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Matzbachs Nabel

Matzbachs Nabel

Titel: Matzbachs Nabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sagen?«
    »Ungern.« Jorinde setzte ein schräges Grinsen auf. »Je besser man ihn kennt, um so unhandlicher sind alle vorgefertigten Namen.«
    »Bally?« sagte Daniela; sie spitzte den Mund. »Mätzchenbach? Matzy? BaMa? Motze? Getüm?«
    »Exzellenz reicht völlig.«
    »Also Matzbach. Na schön. Darf man Sie denn Jorinde nennen, oder ist das auch so schwierig?«
    Die Hexe lächelte und nickte; Genenger rülpste und hob einen Zettel hoch.
    »Hört mit dem Scheiß auf. Also, die Erbmasse. Das ist nicht so einfach.«
    »Hier ist heute überhaupt nichts einfach«, sagte Yü. »Andererseits – was ist schon einfach? Wie Konfuzius sagt, ist alles Einfache nur Kompliziertes, das man noch nicht erkannt hat.«
    Pauly deutete mit dem Rest seiner Kippe auf den Chinesen. »Entlassen!«
    Yü hob die Brauen. »Nee, Chef.«
    »Nee? Na, dann nicht.«
    »Zur Sache!« Genenger klang ein wenig verzweifelt.
    »Wir waten durch Tran«, murmelte Matzbach. »Tranwater mit Kater.«
    »Erbschaft. Wir sind alle nicht mit Osiris K alias Friedrich Schumann verwandt …«
    »Lauter unverwandte Tranwater.«
    »Jetzt halt doch mal die Schnauze, Matzbach. – Deshalb gehören wir alle zur Erbschaftssteuerklasse römisch vier. Dasheißt, alles, was über dreitausend Mark liegt, muß versteuert werden, und zwar mit zwanzig Prozent bis fünzigtausend, und so weiter immer steigend. Mich wird’s unangenehm treffen, fürchte ich; dieses Haus, das ich gar nicht haben wollte, muß komplett erfaßt werden. Wert der Einrichtung und der Bücher und so weiter, und dann wird alles versteuert.«
    »Armes Kerlchen«, sagte Jorinde. »Laß mich drin wohnen, dann schieße ich dir als Mietanzahlung die fällige Erbschaftssteuer vor.«
    »Ha!« Matzbach hob sein Glas. »Hörst du, Genenger? Dieses Angebot ist schon erheblich weniger sittenwidrig als das vorige.«
    Genenger fuhr ungerührt fort. »Aus dem Nachlaßvermögen können wir pauschal zehntausend abziehen, ohne Beleg, für Bestattung und Grabmal und Sarg und so was. Der Rest unterliegt der Guillotine des Staats.«
    »Damit die Banditen, wenn sie die Sozialhilfe kürzen, trotzdem ihre Diäten erhöhen können?« sagte Daniela.
    »So ähnlich. Also …«
    »Moment. Ich würd gern trotz allem wissen, was das für ein sittenwidriges Angebot war.«
    Jorinde schloß die Augen.
    »Sie hat gesagt, nein, gedroht, den Besitzer zu heiraten, wenn er sie drin wohnen läßt. In dem Haus von Osiris.«
    Matzbach bemühte sich so sehr, nicht zu feixen, daß es sein Gesicht garstig entstellte.
    »Oh. Aha. Na gut. Weiter, erbschaftsmäßig.«
    »Das war«, sagte Genenger spitz, »bevor sie wußte, daß ich erbe. – Erbschaftsmäßig hab ich jetzt hier Papier, auf das eure Unterschriften sollen. Es heißt da lediglich, daß ihr, die Erben, das Testament gelesen und verstanden habt, und daß ihr es annehmt. Den Zettel geb ich morgen dem Anwalt, dertingelt dann bei den Banken und beim Grundbuchamt und überhaupt überall, wo man in so nem Fall tingeln muß; darum brauchen wir uns nicht zu kümmern. Alles weitere wird gnadenlos seinen Lauf nehmen.«
    Pauly beugte sich vor, grapschte nach einem Kuli, der auf dem Tisch lag, und fuchtelte damit herum. »Zettel!«
    Als alle Erben signiert hatten, sagte Yü: »Das ist also alles, was wir heute erfahren? Hm. Und diese mysteriösen Extrabriefe an dich und an uns alle haben wirklich nicht mehr zu bedeuten? Nur das, was drin steht?«
    »Ah.« Matzbach betrachtete Genengers ausdruckslos kantiges Gesicht. »Wie ich den Herrn Leichenverbuddler kenne, fängt er jetzt an, Karnickel aus der Urne zu ziehen.«
    Genenger langte unter den Tisch und hievte ein schweres Objekt auf die Platte: eine abgewetzte schweinslederne Aktentasche, offenbar prall gefüllt. Sie enthielt ein fettes Paket: eine Art Bündel, umwickelt mit einem Quadratkilometer Packpapier und etlichen Fadenlängen Schnur mit einem halben Dutzend Knoten und einem üppigen Klecks Siegelwachs.
    »Das hat Osiris irgendwann mal in mein Bankfach gesteckt. Ich nehme an, ich sollte es jetzt zerschlitzen; wenn keiner was dagegen hat.«
    »Tickt es?« sagte Matzbach.
    »Blöder Hund.« Genenger nahm das von Pauly stumm gereichte Taschenmesser, klappte es auf und zerstörte die kunstvolle Verschnürung, dann zerfetzte er das Packpapier.
    »Und noch ne Runde.« Unter der obersten Schicht tat sich eine zweite Lage Verpackung auf, als Genenger zustieß.
    »Am Ende ist nix drin, alles bloß Gewickel«, sagte Daniela.
    Es war aber dann doch

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