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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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gestandene Leute auszuspielen, ohne dass sie Verdacht schöpften. Seit langem suchte er nach jemandem, der seine rechte Hand werden könnte. Es gab den ein oder anderen, aber entweder waren Gerissenheit mit groben Manieren oder gute mit wenig Biss, Intelligenz, mangelndem Mut oder Risikobereitschaft und umgekehrt kombiniert.
    Der junge Löwenbändiger besaß alles, war heißblütig, trotzdem kontrolliert bis an Herz, scharfzüngig, geistreich und besaß Einfühlungsvermögen. Alkohol schien er, bis auf feinen Genuss, zu verschmähen, und seine Informanten hatten weder Weibergeschichten, noch kritische Eigenschaften herausgefunden. Er bot ihm an, in sein Unternehmen einzusteigen, mit einem Anfangsgehalt, von dem Mattuschke nur träumen konnte, einer Wohnung innerhalb des Unternehmensbereichs und eigenem Firmenwagen. Zwar besaß er keinen Führerschein, hatte aber den Zirkuseigenen Fuhrpark, einschließlich schwerer Laster, so oft rangiert, dass er darin nur eine Formsache sah. Er fragte nach Kornfelds zeitlichen Vorstellungen und bat sich Bedenkzeit aus. Spätestens zu Beginn des neuen Jahres müsse die Position besetzt sein. Heinz überlegte, bis dahin verblieben noch einige Monate, ein Weggang fiele in die Phase des Winterlagers. Bis zur neuen Saison könnte sich . Chapiteau nach Ersatz umsehen. Von jetzt auf gleich würde er ihn nicht im Regen stehen lassen.
    Zukolowski verschlug es die Sprache, als er ihm den möglichen Weggang eröffnete. Er nahm den feuchten Zigarrenstummel aus dem Mund. »Wenn es an der finanziellen Seite liegt, kein Problem, ich wollte dein Salär ohnehin deutlich aufstocken.«
    »Nein daran liegt es nicht«, sagte er und stellte sich die Veränderung seiner Gesichtsfarbe vor, wenn er erfahren würde, was Kornfeld ihm geboten hatte. Aber das Gehalt war nicht das Ausschlaggebende, er liebte den Zirkus und die Gemeinschaft. Die Zukunftsperspektive war nicht verlockend. Hätte er die Chance, Teilhaber oder Direktor zu werden, käme kein anderes Angebot für ihn in Frage. Aber bei den Zukolowskis handelte es sich um eine alte Zirkusdynastie, die auf Tradition setzte. Nicht umsonst musste der Alte ihn führen, obwohl er sonstige Ambitionen hatte. Wenn er sich zurückzieht, würden andere Familienzweige das Unternehmen fortführen. Wer weiß, was dann aus ihm werden würde. Diesen Grund nannte er Zukolowski, der wie erwartet, wenig dagegenzusetzen hatte. Auch seine Eltern waren dafür, auch wenn ihnen die Kornfeld'sehen Unternehmungen etwas undurchsichtig schienen, aber wer nichts riskiert, gewinnt auch nichts.
    »Du darfst das Messer bis an die Haut heran werfen, aber nicht näher, bleibe immer auf der rechten Seite und bewahre dir den Mut, deine eigene Meinung zu vertreten. Ich hätte dich gerne als meinen Nachfolger gesehen, aber ich verstehe deine Gründe«, riet ihm sein Vater. Er sagte Kornfeld zu.
    Der Abschied aus der Zirkusfamilie fiel schwer, besonders von Britta, seiner engsten Freundin, Heidrun, die inzwischen weitere Kilos auf die Waage brachte, Ricardo, Fiete, Morello, Wackernagels und Amarena, die ihr Augenlicht verloren hatte und ihn lange umarmte, wohl ahnend, dass es ein Abschied für immer sein würde.
    Kornfeld, ein hochgewachsener Mann mit aristokratischem Auftreten, angeborener Autorität und der vornehmen Bräune höherer Schichten, die im Sommer die Sonne von Cannes und im Winter die von St. Moritz genossen, hatte sich ein Firmenimperium unterschiedlichster Bereiche aufgebaut. Ursprung war das elterliche Baugeschäft, das er über viele Jahre hinweg, durch lukrative Aufträge ausbauen konnte. Wie er an die Aufträge kam, blieb sein Geheimnis, jedenfalls munkelte man in der Branche, dass es nicht immer mit rechten Dingen zuging. Später erweiterte er die Unternehmung zu einem Projektentwickler, der interessante Grundstückareale aufkaufte und bebaute, unter anderem Fabrikbrachen oder ehemals militärisches Konversionsgelände. Nachdem er zahlreiche Objekte aus Versteigerungen aufkaufte, herrichtete und anschließend als Geschäfte oder Praxen vermietete, stieg er in die Gastronomiebranche ein, der bald die Eröffnung einiger Rotlichtetablissements folgte. Den unmittelbaren Betrieb übertrug er den Platzhirschen der Branche, blieb aber beteiligt und sicherte sich Mitspracherechte. Nachdem größere Summen, die er Bekannten selbstlos' geliehen hatte, trotz wiederholter Prolongation der Wechsel nicht zurückerstattet werden konnten, übernahm er auch deren Betriebe, zwei

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