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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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war wohl Ihr Flaggleutnant, ehe er aus der Navy austrat.«
    »Ja. Ein guter Freund.«
    »Daran haben Sie wirklich keinen Mangel.«
    Bolitho wartete, denn er spürte, was in Godschale vorging. Wenn Catherine und Bolitho in Lord Brownes Haus wohnten, dann war diesem die Meinung der Londoner Gesellschaft völlig gleichgültig. Konnte das gefährlich werden? Bolitho rückte seinen Degen zurecht.
    »Ich möchte kein Öl ins Feuer gießen«, begann Godschale, »aber gibt es noch eine Chance, daß Sie und Lady Belinda … Verdammt noch mal, Sie wissen schon, was ich meine!«
    Bolitho schüttelte ihm die Hand. »Nein, keine Chance, Mylord. Und es ist besser, Sie hören das von mir. Ich weiß, daß Lady Godschale mit Belinda befreundet ist, und möchte keine falschen Hoffnungen wecken. Es ist aus.«
    Godschale dachte offensichtlich über eine passende Bemerkung nach, sagte aber nur, weil ihm nichts einfiel: »Wir sehen uns bald wieder, dann gibt es sicher Neuigkeiten. Denken Sie inzwischen darüber nach, wie schnell eine feindliche Kugel auf See verkrüppeln oder töten kann. Hier an Land aber schafft das auch das Gerede der Leute.«
    Bolitho ging zur Tür. »Ich halte eine Kugel immer noch für gefährlicher, Mylord.«
    Hinter ihm hieb Godschale wütend auf den Tisch. Dieser verdammte, unbelehrbare Starrkopf!
    »Mylord wünschen?« fragte sein Sekretär von der Tür her.
    »Nichts, verdammt noch mal!«
    »Ihr nächster Besucher wartet.«
    Godschale setzte sich und goß sich ein drittes Glas Madeira ein.
    »Ich empfange ihn erst in einer halben Stunde.«
    »Aber, Mylord …«
    »Hört mir denn in diesem Hause niemand zu? Mit etwas Glück wird Bolitho im Wartezimmer auf Konteradmiral Herrick treffen. Ich möchte, daß sie miteinander reden und sich an alte Zeiten erinnern. Haben Sie verstanden?«
    Der Sekretär verschwand, und Godschale trank seufzend sein Glas aus. Alles mußte man selber machen, dachte er dabei.
    Die beiden Kapitäne im äußeren Wartezimmer saßen so weit entfernt voneinander wie möglich. Sie vermieden selbst den Blickkontakt. Bolitho wußte, sie warteten auf einen Vorgesetzten oder einen Sekretär der Admiralität. Wie oft hatte er wie sie hier nervös Beförderung oder Tadel entgegengesehen – bei der Admiralität lag beides stets dicht beieinander.
    Als er den langen Raum durchquerte, standen beide auf, nahmen Haltung an und grüßten. Bolitho grüßte zurück. Sie erkannten ihn und fragten sich jetzt bestimmt: Warum war der Vizeadmiral hier, was bedeutete das für sie?
    Bolitho dachte über seinen Flaggkapitän nach. Er verstand ihn nicht. Gewiß, Keen war besorgt gewesen über den großen Altersunterschied zu der Frau, die er liebte. Er war einundvierzig, und Zenoria, die er aus einem Sträflingstransporter mit Ziel New South Wales befreit hatte, wurde gerade zweiundzwanzig. Aber jeder, der sie beobachtete, spürte, wie gut die beiden zueinander paßten. Was war da vorgefallen? Wenn Keen nur aus Loyalität seine Dienste anbot, mußte er ihm absagen.
    Da öffnete sich vor ihm eine große Tür, und Thomas Herrick stand da und starrte ihn an, so überrascht, als sei er vom Himmel gefallen.
    Herrick war rundlicher geworden und hielt sich etwas gebeugt, als belaste ihn der Rang eines Konteradmirals. Sein Haar war ergraut, doch sonst schien er ganz derselbe, der Bolitho beim letzten Gefecht der
Hyperion
zu Hilfe geeilt war. Sein Händedruck war immer noch so fest wie damals, als er, ein blutjunger Leutnant, auf Bolithos
Phalarope
gekommen war. Auch seine Augen strahlten wie früher, blau und leicht verletzlich.
    »Was machst du hier …« begannen beide gleichzeitig.
    Voll Wärme sagte Bolitho: »Es ist wunderbar, dich wiederzusehen, Thomas!«
    Herrick vergewisserte sich, daß die beiden wartenden Kapitäne nicht mithören konnten. »Und dich, Richard!«
    Bolitho musterte seinen Freund und spürte dessen Verlegenheit. Es hatte sich also nichts geändert, nach wie vor mißbilligte Herrick Bolithos Verbindung mit Catherine. »Ich werde die
Black Prince
übernehmen, sobald sie fertig ausgerüstet ist«, berichtete er.
    Doch Herrick ließ sich nicht ablenken, er sah Bolitho genauer an.
    »Was macht dein Auge?« Bolitho schüttelte den Kopf. »Kein Problem. Und was machst du?«
    Herrick drückte das Kinn in sein Halstuch. »Ich habe noch die
Benbow.
Und einen neuen Flaggleutnant. De Broux war zu weich für mich, nicht mein Fall.«
    Bolitho fühlte sich seltsam berührt. Vor einigen Jahren war die
Benbow
sein

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