Mattuschkes Versuchung
beginnen, aber der schleichende Prozess war nicht aufzuhalten. Mattuschke erwarb ein schönes Haus abseits des Zentrums, kaufte umliegendes Land dazu, das er günstig erhielt, eine Werkstatt mit Gebrauchtwagenhandel samt Personal, ließ neue Geschäftsgebäude errichten und verlegte den Betrieb an diesen Standort. Martine arbeitete im Büro, die Sache lief gut an, und er begann mit kleinen Betrügereien, gegen die sie sich entschieden wehrte.
»Wir haben es nicht nötig, auf diese Weise Gewinne zu erzielen. Wir sind reich, uns steht das Wasser nicht am Hals wie anderen, die hierin den letzten Ausweg sehen. Ich spiele da nicht mit.«
»Aber Martine, natürlich ist das kein Unternehmensprinzip, aber bei einigen Geschäften reizt es mich einfach, sie der Konkurrenz wegzuschnappen.«
Martine lebte sich schneller als erwartet, in der neuen Umgebung ein, fand Freunde, trat einer Sportgruppe bei. Mattuschkes Personal bestand zum großen Teil aus ehemaligen Knackis, die es ihm hoch anrechneten, sie bei der Übernahme behalten zu haben. Er behandelte sie gut, sie gingen für ihn durch dick und dünn; inzwischen hatte er auf ihre Empfehlung weitere aus der Szene eingestellt. Die Konversation mit Martine wurde einseitiger, mehr und mehr zog sie sich zurück. Abends war sie häufig mit der Damengruppe unterwegs. Er hatte ein ungutes Gefühl, irgendwann ließ er sie beobachten.
Martine fühlte sich nicht mehr glücklich; es schmerzte sie, dass in ihrer Ehe Zärtlichkeit fehlte, immer öfter hatte sie das Bedürfnis nach Erfüllung, die sie sich selbst bereiten musste. Früher richtete sie es hin und wieder so ein, dass er sie dabei beobachten konnte. Aber seit der Affäre mit dem Hauseinbruch war etwas zerbrochen, das es ihr unmöglich machte, das heimliche Spiel fortzusetzen. Der Sport mit den Clubfrauen bekam ihr gut; häufig genoss sie hinterher Massagen und Saunagänge. Besonders Dirk, ein junger, talentierter Masseur, gefiel ihr. Sie unterhielt sich gerne mit ihm. Für ihn war der Job im Sportzentrum vorübergehend, er hatte feste Pläne, sich selbstständig zu machen und alle qualitativen Voraussetzungen dazu.
»Was schwebt dir denn vor Dirk?«, fragte sie, während seine geschickten Hände über ihren Körper glitten und sie in einer unbekannten Weise ansprachen.
»Ein Massagestudio mit qualifizierten Mitarbeitern, ein spezieller Bereich für Unfall- und Schlaganfallpatienten, Lymphdrainage, Osteopathie, Sauna, finnisch und Dampf, klein aber fein.«
Martine lachte: »Du hast ja exakte Vorstellungen, woran hapert es noch?«
»Natürlich am Geld, die Bank erwartet ein bestimmtes Eigenkapital, bevor Förderung oder Kredite bewilligt werden.«
Sie freute sich jedes Mal auf die Behandlung und das Gespräch mit dem ehrgeizigen Mann, der vielleicht Ende zwanzig sein mochte, über zehn Jahre jünger als sie. Jedes Mal war sie enttäuscht, wenn ein anderer ihre Massage übernahm, an dessen Dienstleistung sie nichts auszusetzen hatte, aber das angenehme Gefühl in ihr nicht erzeugen konnte. An einem Abend bissen sie sich an einem besonderen Gesprächsthema fest und fanden keinen Schluss, nachdem die Massage längst beendet war.
»Wir können unsere Unterhaltung unmöglich so abrupt unterbrechen«, sagte sie, »wenn Sie nichts anderes vorhaben, würde ich Sie gerne noch auf einen Kaffee einladen und das Gespräch zu Ende führen.«
Es war ein gelungener Tagesabschluss. Sie fühlte sich wohl in seiner Gegenwart, ihr gefiel die zielstrebige Art, der Ernst, mit dem er sich engagierte und auch er als Mann, das konnte sie nicht leugnen. Von seinen geschickten Händen gar nicht zu reden. Sie trafen sich regelmäßig nach der Massage, saßen in dem kleinen Kaffee mit der blonden Bedienung, die ihre Haare wie Zuckerwatte mit steilen grünen Spitzen trug und ihnen schon ungefragt die Getränke brachte.
Ein paar Wochen später, er knetete gerade ihre Nackenmuskulatur, fragte er beiläufig: »Wenn Sie anschließend zu mir kommen, könnte ich Ihnen meine Pläne zeigen, die Zeichnungen habe ich gestern bekommen. Ihre Meinung würde mich sehr interessieren.«
Sie drehte sich um, es funkelte in seinen Augen, er sah sie in einer Weise an, die sie plötzlich mit heißen Wallungen überzog und für einen Moment unsicher werden ließ.
»Ich komme gerne mit, für einen kurzen Blick«, sie nickte ihm optimistisch zu, »ich sehe schon, Sie werden es bald geschafft haben.«
Er hatte eine kleine Wohnung in der Marktstraße, außergewöhnlich
Weitere Kostenlose Bücher