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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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dachte sie. Resultiert daraus die Anziehung, die er auf mich auszuüben vermag?
    »Warum essen Sie das leckere Dessert nicht?«, sie fragte, weil sie sich bei ihrem prüfenden Blick ertappt fühlte.
    »Ich esse nie Nachtisch, es sei denn selbst gemachten, dessen Zutaten ich kenne.«
    Bei Kaffee und Digestiv plätscherte die Unterhaltung lebhaft dahin, was ihr Gelegenheit gab, ihn und Vera näher zu beobachten. Beide wirkten sehr vertraut miteinander, aber es war kein Funke von Liebe oder Zärtlichkeit füreinander erkennbar. Er schien ihre lebendige Präsenz, das andere Genre, das sie verkörperte, Schlagfertigkeit und Anmut, mit der sie sich tänzerisch bewegte, zu bewundern, aber mehr schien da nicht zu sein. Jedenfalls hatte er sie den ganzen Abend über nicht, auch nicht flüchtig, berührt. Auch Vera, die rassige Schwarzhaarige, mit tiefgründig dunklen Mandelaugen, die ihr einen exotischen Anflug verliehen und stilles Feuer mit einen Hauch von Melancholie beherbergten, schien an dem Mann in ihm nicht sonderlich interessiert zu sein, so schätzte sie den körperlosen, kameradschaftlichen Umgang ein, den sie mit ihm pflegte.
    Huber hingegen hatte seinen Blick so offensichtlich auf Vera geheftet, dass man seine Gedanken, die sicher in einem Spontanquickie gipfelten, von den Augen ablesen konnte. Frau Huber tat gut daran, ihm die Anwesenheit bei der Ansammlung von Brüsten möglichst selten zu gestatten.
    Als Louise an diesem Abend einschlief, erlebte sie einen sehr anregenden Traum, in dem ihr Gastgeber eine nicht unmaßgebliche Rolle spielte. Gut, dass Rick nicht wissen konnte, wie intensiv sie an ihn und seine tief gehenden, auf sie gehefteten Blicke dachte.
    Mattuschke war mit dem harmonischen Ablauf des Abends zufrieden, er gab Koch und mitgebrachter Bedienung ein höheres Salär, als vereinbart. Gerne hätte er der Serviererin den Rat mit auf den Weg gegeben, sich für andere Strümpfe zu entscheiden, aber es bot sich keine passende Gelegenheit. Schließlich sollte es ihm egal sein, wer weiß, ob er sie je wiedersehen würde. Die Vorstellung, Louise oder Vera in solchen Strümpfen zu sehen, war ihm unerträglich und löste vorübergehende Übelkeit aus. In der Nacht fand er lange keinen Schlaf, das Gesicht von Louise durchzog seine Wachträume. Bei der Erinnerung, wie Fips sie beschrieben hatte, als er sie zum ersten Mal sah, musste er plötzlich lachen. »Chef, Ricks Freundin ragt heraus, wie ein neuer Jaguar aus einem Schrottplatz.« Dann kam ihm eine Idee.

Louises Mutter wartete am Unigelände.
    »Hallo, ich wollte nur mal sehen, wie es dir geht, es tut mir leid, dass wir uns gestritten und so wortlos auseinandergegangen sind. Ich war in einer schlechten Verfassung, es war alles zu viel für mich.« Sie legte den Arm um die Schultern ihrer Tochter. »Ich war auch zu ungeduldig, wieder Friede?«
    »Friede, gehen wir noch einen Kaffee trinken? Ich komme gerade von der Arbeit und könnte einen vertragen.«
    Sie bestellten Cappuccino und heiße Schokolade mit einem dicken Berg Zimtsahne.
    »Bei meiner Figur könnte ich mir das nicht mehr leisten, aber du bist ja jung, noch«, räusperte sich Frau Leblanc. Louise überging die Bemerkung, früher hätte sie sofort darauf reagiert; der Abstand hat mir gut getan, dachte sie, ich bin gelassener geworden.
    »Wie geht es mit deinem Freund und der Wohnung? Ich würde gerne sehen, wie du dort so lebst?«
    »Ach, das ist nur eine vorübergehende Lösung, wir suchen schon nach etwas Neuem«, schwindelte sie, um von diesem Thema abzulenken. Das fehlte gerade noch, ihre Mutter in diese Bude zu führen und ihr weitere schlagende Argumente zu liefern. Wie hatte sie früher immer gesagt, wenn Vaters Geschwister zu Besuch kamen und ihr die Arbeit über den Kopf wuchs: »Glaub mir Kind, besser Ratten im Keller, als Verwandte unter dem Dach.« In diesem Falle wäre sie wohl kaum mit dem Rattenloch einverstanden gewesen.
    »Kommst du denn finanziell zurecht, bei deinen hohen Ansprüchen?« Sie kann sie einfach nicht lassen, diese Spitzen, dachte sie.
    »Wir leben sehr bescheiden, gehen nicht aus, ernähren uns von Wasser und Brot und gönnen uns nur ab und zu mal deutsche Garnelen.«
    Frau Leblanc schüttelte den Kopf, sie wusste nicht, was sie davon halten und darauf antworten sollte. »Ich meine es ja nur gut mit dir«, sagte sie und schob ihr einen kleinen Umschlag hin, »viel ist es nicht, aber mehr war nicht möglich.« Louise nahm ihn dankend. Seit sie Rick kannte, hatte

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