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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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genug, um sich an uns zu hängen. Wir werden bald sehen, was passiert.«
    Bolitho blickte erwartungsvoll nach Steuerbord. Natürlich hatte Poland recht, keine Korvette würde sich an eine Fregatte wagen, die sechsunddreißig Kanonen trug. Ihr Kommandant war also sicher, daß irgendwo hinter der Kimm Verstärkung wartete. Bolitho sagte: »Lassen Sie die Kombüse klar machen und das Herdfeuer wieder in Gang bringen.« Poland sah ihn verständnislos an; an die Kombüse hätte er bei diesem Wetter als letztes gedacht. »Ihre Männer sind jetzt zu erschöpft, um zu kämpfen. Aber eine heiße Mahlzeit und eine doppelte Portion Rum für jeden, Mr. Poland, und Sie haben wieder eine Besatzung, die im Gefecht nicht zaudern wird.« Poland nickte. »Ich gehe Sir Charles Inskip verständigen. Auf ihn wartet wieder eine unangenehme Überraschung.«
    Allday hörte, wie ein Matrose in der Nähe seinem Nachbarn in die Rippen stieß und sagte: »Unser Dick macht sich keine Sorgen. Warum sollten wir?«
    »Aha, unser Dick«, dachte Allday. Jetzt also waren sie wirklich Bolithos Männer. Er leckte sich die Lippen. Ein Schluck Rum war immer willkommen, vor allem, wenn es vielleicht der letzte im Leben sein würde.
    Catherine verhielt am Fuß der Treppe und musterte die Straße mit ihren eleganten Häusern hinter den entlaubten Bäumen. Obwohl es erst später Nachmittag war, führten die Kutschen schon Laternen. Sie hatte in Begleitung Yovells einige Einkäufe gemacht. Nun winkte sie dem Kutscher. »Heute brauche ich Sie nicht mehr, danke!« Der Kutscher grüßte mit erhobener Peitsche. Er hatte sie von Falmouth nach London gebracht und war wie die Kutsche ein Stück Heimat in der fremden Stadt. Heimat? Catherine lächelte. Falmouth und das große graue Steinhaus waren tatsächlich ihre Heimat geworden.
    Eine von Lord Brownes Dienerinnen eilte die Treppe hinunter ihr entgegen, aber Catherine war schon in der Halle. Durch die offene Tür sah sie vor dem brennenden Kamin in der Bibliothek einen Mann in Uniform stehen.
    Als ihr Puls sich wieder beruhigt hatte, erkannte sie: Es war nicht Bolitho. Der Mann drehte sich um. Ein Kapitän, groß, mit hellem Haar, blauäugig. Valentine Keen! Er beugte sich über ihre Hand.
    »Ich hatte in der Admiralität zu tun und wollte Sie besuchen.«
    Sie hängte sich an seinen Arm, und zusammen traten sie vor das wärmende Feuer. »Sie sind immer willkommen, Val.«
    Auch er kannte Richard schon viel länger als sie, hatte unter ihm als Midshipman und später als Leutnant gedient und war schließlich sein Flaggkapitän geworden. »Bitte nennen Sie mich Catherine, wir sind doch alte Freunde.« Sie setzte sich und wies auf einen anderen Stuhl. »Irgendetwas bedrückt Sie, Val. Wir haben uns Sorgen um Sie und Zenoria gemacht. Kann ich irgendwie helfen?«
    Er schien ihre Frage überhört zu haben. »In der Admiralität sprach man von Sir Richard.« Er schaute sich um, als erwarte er ihn.
    »Ist er noch nicht zurück?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es dauert viel länger als geplant. Heute vor vier Wochen hat er London verlassen.«
    Was für eine schöne Frau, dachte Keen, als sie sich abwandte und ins Feuer starrte. Aber sie konnte nicht verbergen, daß sie sich um Richard große Sorgen machte.
    »Einer von Lord Godschales Sekretären erklärte mir, daß Richard in wichtigem Auftrag unterwegs ist. Aber das Wetter spielt nicht mit. Vor allem in der Nordsee ist es winterlich rauh. Ich denke, sie wettern nur einen Sturm ab.« Keen spürte, daß seine Worte sie ein wenig beruhigten.
    »Und was machen Ihre Heiratspläne?«
    »Zenoria ist nach Cornwall gefahren, zu einem Onkel, dem sie seit ihrer Kindheit sehr vertraut. Er war lange in Westindien und ist erst kürzlich zurückgekehrt. Aber wo die beiden sich jetzt aufhalten, weiß ich nicht.«
    Catherine fühlte seine Verzweiflung mit. »Sie lieben sie?« Er nickte, verlegen wie ein Schuljunge.
    »Und ich weiß, daß Zenoria Sie liebt. Sie haben ihr nicht nur das Leben gerettet, Sie haben sich auch um sie gekümmert, als andere sie verstießen. Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde sie suchen und finden. Sie muß lernen, was es heißt, mit einem Seemann verheiratet zu sein. Und Sie, lieber Val, dürfen nicht vergessen, was Zenoria an Schwerem erlebt hat: das Urteil, das Sträflingsschiff, die Peitsche. Vielleicht braucht sie noch ein wenig Zeit, Val.«
    Er nickte dankbar. »Ich war bei Godschale, um mich zurückzumelden. Richard hat mir geschrieben. Ich werde sein

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