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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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Schatten gestellt hätte und dazu zwang, für Wochen zu schließen. Selbst die eilig engagierten Maler rückten nach erster Nasenprobe wieder ab, schließlich seien sie Anstreicher und keine Pathologen.
    Martine lag in Mattuschkes Armen, sie küssten sich, gestanden einander ihre Gefühle.
    »Könntest du dir vorstellen, mit einer Frau zu leben, ohne mit ihr zu schlafen, ich meine, wenn sie … sagen wir einmal, in diesem Bereich behindert ist, so dass es nicht möglich wäre?«
    Allzu schnell wollte er die Frage beantworten, formulierte dann aber zurückhaltender, um keinen Verdacht zu erregen.
    »Wenn ich sie liebte, wäre das für mich kein Problem, glaube ich, es ist ohnehin weit weniger wichtig, als die meisten annehmen.«
    Martine durchlief ein heißer Strahl der Hoffnung. Nie hätte sie mit einer derartigen Antwort gerechnet.
    »Und du bist dir sicher, dass du es nicht nach kurzer Zeit vermissen und unzufrieden sein würdest?«
    »Wenn es nicht so wäre, hätte ich anders geantwortet, im Ernst, es würde mir nichts ausmachen, ich glaube sogar, dass Menschen, die ein solches Problem gemeinsam bewältigen, sich mehr schätzen und vertrauter miteinander umgehen können, gerade weil es nicht selbstverständlich ist.«
    Sie schaute ihm lange in die Augen, sein Blick war ehrlich und zeigte Liebe für sie.
    »Ich möchte dir etwas sagen Heinz, worüber ich bisher noch nie mit einem Menschen gesprochen habe, und was nicht einfach für mich ist.«
    Er sah, wie schwer es ihr fiel, sich innerlich zu entblößen, aber ihre Liebe, ihr großes Vertrauen zu ihm machte es möglich. Sie erzählte von ihrer Einschränkung, den Misserfolgen und seelischen Nöten. Er nahm sie verständnisvoll in den Arm. Er war nicht zusammengezuckt, nicht von ihr abgerückt, es schien ihn nicht zu stören oder seine Gefühle für sie zu beeinträchtigen. Er drückte sie an sich, hatte ein solch starkes Bedürfnis, sie zu trösten, sie zu halten, wie er es noch nie verspürt hatte. Eine starke Erleichterung überkam ihn, nie hätte er es für möglich gehalten, dass sich sein Problem auf solche Weise lösen, überspielen lassen könnte, ohne sich zu outen, wie man inzwischen sagte. Welch ein Glücksfall. Sein Herz schlug unkontrolliert pochend. Wie gut konnte er sie verstehen; über seine Probleme sprach er nicht, hielt es unter diesen Umständen nicht mehr für erforderlich.
    »Ich glaube, mit uns haben sich die Richtigen gefunden.«
    Voller Dankbarkeit schaute sie ihn an, er war der Mann ihres Lebens, daran gab es keinen Zweifel mehr für sie.
    »Martine, wir sind keine Jugendlichen mehr, passen zueinander, jeder von uns hat nach einem solchen Partner gesucht und nicht damit gerechnet, ihn zu finden, lass es uns miteinander versuchen.«
    »War das jetzt ein Heiratsantrag oder die Einladung zu einer vorläufigen Wohngemeinschaft?«, fragte sie augenzwinkernd und sah ihn herausfordernd an.
    »Es war«, jetzt überkam ihn doch ein Schwall von Unsicherheit und leichter Atemnot, »ein Heiratsantrag«, stotterte er verlegen. »Ich bitte dich um die Hand, deines Vaters Tochter', sagt sie ja?«
    »Sie sagt tausendmal ja.«
    Sie überschüttete ihn so stürmisch mit Küssen und Umarmungen, dass beide vom Sofa auf den Boden rutschten und sich dort lachend aneinander schmiegten.
    »Ich weiß nicht, wie du darüber denkst«, keuchte sie außer Atem, während noch Freudentränen von ihren Wangen liefen, »Hochzeit ohne Kirche geht nicht, meine Mutter bekäme sofort eine Herzattacke, ich möchte sie aber gerne noch lange behalten, und in dem kleinen Ort, aus dem ich stamme, gibt es mehr Kirchenbänke als Einwohner.«
    »Wo liegt das Problem? Ich bin mit allem einverstanden, als allererstes besuchen wir unsere Leute im Zirkus, ich muss sie dir unbedingt vorstellen und dann deine Familie. Wir könnten vielleicht in der Winterpause heiraten, da haben sie am ehesten Zeit.«
    »Ich freue mich darauf, erzähl mir ein wenig von dieser Zeit, ich weiß sicher noch nicht alles, und sie ist ungeheuer spannend für mich, die unbekannte Welt des Zirkus und der Sensationen.«
    Alles darfst selbst du nicht erfahren, dachte er und begann, ihr die Geschichte von Ricardos Verletzung und seinen Auftritten als Löwendompteur zu erzählen.
    »Jetzt flunkerst du aber ganz schön«, sagte sie sanft und zupfte ihn am Bärtchen, »du willst mich wohl um jeden Preis beeindrucken.«
    »Es ist die reine Wahrheit.« Sie sah seinen Augen an, dass er es ernst meinte.

Im Zirkus hatte sich

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