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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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Anzug und Krawatte, mit flotten Jeans und sportlichem Pullover. Zunächst bemerkte er sie nicht, dann warf er ihr einen freundlichen Gruß hinüber. Louise erwiderte ihn und erhob ihr Glas auf sein Wohl. Später trafen sie sich kurz an der Theke.
    »Ich bin mit ein paar Freunden hier, wenn du möchtest, kannst du gerne hinzukommen, ich fahre dich anschließend auch nach Hause.«
    Wie gerne wäre sie auf seinen Vorschlag eingegangen. Sie biss sich auf die Lippe.
    »Mal sehen, ich bin auch mit Freunden hier, es wäre nicht gerade höflich, die Pferde zu wechseln. Übrigens, die Dunkelhaarige an meinem Tisch ist die Sora von heute Abend, hättest du sie wiedererkannt?«
    Paul blickte lange in ihre Richtung. »Bist du ganz sicher? Das ist ja unglaublich, ein völlig anderer Typ Frau sitzt dort.«
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich bei Paul bleibe und mich von ihm nach Hause bringen lasse?«
    Mattuschke war zum ersten Mal verstimmt.
    »Du kannst natürlich tun was du möchtest, ich finde nur …«
    Selbst während der Rückfahrt war er schweigsam. Sie schaltete das Radio an, ein alter Song von Gloria Gaynor, den sie gerade mitsummen wollte, als er es ausschaltete.
    »Ich hasse das Gedudel während des Fahrens.«
    Wie hatte Vera einmal gesagt, er ist eifersüchtig auf dich. Sie wollte ihn doch nicht verärgern. Nun saß sie tatsächlich zwischen zwei Stühlen, traurig wegen der verpassten Chance, mit Paul zusammen zu sein, unzufrieden wegen der sichtlichen Verärgerung von Heinz. An der Tür wünschte sie ihm gute Nacht und zog sich in ihre Wohnung zurück. Sonst hatte man sich meist noch auf ein Glas zusammengesetzt und, wie Heinz es nannte, einen Abgesang auf den zu Ende gegangenen Abend gehalten. Sie liebte diese Gewohnheit mit der Möglichkeit, alles noch einmal Revue passieren zu lassen und die aktuellen Eindrücke auszutauschen. Als sie aus dem Bad kam und in ihren Pyjama schlüpfte, hörte sie ein Geräusch an der Tür. Ein Zettel wurde hindurch geschoben. Friede! stand in großen Buchstaben darauf. Sie öffnete die Tür, Mattuschke, schon im seidenen Morgenrock mit winzigen Punkten und schwarzen Lederpantoffeln, stand davor mit zwei Gläsern auf dem Tablett in einer und einem Kochlöffel in der anderen Hand, an den das weiße Fähnchen der Kapitulation gebunden war. Konnte man da noch böse sein?
    »Komm herein du Emissär«, sagte sie gnädig lachend und ließ ihn eintreten.
    »Ich habe mich kindisch benommen, Louise. Wieder Friede? Ich war im ersten Moment enttäuscht, bei dem Gefühl, mit einer schönen Frau in atemberaubendem Kleid stolz zum Theater gefahren zu sein und wie ein begossener Pudel allein zurückzukehren.«
    Zum ersten Mal hatte er ihr ein solches Kompliment gemacht, das sagte, was sie bisher nur in seinem Gesicht las.
    »Es ist schon in Ordnung, Heinz, ich habe impulsiv und unüberlegt gefragt, es hätte sich nicht gehört, plötzlich den Begleiter zu wechseln. Wir sind quitt.«
    Sie gab ihm einen Kuss, er hielt sie für Augenblicke länger in den Armen.
    »Auf dein Wohl, sonst wird der Sekt warm, oder wäre dir Wein lieber gewesen?«
    »Nein, er ist wunderbar.«
    Mattuschke hatte sich einen Whisky eingeschenkt, es musste etwas besonderes sein, denn er roch lange daran, hielt das Glas prüfend gegen das Licht und nippte mit Kennermiene winzige Schlückchen.
    »Du sollst nicht den Eindruck haben, ich wollte dich bevormunden oder irgendetwas von dir verlangen.«
    »Das habe ich auch nicht, du hast nie etwas von mir verlangt, im Gegenteil, ich würde mich viel besser fühlen, wenn du es getan hättest.«
    Der Whisky war geleert, er nahm das Tablett mit den Gläsern, Louise protestierte, aber er behielt es fest in der Hand. »Gute Nacht, es war trotz allem ein sehr schöner Abend.«
    »Ja, es war ein Erlebnis im Theater. Woher kennst du eigentlich Amina?«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte für ein anderes Mal.«
    Sie wusste jetzt, dass sie vorsichtig sein musste; auf Männer, die sich für sie interessierten, reagierte er offenbar allergisch.

Die nächste Woche begann mit einer Hiobsbotschaft, Weidenfels Sekretärin war krank, er selbst auf Vortragsreise, Alice Mühsam hatte einen Gerichtstermin, den sie bis dato verschwiegen hatte. Damit fiel auch sie für den ganzen Tag aus. Wie sich später herausstellte, war sie einem Heiratsschwindler auf den Leim gegangen, der ihr die lang ersehnte Liebe und Geborgenheit versprach und hatte ihm mit ein paar Beträgen aus momentaner Verlegenheit geholfen.

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