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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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viel verändert. ,Chapiteau war nicht mehr da, die Nachfolge hatte, wie zu erwarten, jemand aus dem Familienclan übernommen. Wirtschaftlich stand es nicht zum Besten, man rechnete mit einer Fusion.
    »Die Zeiten sind schlechter geworden Herr Mattuschke, man hält noch immer große Stücke auf Sie und Ihre Einfälle. Der Zirkus hat Konkurrenz bekommen, das Fernsehen, die Leute sind mobil geworden, können in die Zoos fahren, man braucht den Zirkus nicht mehr, um eine Show oder exotische Tiere zu sehen. Das spüren wir deutlich und sind dabei, uns umzustellen, ein anderes Zirkuserlebnis zu schaffen, sehen Sie sich Roncalli an, der ist auf dem richtigen Weg.«
    Er hatte einen Kasten Bier dabei, den er Fiete und den Elefanten, vor allem Mathilde, spendieren wollte. Seit neun Jahren war er nicht mehr da, ob sie ihn noch wiedererkennen würden? Im Elefantenzelt hoben sie die Rüssel und schnupperten. Als er mit ihnen sprach, Mathilde über den haarigen Rüssel streichelte, begannen sie zu trompeten und kamen auf ihn zu. Martine fütterte sie mit Zuckerstückchen. Für Mathilde öffnete er ein Bier, das sie zu Martines Erstaunen, genüsslich wie ein Fußballfan in der Südkurve leerte. Fiete umarmte ihn herzlich. »Schmucke Deern«, begrüßte er Martine, nachdem er sich verlegen die Hände an der Hose abgewischt hatte. Er war alt und schlohweiß geworden, die korrodierende Wirkung der Zeit hatte auch ihn nicht verschont. Die Dressurnummer führte er nicht mehr vor, einen jungen Nachfolger gab's, aber als Pfleger blieb er bei seinen Elefanten, von denen er sich nicht trennen konnte.
    Amarena, seine Geburtshelferin und Heidrun, die Dicke Berta, waren gestorben, Britta war seit kurzem Verlobte eines Jungunternehmers und Assistentin eines Jongleurs. Von den Löwen, die er kannte, waren nur noch vier da, Selim, Sultan und Sambesi gestorben, Leo verkauft. Ricardo, der sich vor Freude kaum fassen konnte, ihn endlich wiederzusehen, trat jetzt mit einer gemischten Gruppe von vier Löwen und Tigern auf. Die eigenständige Tigernummer war gestrichen worden, nachdem sich der Dompteur anderweitig bewarb. Ricardo berichtete ihm stolz, man habe bei der Planung des diesjährigen Winterlagers Gespräche mit einem jungen Referenten der Stadtverwaltung geführt, der sich den Zirkus persönlich angesehen und fabelhafte Konditionen vereinbart habe. »Der kannte was von unserem Laden und hatte Verständnis für alle Anliegen, du wirst nie erraten, wer es ist«, frohlockte Ricardo und sah ihn herausfordernd an wie seine Katzen, bevor sie auf »hoch« die Vorderpfoten erhoben.
    »Konrad Steinbrech, weißt du, dein Klassenkamerad, der damals in den Ferien bei uns war. Die meisten hat er noch gekannt. Er hoffte, dich hier wiederzusehen, aber wir haben ihm gesagt, welch große Nummer du inzwischen geworden bist und andere große Tiere durch den Reifen springen lässt«, er lachte wie ein Kind über die gelungene Formulierung. Auch die Löwen schienen ihn wiedererkannt zu haben, fauchten zunächst, als er sich den Käfigen näherte, aber als sie seine Stimme hörten, und er ihre Namen rief, kamen sie an das Gitter heran. Bebeto ließ sich kraulen und schnurrte. Martine nahm respektvollen Abstand ein, als das gefährliche Fauchen einsetzte und war nicht wenig erstaunt, dass Heinz seine Hand in den Käfig steckte und den langmähnigen Löwen kraulte.
    Britta umarmte ihn wie einen Bruder und überraschte Martine mit ihrer Liebenswürdigkeit, die einen eher reservierten Empfang erwartet hatte.
    »Heinz ist ein lieber und mutiger Mann, ich freue mich sehr für ihn, dass er eine solch nette Partnerin gefunden hat, Martine, ich darf doch ,Du' zu dir sagen?
    Martine war beeindruckt, warum nur hatte er sich nicht für diese Frau entschieden, die ihn offensichtlich sehr mochte? Er stellte sie seinen Eltern und den anderen im Zirkus vor. Alle waren von Martine begeistert. Später lernte er ihre sympathischen Verwandten kennen.
    Die Hochzeit wurde zu einem unvergesslichen Fest, Martines Verwandte und Freunde kamen, ebenso eine große Abordnung des Zirkus mit bester Laune, Britta und ihr Mann Guido, der bei jedem Modellathletenwettbewerb hätte teilnehmen können. Sogar ein Teil des Orchesters spielte auf. Als er Martine von der missbrauchten Trompete erzählte, konnte sie sich vor Lachen kaum noch beherrschen.
    Heinz' Eltern ließen es sich nicht nehmen, eine Zaubernummer zu präsentieren, bei der sie Martine zu aller Erstaunen verschwinden und am hinteren Ende

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