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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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allerdings hiermit vermieden sein.‹ – Jetzt kommen Details zu den anderen Dingen hier« – Genenger klopfte auf den Rest des Paketinhalts –, »die sehen wir uns aber gleich sowieso an. Dann ist da noch ein Zusatz.
    ›Ich rate Euch gut, laßt die Finger von allem anderen. Wie gesagt, verbrennt die Notizen. Solltet Ihr Euch darauf versteifen, auf meiner Fährte weiterzuwühlen, wäre es vielleicht besser, die Sache jemandem zu übertragen, der nichts unmittelbar mit mir zu tun hat, dessen Hinscheiden mir postum gleichgültig wäre, der vor allem austeilen und einstecken kann. Du hast mal von einem Bekannten erzählt. Mastbär oder Matzerath oder so, aus Bonn, der solche Risiken zu lieben scheint. Wie wär’s mit dem? Sollte es dazu kommen, könntet Ihr ihm als Honorar die hundert Francs oder die fünf Pfund oder die zwanzig Dollar anbieten‹.«
    »Mastbär, Matzerath, wer kann das sein?« murmelte Matzbach. »Und wahrlich üppige Honorare, doch ja.«
    Genenger grinste müde. »Er schreibt hier noch was von einem Münzhändler in Zürich, der keine Fragen stellt, keine detaillierten Bücher führt und den man von ihm grüßen kann.«
    »Aha. Das macht das Honorar schon interessanter.«
    »So, zum Schluß. ›Die anderen Depots enthalten Kopien des neuesten Testaments und meine Münzsammlung, in zwei Teilen – begonnen hat sie mein Großvater. Gehabt Euch wohl, und danke.‹ Das wär's.«
    Einige Augenblicke lang sagte niemand etwas. Matzbach schüttelte langsam den Kopf und stülpte die Lippen vor; Jorinde hatte die Hände an ihre Wangen gelegt und starrte auf den Tisch. Pauly rührte sich überhaupt nicht; Daniela und Yü sahen einander an.
    Genenger streckte die Pranke nach den Hinterlassenschaften aus. »Soll ich …? Na gut.«
    Er blätterte in den Sparbüchern, pfiff mehrmals, legte sie weg, prüfte die Depotauszüge, überflog die beschriebenen
    Blätter.
    »Tja. Wie ist das eigentlich, muß man nicht normalerweise was unterschreiben, auch wenn ein anderer was auf deinen Namen anlegt?«
    Pauly nahm die nächste Zigarette aus dem Päckchen. »Ja, aber nicht unbedingt. Hier, wenn man die Leute kennt, geht’s ohne.«
    »Wahrscheinlich schreiben die dann, wenn man sie dringend bittet, von wegen Geburtstagsgeschenk und Überraschung oder so, einfach ›persönlich bekannt‹ in die Unterlagen, oder?« sagte Daniela. »Was ist denn nun damit?«
    »Zehn Sparbücher, alle gleichzeitig angelegt vor, ah, einem Jahr«, sagte Genenger. »Zwei lauten auf Yü, zwei auf Dingeldein, zwei auf Pauly, zwei auf Genenger, zwei auf Schumann.«
    Matzbach nickte. »Nicht sehr effektiv, was die Rendite angeht, so ein Sparbuch, aber prima für schnellen Zugriff und in diesem Fall Vorbeischmuggeln an der Erbschaftssteuer.«
    »How much?« sagte Yü.
    »Je zehntausend, plus ein paar Mark Zinsen.«
    Daniela Dingeldein schüttelte den Kopf; plötzlich schwammen ihre Augen. Sie wischte sie mit dem Ärmel. »Mein Gott … So viel, bloß, weil wir hin und wieder mit ihm einen getrunken haben.«
    »Das Depot«, sagte Genenger betont unbetont, »enthält ein paar Aktien und ein paar Bankpapiere, alles auf seinen Namen. Wert der Aktien laut Auszug Ende letzten Jahres, ah, um die fünfzig Riesen. Die Sparbriefe und so weiter auch noch mal so viel. Jesses. Der hat doch ganz nett was auf die Seite gebracht.«
    »Wußtet ihr denn nicht, daß wir und die vor uns die Generation der Erben sind?« Matzbach spielte mit einer Zigarre, ohne sie anzuzünden. »Alles, was die Jungs nach dem Krieg aufgebaut haben, wechselt allmählich den Besitzer. Da gibt’s doch nen Spruch – irgendwas wie
die Väter erbauen’s, die Söhne verdauen’s, die Enkel versauen’s
, oder so. Ihr seid die Enkel, also freuet euch. Und was der da von den Münzen gesagt hat, von wegen, sein Opa hat damit angefangen … Offenbar haben wir es hier mit dem Restvermögen einer weiland zahlreichen und wohlhabenden Sippe zu tun.«
    Genenger hob den einzeilig getippten Brief noch einmal hoch. »Hab ich vergessen … Hier steht noch was zu den dicken Briefumschlägen. ›Der Inhalt war vorgesehen für den Fall, daß ich irgendwann eine jähe, endgültige Auslandsreise antreten muß. Beim allgemeinen Verfall der Währungen ist es vielleicht nur noch ein Trinkgeld, wenn ihr es aufmacht.‹ Trinkgeld … Mal sehen.«
    Er öffnete die Umschläge – vier – und erstarrte. Dann holte er tief Luft und zog aus jedem ein fettes Bündel Banknoten. Yü, Daniela, Pauly und Genenger

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