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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ersfeld
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sich hin, aber in ihren Augen konnte Louise etwas Warnendes lesen. Aber gab es einen Anlass dafür, hatte sie jemals Grund, an seinen ehrlichen Absichten zu zweifeln? Sie überging die Bemerkung und schenkte nach. Langsam brachte das schäumende Medium ein beschwingtes Gefühl zustande. Vera hatte Korkstückchen im Glas, Louise wollte sie herausfischen, was aber bei ihrem heftigem Sträuben misslang. Dann trank Vera sie aus Übermut mit.
    »Warum das?«
    »Damit ich morgen besser schwimmen kann.«
    Herzhaft lachend fielen sie einander um den Hals.
    Sie hatte eine Woche intensiver Arbeit für Mattuschkes Firma hinter sich, in Abstimmung mit diesem Brechmittel namens Huber. Alles andere als ein gutes Gefühl kam in ihr auf, es wurde in einer Weise getrickst und vernebelt, dass ihr mulmig zumute war. Wenn das herauskommt, hänge ich mit am Haken, befürchtete sie. Heinz strahlte: »Na, da ist ja ein dicker Brocken bewältigt, und wir haben extra ein paar Häppchen für die Prüfer eingepackt, damit sie auch ein Erfolgserlebnis haben. Eine echte win-win- Situation Louise, oder nicht?«
    Ihr stand der Sinn nach Sonne, sie klagte Gila ihr Leid am Telefon: »Der Herbst war viel zu kühl und verregnet, wenn ich an den langen Winter denke, werde ich richtig schwermütig. Noch einmal Sonne tanken, bevor die kurzen trüben Tage kommen, das wäre es.«
    Kurz darauf fragte Mattuschke: »Hättest du vielleicht Lust, ein paar Tage am Mittelmeer zu verbringen? Ralf Rudinsky hat mir sein Ferienhaus in der Nähe von Dubrovnic angeboten, er fährt in diesem Jahr wegen der Garnelen nicht und wäre froh, wenn jemand vor dem Winter nach dem Rechten sieht.« Louise war es unheimlich, er schien wirklich ihre Gedanken zu erraten. Innerlich machte sie einen Luftsprung.
    »Aber diesmal wäre es keine Geschäftsreise, als was nimmst du mich denn mit, wenn nicht als Assistentin?«, fragte sie kokett und schickte ihm einen ihrer patentreifen Augenaufschläge.
    »Ich denke, diesmal als meinen Schutzengel, und wenn du Bedenken haben solltest, mit mir alleine zu reisen, dann nehmen wir Vera mit, als Anstandsdame sozusagen.«
    Absichten scheint er wirklich keine zu haben, vielleicht wäre die ganze Situation zu dritt sogar entspannter. »Das Angebot ist sehr verlockend, ein wenig Sonne bevor der Winter kommt, wäre zu schön, ich bin direkt dabei und hätte nichts dagegen, wenn Vera mitfährt, im Gegenteil, wir hätten sicher viel Spaß miteinander, du entscheidest.«

Sie flogen zu dritt, Vera konnte im letzten Moment eine Aufführung tauschen. Es regnete in Strömen als sie zum Flughafen fuhren, die Wolken hingen bleischwer und so tief, dass man sie zum Greifen nahe glaubte, Nebel hüllte die Landschaft in unwirkliche Schemen, was die Reiseeuphorie, in der sie sich seit Tagen befanden, merklich dämpfte. Der Tower war nur noch als angedeutete Silhouette zu erkennen. Bei der Landung in Dubrovnik, der Perle der Adria, wie man das alte Ragusa nennt, ging ein starkes Gewitter nieder, die Wellen schlugen hart und zornig an die Felsen. Zur trist trommelnden Melodie nicht enden wollenden Regens, der andere Geräusche egoistisch erstickte, ließen sie sich zu Rudinskys Haus fahren, das sie durch tiefe Pfützen watend, erreichten, Schultern und Regenjacken hochgezogen, als könnten sie damit der peitschenden Berieselung ihrer Köpfe entgehen. Trotz des Regens war die Luft dick und klebrig. Lange Regenphasen bedrückten Louise und erzeugten ein Gefühl schmerzhafter Eintönigkeit in ihr. Das Haus empfing sie mit feuchter Kühle. Eigentlich war geplant, die Ankunft mit einem Essen im Freien, in einem der Restaurants direkt am Meer zu feiern, aber niemand hatte Lust, sich noch einmal der Nässe auszusetzen, zumal das Feuer im Kamin, das Heinz geschickt angezündet hatte, angenehme Wärme verbreitete und die klamme Kleidung trocknete.
    Sie stöberte mit Vera in Speisekammer und Keller. Es waren Konserven da, ein geräucherter Schinken – kroatischer Prsut – deutsches Schwarzbrot in Dosen, das Rudinsky hierher exportiert haben musste und einige Flaschen kroatischen Weins. Das bunt zusammengestellte Abendessen schmeckte, sie hatten Hunger, Durst und einen guten Rotwein erwischt, der glutvolle Süße und Dichte aufwies. Vera erinnerte er im Duft an Stechginster. Heinz schnitt mit einem schmalen Messer elegant und freihändig Scheiben des ausgezeichneten Schinkens ab, betonte, es sei ein Schinkenmesser, das für keinen anderen Zweck eingesetzt werden dürfe, und

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