Mattuschkes Versuchung
Druckereien, ein Sägewerk und setzte sie als Geschäftsführer ein, so dass sie nach außen ihr Gesicht wahren konnten und ihm sogar dankbar waren. Eher hobbymäßig spekulierte er mit Aktien und Termingeschäften und hatte auch hier ein so glückliches Händchen, dass er mit geschicktem Verkauf zum richtigen Zeitpunkt enorme Gewinne erzielte. Auch dies sollen Insidertipps ermöglicht haben.
Kornfeld behielt immer eine saubere Weste. Waren schmutzige Geschäfte zu erledigen, hatte er entsprechende Leute dafür oder ließ sie von seinen Scheinfirmen ausführen, über die keine Verbindung zu ihm hergestellt werden konnte. Mattuschke war überrascht, die weitverzweigte Struktur kennenzulernen, arbeitete sich aber schnell ein. Die Philosophie gefiel ihm. Kornfeld ließ ihn heimlich testen. Er sollte vom Betreiber eines Etablissements einen Anteil der Erlöse abholen. Der Mann war instruiert und schlug den Deal vor, eine niedrigere Summe anzusetzen und sich den Rest aufzuteilen, Kornfeld würde es nicht merken, da er die Bücher nur von seinen Leuten prüfen lasse. Es wäre ein hübsches Sümmchen gewesen, aber er lehnte ab und informierte Kornfeld über den unzuverlässigen Partner. Nicht weil er Skrupel hatte, etwas Illegales zu tun, aber er gehörte hier ebenso wie im Zirkus zu einer Familie, in der man kein falsches Spiel trieb. Als nächstes setzte Kornfeld eine attraktive Frau auf ihn an, die ihm gegen Liebesdienste bestimmte Informationen entlocken sollte. Die Dame gefiel ihm gut, aber sein Problem hinderte ihn daran, sich mit ihr einzulassen, so blieben auch die Informationen unter Verschluss.
Von da an weihte ihn Kornfeld in alle Vorgänge ein und übertrug ihm delikatere Aufträge. Wurden Grundstücke gesucht, sollten Häuser verkauft oder Entscheidungsträger umgestimmt werden, entwickelte er subtile Methoden, um zunächst im Namen anderer zum Ziel zu kommen. Seine sprichwörtliche Überzeugungs- und Überredungskunst kam ihm dabei sehr zustatten. Hatte er trotz aller Kniffe keinen Erfolg, leitete er die Aktion, Torero' ein, wie er sie nannte. Sie war wenig fein, aber umso wirkungsvoller und bedeutete, wie der Name schon erkennen ließ, Ablenkung vom Täter und den finalen Stich. Den ließ er von solchen durchführen, zu denen ihm keine Verbindung nachgewiesen werden konnte. Hauseigentümer, die nicht bereit waren, ihre Immobilie herzugeben, wurden plötzlich überfallen, erlitten unerklärliche Verkehrsunfälle, das Haus brannte ab, Kredite wurden fällig gestellt, Arbeitsverhältnisse mit fadenscheinigen Gründen gekündigt, so dass Verkäufe unvermeidbar wurden. Das Perfide war, dass Kornfeld nach solchen Schicksalsschlägen als Retter auftrat und sich anbot, das Unglücksgrundstück zu einem nicht mehr erwarteten Preis zu kaufen, Wohnungen günstig zur Verfügung zu stellen oder in der Notlage anderweitig zu helfen. Er sei ein warmherziger Mensch, unverschuldete Schicksalsschläge rührten ihn eben. Mattuschke bewunderte das Phänomen, wie konnte einer, der rücksichtslos seine Interessen durchsetzte, als Wohltäter gelten und sich eines Saubermannimages erfreuen?
Kornfeld lud ihn in sein herrschaftliches Haus ein. Nach einem kleinen Imbiss mit Gänseleberpastete zu einem edelsüßen, goldfarbenen Monbazillac, dessen Schlieren sich wie pralle Adern träge an der Innenwand ihrer Gläser hinab bewegten, besprachen sie bei einem hervorragenden Bordeaux aus der Region Margaux ein Projekt, an dem Kornfeld besonders viel gelegen war und das lukrative Gewinne versprach. Der Eigentümer war zum Verkauf bereit, er brauchte das Geld dringend aufgrund einer Notlage, in die ihn Kornfeld ohne sein Wissen gebracht hatte, nur der Leiter des Bauamtes verweigerte die Genehmigung für die geplante Nutzung. Raffinierte Bestechungsversuche schlugen allesamt fehl.
»Lass dir was einfallen Heinz, wenn du das schaffst, wäre es dein Meisterstück, ich würde mich sehr erkenntlich, zeigen«, er schmunzelte und schlug ihm freundschaftlich auf den Arm. Mattuschke wusste, wie sehr er an diesem Vorhaben hing, aber ebenso, wie unbeugsam das Bauamt dazu stand.
»Ich werde mir Gedanken machen.« Der Rotwein wärmte innerlich, beide tranken ihn genießerisch in kleinen Schlucken.
»Was hältst du davon?«, fragte Kornfeld und erhob das Glas, in dem es ziegelrot schimmerte.
»Ich finde ihn ausgezeichnet, die runde Süße der Brombeer-Holunderfrucht, das feine Mineralische, Feuerstein, das mir schon bei Rieslingen aus Schieferlagen
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