Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
Vom Netzwerk:
sehnsüchtig hoffte. Nach zehn Minuten war das Telefonat beendet, sie hielt den Telefonhörer noch in der Hand, als der Einbrecher zuschlug. Die Nachfrage bei dem Neffen ergab, dass er das Gespräch nach 10 Minuten beendete und seiner Tante gute Nacht wünschte. Bis dahin waren keine Geräusche oder ein Aufschrei von ihr zu hören.«
    »Das bedeutet …«, setzte Louise an.
    »Ja«, fuhr Paul fort, »das bedeutet, dass der Täter sofort nach dem Telefonat zuschlug, noch bevor sie den Hörer auflegen konnte, exakt um 21.10 Uhr, zu einem Zeitpunkt also, zu dem ich gerade das Büro verlassen und die Stechuhr betätigt habe. Natürlich hätte das auch ein anderer für mich erledigt haben können, aber das Schuhprofil und so manches andere passte nicht zu mir. Wer hebt auch schon seine Visitenkarte in der Tabakdose auf? Deshalb fiel kein Verdacht mehr auf mich.«
    »Hast du …?«, er sah sie fragend an.
    »Nein Paul, keine einzige Sekunde, ich wusste vom ersten Augenblick an, dass du es nicht gewesen bist, selbst wenn die Beweise noch erdrückender gewesen wären.«
    »Ich bin froh, dass du bei mir bist, es waren entsetzliche Tage für uns.«
    Louise ließ sich seine Schilderung noch einmal durch den Kopf gehen.
    »So ungewöhnlich finde ich die Visitenkarte gar nicht in der Dose, zumindest bei einer wertvollen wie der deinen. Für den Fall, dass man sie verliert, weiß man, an wen man sich wenden kann.«
    »Lass es nur nicht die Kripo hören, sonst halten sie mich doch noch für verdächtig.«
    Zum ersten Mal seit langem spürte sie eine gewisse Erleichterung.
    Sie berichtete ihm von Veras Tod; er war erschüttert.
    »Noch zwei Tage zuvor rief sie mich an und wollte dringend mit mir sprechen, es klang geheimnisvoll.«
    »Hast du jemandem davon erzählt?«
    »Nein, sie hat mich ausdrücklich gebeten, nichts zu sagen, vor allem nicht«, sie sprach den Namen nicht aus und zeigte auf die Wand zum Nachbarn. Sie flüsterten.
    »Irgendetwas stimmt da nicht, die Angriffe auf mich, der Anruf von Vera und ihr Tod.« Louise fiel die Begegnung mit Karsten ein. War nicht von einem Mann mit langem Mantel die Rede, der Paul aufs Gleis gestoßen hatte? Wie eigenartig hatte er sich benommen. Sollte er etwa?
    »Das sind keine Zufälle. Auch die am Tatort verlorene Tabakdose nicht. Der Dieb ging so umsichtig vor, hinterließ keine Fingerabdrücke und lässt dann ausgerechnet die Dose mit Visitenkarte zurück. Man hört doch, wenn sie auf den Boden fällt. Wir beide haben die Dose zuletzt gesehen, als wir bei Rudinskys waren.«
    »Richtig, da lag sie auf dem Stehtisch.«
    »Nehmen wir einmal an, dort wäre sie mir abhanden gekommen, wer hätte sie nehmen können? Zunächst Mattuschke oder Rudinsky junior.«
    »Ja, es hätte aber auch jeder andere Anwesende sein können, der später an dem Tisch vorbei ging, sogar die Servierbrigade, als sie die Tische abräumte.«
    »Da hast du natürlich Recht«, er schwieg eine Weile, »Veras Tod geht mir einfach nicht aus dem Kopf, Tod an ihrem Arbeitsplatz, sehr mysteriös.«
    Plötzlich fiel Louise Aminas Zettel wieder ein, sie hatte ihn ganz vergessen. Sie sprang auf und suchte in ihrer Manteltasche.
    Liebe Louise, triff mich am Samstag um 12.00 Uhr im Stadtpark an der Säule. Es ist wichtig. Kein Wort zu anderen!
    Wieder eine geheimnisvolle Andeutung. Heute war Freitag, wie gut, dass sie sich rechtzeitig daran erinnert hatte, sie steckte ihn in den Mantel zurück, selbst mit Paul wollte sie nicht darüber sprechen. Er saß ganz in Gedanken versunken auf dem Bett.
    »Was geht dir durch den Kopf?«
    »Ich habe noch einmal über die blöde Tabakdose nachgedacht. Selbst wenn jemand sie gefunden hätte, wie wäre er an die Visitenkarte gekommen, ich habe keine hineingelegt? Der einzige von den Anwesenden am Tisch, der eine besaß, war Mattuschke. Wenn er sie nicht mehr hätte, wäre das ein Beweis«, sagte er triumphierend.
    »Klar, der Finder hätte nicht automatisch auch deine Karte«, murmelte sie nachdenklich, »aber selbst wenn, Mattuschke könnte sie weggeworfen haben.«
    Sie fuhr Paul, der mit einem Taxi gekommen war, in seine Wohnung.
    »Ich habe eine Menge zu erledigen, ich melde mich dann morgen bei dir. Danke fürs Fahren.«
    Er gab ihr einen Kuss. Als erstes wollte er sich bei Weidenfels melden.
    Sie fuhr zurück, langsam wich das bleierne Gefühl aus ihren Beinen, das sie seit Pauls Verhaftung nicht mehr verlassen hatte. Bei Würmelings kaufte sie eine gefüllte Blätterteigrolle, die sie

Weitere Kostenlose Bücher