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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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alleine. Rick wollte mit ihr gemeinsam die Klinik aufzusuchen, aber sie hielt das nicht für die beste Idee nach seiner verbalen Entgleisung. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich Eric ein Gespräch mit ihr wünschte, die ihm damals, wenn auch nicht wirklich überzeugt, Hoffnung und Inspiration gegeben hatte. Bleich wie ihre Serviertücher lag er im Bett, angeschlossen an eine Infusion. Sie erschrak über seinen Anblick und die blutleeren Lippen. Als sie sich über ihn beugte, gab sie ihm einen Kuss. Seine Augen weiteten sich vor Verwunderung, dann legte er einen Arm um ihren Hals und drückte sie zart an sich.
    »Dass du gekommen bist …?«, stammelte er sprachlos. Seine Augen glänzten feucht. Louise hielt nur stumm seine Hand.
    »Auch wenn wir nicht immer aufmerksam sind oder in angespannter Stimmung das falsche Wort wählen, achten und mögen wir dich doch als Freund und stehen zu dir, gerade in Niederlagen, die es für jeden von uns gibt. Uns allen platzt von Zeit zu Zeit ein Traum, was uns hart auf dem Boden aufschlagen lässt. Aber das darf nie das Ende der Träume und schon gar nicht das des Lebens bedeuten. Man lernt daraus, neue Träume zu bilden, die sich stärker der Realität annähern, Enttäuschungen oder Kritik besser zu verkraften und weitere Versuche zu starten. Dir steht so viel Schönes bevor Eric, der Abschluss deines Studiums, Liebe, Familie, Kinder, die dir aufs Haar gleichen, Erfolge im Beruf.« Eric schniefte geräuschvoll.
    »Man darf nicht bei der ersten schmerzhaften Niederlage resignieren. Glaub mir, aus jedem Kampf geht man stärker hervor, auch als Verlierer. Du musst mir versprechen, wieder Hoffnung zu schöpfen, musst wieder dichten, einen ganz neuen Stil finden. Wenn ich dir dabei helfen kann, gerne. Alle mögen dich, du bist ein selten lieber, feinfühlender und«, sie lachte ihn verschmitzt an, »gut aussehender Mann, den sich viele Frauen sehnsüchtig wünschen. Und du hast die Sensibilität, Gefühle auszudrücken, ein Talent, mit Worten umzugehen. Schlag einen anderen Weg ein, versuche es mit schlichteren Versen, man muss nicht Shakespeare nachahmen, um ins Herz zu treffen. Das ist auch mit einfachen, aber den richtigen Worten möglich.«
    Eric nickte, sah sie lange an, sprach kein Wort. In seinen Augen erkannte sie Liebe.
    »Danke Louise«, hörte sie seine schwache Stimme, »du hast mehr für meine Lebensrettung getan, als die Ärzte.«
    Bevor sie ging, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Nachdenklich schritt sie über die Gänge dem Ausgang zu. Sie hatte gar nicht auf ihre Worte geachtet, das meiste, was sie sich vorgenommen hatte, zu sagen, vergessen und in diesen Minuten Herz und Eingebung sprechen lassen. Sie war guten Mutes, dass er körperlich und seelisch gesunden würde. Wie hart mögen ihn die gehässigen Kommentare getroffen haben und wie sorglos und oberflächlich hatte sie bisher gelebt.
    Eine ganze Weile lauschte Eric noch ihren leiser werdenden Schritten auf dem Flur. Tränen überschwemmten seine Augen. »Louise, wundervolle Louise«, flüsterte er vor sich hin, »du hast mir geholfen, mir die Lösung gezeigt.«
    Als sie zurückkehrte, hing ein Zettel an der Tür: Ich würde dich gerne am Samstagabend zum Essen einladen. Ich hoffe, du kannst kommen. Lieben Gruß und gute Nacht. H.
    Eigentlich hatte sie nichts Bestimmtes vor, vielleicht in die Disco hineinschauen, aber das könnte sie auch am Sonntag tun.
    Es war ein kleines gemütliches Treffen. Nur sie, Vera und er. Vera begrüßte sie so stürmisch, als hätten sie sich ewig nicht mehr gesehen. Angesichts des herzlichen Kontakts, gestattete sich auch der Hausherr einen Begrüßungskuss auf beide Wangen. Sie drückte ihm dankend die Kakao-Tasse in die Hand: »Sie hat mir das Leben gerettet.«
    Er grinste. »Bei mir hat er meistens geholfen, wir freuen uns, dass du kommen konntest. Stirbst du vor Hunger oder können wir vorher noch einen Champagner trinken?«
    »Champagner für alle«, sagte sie übermütig und nahm auf der weißen Ledercouch Platz.
    Mirka, die Katze, schlich schnurrend an ihren Beinen vorbei. Vera war mit einem extravaganten schwarzen Leinenkleid, tief ausgeschnitten, erschienen, das sie sehr gut kleidete. Wahrscheinlich will sie ihn reizen, was bei diesem Outfit und ihrer blendenden Figur problemlos gelingen sollte, dachte Louise und schämte sich ihres locker sportlichen Aussehens. Sie trug Jeans, Bluse und einen Pullover, den sie sich auch vom gewährten Vorschuss geleistet

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