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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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warum sie so spät zurückkommt, die Geräusche mehr im Unterbewusstsein gehört, einer Katze zugeordnet, dann überraschte ihn die vorbeihuschende Gestalt in Schwarz. Fiel ihm etwas an ihr auf? Sie war groß, der Umhang weit, Mütze oder Maske dunkel. Er konnte sich nicht erinnern, Umhang oder Kopfbedeckung irgendwann gesehen zu haben. Harrys Worte kamen ihm wieder in Erinnerung. »Vielleicht war es keiner von unseren Leuten, einer aus dem Ort, der auf eine Gelegenheit gelauert hat und Sina war eine leichte Beute, allein in der Dunkelheit, in ihrem dünnen Kostüm.« Wieder krampfte sich sein Magen vor Schmerz zusammen. Angestrengt dachte er nach, vielleicht hatte er irgendeine Kleinigkeit übersehen, in Erwartung der aufregenden Sina nicht registriert. Schließlich überwältigte ihn die Müdigkeit. Als er im Morgengrauen erwachte und sich der fürchterlichen Tat sofort mit Schrecken bewusst wurde, durchzuckte ihn ein Gedanke, etwas war ihm eingefallen. Am Abend vorher hatte Medusa bereits eine Katastrophe vorhergesagt, es fröstelte ihn.

Am nächsten Morgen erwachte Louise mit Kopfschmerzen und einem trockenen Mund, als sei er in Sand verpackt. Schwankend stand sie auf und nahm einen kräftigen Schluck Wasser zu sich. Sie öffnete das Fenster und legte sich wieder ins Bett. Es war ein schöner, lustiger Abend, das Essen großartig, etwas viel Alkohol, aber sie konnte ja ausschlafen. Eine Stunde später rief Gila an und berichtete von einer neuen Flamme. »Er heißt Siegfried und hat mich heute zum Brunch eingeladen, erst ein opulentes Frühstück mit allem Schnickschnack, zum Schluss noch ein halbes Schwein auf Toast und dann Nächstenliebe, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ach«, seufzte Louise, »mit frisch gepresstem Orangensaft, weich gekochtem Ei, einem Berg würzigen Schinkens, Quark und Ananas … da wäre ich jetzt sofort dabei.« Ihr lief das Wasser im Munde zusammen.
    Sie tratschten noch eine Weile miteinander, dann stand Louise auf und zog sich etwas Bequemes an. Das Telefon machte sich bemerkbar. »Heinz? Guten Morgen, vielen Dank für den netten Abend, ich bin ganz schön versackt, aber die Stimmung war hervorragend und das Essen ein Traum.«
    »Ja, ja, nun beruhige dich noch mal. Ich wollte nur fragen, ob du mir beim Frühstück Gesellschaft leisten möchtest; nach einem abendlichen Exzess, habe ich am nächsten Tag meist einen Löwenhunger.« Er musste an Selim denken und lachen. »Wie wär’s, oder hast du schon getafelt? «
    Sie hielt die Muschel zu, stieß einen kleinen Freudenschrei aus und sagte dann ganz lässig: »Na ja, wenn’s auch einen guten Kaffee gibt, gerne?«
    »No problem, das hat Harry, einer meiner Zirkusfreunde, immer gesagt, er war einmal in Amerika, musst du wissen, worauf er besonderen Wert legte.«
    Sie lachte: »Wenn’s wirklich keine Umstände macht. Darf ich denn in meinem Schlabberlook kommen?«
    »Wie immer du möchtest, selbst nackt.«
    Sie zögerte einen Augenblick mit der Antwort, aber er hatte schon aufgelegt. Die Überraschung war perfekt. Es gab weich gekochte Eier, Schinken, Quark, frische Ananas, Erdbeermarmelade und selbst gepressten Orangensaft. Geröstete Brotscheiben schnellten mit hellem Klicken aus dem Toaster und verbreiteten ihren anregenden Duft im Raum.
    »Wow, langsam wirst du mir unheimlich«, meinte sie.
    »Das wollen wir doch nicht hoffen«, sagte er gut gelaunt und zwinkerte ihr zu, »guten Appetit, ich habe einen Löwenhunger.«
    Sie arbeitete sich in betriebliche Abläufe und die Buchführung ein. Wenn man Diversifizierung in der Praxis erleben wollte, war man bei Mattuschke an der richtigen Adresse. An wenigstens zehn anderen Firmen war er beteiligt, hatte seine Finger in allerlei Geschäften stecken, Gelder flossen zwischen Konten hin und her, um Geschäftsabwicklungen zu belegen, die nie stattgefunden hatten. Daneben waren Luftbuchungen an der Tagesordnung. Entsetzt sprach sie ihn auf das illegale Geflecht an.
    »Ach, alles halb so wild Louise, absolut wasserdicht, von Huber geprüft und eingefädelt.«
    Daher kam also der Wind, sie hatte von Beginn an richtig vermutet. Überwiegend waren lukrative Beteiligungen darunter, teilweise Beträge vorhanden, für die es keine Belege gab und die mit Phantasie begründet werden wollten.
    »Ich appelliere an deine kreative Buchhaltung«, war sein süffisanter Kommentar. Die Nonchalance bei der Umgehung klarer Vorschriften erstaunte sie maßlos.
    Sie befand sich in einer Zwickmühle. Lehnte sie ab

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