschuldigen Sie, dass ich das so unverblümt sage, es ist nicht immer einfach für die Künstler auf der Ersatzbank zu sitzen, wenn sie innerlich brennen, genauso wie für die Fußballer.«
Er grinste über den gewählten Vergleich.
»Wie gut kennen Sie Vera, Frau Leblanc?«
»Wir sind Freundinnen, gerade waren wir zusammen am Mittelmeer.«
»Ah, daher die attraktive Bräune, sie steht Ihnen ausgezeichnet.«
»Vielen Dank, Vera schätze ich sehr, sie ist intelligent, gradlinig und eine Freundin, auf die ich mich verlassen kann.«
»Wenn das so ist, darf ich Ihnen vielleicht etwas sagen, es geht mich zwar nichts an, aber in letzter Zeit wird sie von einer Dame in der Garderobe aufgesucht, die sicher nicht der adäquate Umgang ist. Es würde mir leid tun, wenn sie dadurch, äh, Schaden nehmen würde.«
Nachdem Marquard sie kurz beschrieben hatte, war ihr klar, dass er Amina meinte. Sie war zwar etwas undurchsichtig, aber Bedenken, wie er sie offenbar hegte, hatte sie nicht. Dennoch bedankte sie sich für den gut gemeinten, freundlichen Hinweis mit der Bemerkung, ein aufmerksameres Auge darauf zu haben.
»Tun Sie das, schöne Frau«, er schaute verschmitzt über den Brillenrand, »sie hätten nicht etwa Lust an meinem Theater zu spielen? Das Gretchen in Faust zum Beispiel, dann hätten wir sicher ein Jahr lang ausverkauftes Haus.«
Louise lachte: »Vielen Dank für das nette
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