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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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entstanden, in erster Linie bei ihr, nachdem er sie mit seiner mutigen Löwennummer begeistert hatte. Ein Glühen lag in ihren Augen, ein leidenschaftliches Flackern, das allein ihm galt. Sie trafen sich nach ihrer Vorstellung, schnell sprang sie aus dem Artistenkostüm, schlüpfte in einen bequemen Jogginganzug. Das Adrenalin, bei ihren waghalsigen Flügen und Saltos reichlich ausgeschüttet, glaubte er förmlich riechen zu können.
    Britta zog ihn in eins der leeren Zelte, gab ihm einen langen Kuss und schmiegte sich in seine Arme.
    »Ich fühle mich wohl bei dir, kannst du mich ein wenig wärmen ?«, er schlang seine Arme um sie und zog sie näher zu sich. Ihre Küsse wurden intensiver, fordernder. Zärtlich streichelte er ihr über das braune Haar, das zu einem Zopf zusammengebunden war. Sie nahm seine Hand und schob sie unter ihr Oberteil.
    »Auch, wenn ich den lästigen Anzug ausziehe?«, fragte sie kokett und wand sich aus der Umhüllung, so dass sie in ihrer Wäsche vor ihm stand. Der Anblick erregte ihn spontan, augenblicklich fühlte er sich an die reizvollen Beobachtungen am Badehaus erinnert, obwohl der starke Reiz des Heimlichen, Versteckten, fehlte. Sie legte ihre Hand zart auf die entstandene Wölbung und meinte übermütig: »Da scheine ich ja etwas angerichtet zu haben, was ich nie und nimmer wollte.«
    Sie lächelte zufrieden und begann ihre Hand zu bewegen. Ihr Mund schmeckte angenehm nach Veilchen, wahrscheinlich von den Pastillen, die sie gerne lutschte. Sie stand auf, zerrte den Zeltspalt zu, damit keiner hineinsehen konnte und ließ langsam BH und Slip fallen. Er spürte starkes Begehren beim Anblick des anmutig schlanken Körpers mit durchtrainierten Muskeln und straffen Brüsten, wie modelliert. Hastig zog auch er sich aus, Britta erwartete ihn auf ihrer Decke. Er legte sich neben sie, fühlte ihre Wärme, roch ihren Duft, wollte sie spüren, in sie dringen, die ihm so vertraut war, endlich den Makel seiner Jungfernschaft ablegen. Sie atmete tief. Als er sich über sie beugte, sein heißer Körper den ihren berührte, stöhnte sie leise auf. Vorsichtig versuchte er, in sie einzudringen, aber kaum hatte er ihre nackte Haut gespürt, verschwand die eben noch starke Erregung schlagartig. Es war dasselbe Phänomen, das er damals bei Chou-Chou erlebte und das ihn bis jetzt daran gehindert hatte, einen neuen Versuch zu unternehmen. Enttäuscht wandte er sich ab, sein Gesicht in der Decke vergraben. Britta verharrte einige Augenblicke ratlos, dann streichelte sie sanft über seinen Rücken.
    »Sei nicht traurig, es ist auch so wunderschön, mit dir zusammen zu sein, ich genieße deine Nähe und Wärme.« Sie kuschelte sich eng an ihn: »Beim nächsten Mal ist alles ganz anders.«
    Aber auch weitere Versuche änderten nichts, und seine Sehnsucht nach versteckter Beobachtung wurde immer drängender. So wie er schon als Kind bestimmte Farben nicht sehen, Speisen nicht essen, Dinge nicht berühren konnte, war es ihm unmöglich, eine nackte Frau zu berühren und mit ihr zu schlafen. Die tiefe Freundschaft zu Britta beeinträchtigte dies nicht, aber ihre erotischen Versuche stellten sie schließlich ein. Sie hatte keine Erklärung dafür, suchte die Schuld bei sich und mangelnder Ausstrahlung, ihm wurde voller Resignation bewusst, dass er unter einem lebenslangen Stigma leiden würde, einem ewigen Versteckspiel und der verzweifelten Suche nach Erfüllung seiner außergewöhnlichen Begierden.
    Chapiteau überließ ihm mehr und mehr Organisation und Verhandlungen. Er war erfolgreich, besser als er, das musste der alte Zirkuschef ihm lassen, auch wenn er mit manch unseriösen Übertreibungen nicht einverstanden war. Finanziell stand der Zirkus so gut wie lange nicht da. Mattuschkes Geschick und Kaltschnäuzigkeit sprachen sich langsam herum. Er hatte längst ausgelernt, war vierundzwanzig Jahre alt und kannte das Zirkusgeschäft in allen Facetten. Über den Anschlag auf Boris wurde noch lange gerätselt, aber kein Täter gefunden. Vom Feuerschlucker hörte man nichts mehr.
    Bei einer besonders zähen Verhandlung fiel er John Kornfeld auf. Das geschickte Taktieren, die Ruhe abzuwarten und das Gefühl bereits zu wissen, was seine Partner dachten oder planten, imponierte ihm. Er lud ihn zu einem Gespräch ein und erfuhr mehr über den jungen Mann, seine Aktivitäten als Ersatzdompteur und die effektiven, aber nicht ganz legalen Werbemethoden. Er wäre fähig, mit seiner überzeugenden, kultivierten Art

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