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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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durch die Seen jagte. Jenour stand am Kompaß. Ob er ahnte, warum Poland mehr Segel gesetzt hatte?
    »Sie nehmen an, wir laufen in eine Falle?« Der Rum machte Inskips Fragen direkter. »Wie wäre das möglich – und wo ist sie gestellt?«
    Leise antwortete Bolitho: »Man hat uns eine ganze Woche in Kopenhagen warten lassen. Warum wohl?«
    Inskip dachte nach. »Es war eine schwierige, geheime Mission. Konnte da eine Woche dem Feind nutzen?«
    »Erinnern Sie sich: Am 4. November letzten Jahres machte der Schoner
Pickle
in Falmouth fest und brachte uns die erste Nachricht vom Sieg bei Trafalgar und von Nelsons Tod.« Bolitho ließ sich Zeit mit seiner Erläuterung, es war wichtig, daß Inskip alles begriff.
    »Von Falmouth nach London reiste der Kommandant mit der Expreßkutsche, und am Morgen des 6. November erreichte er die Admiralität. Für diesen langen Weg brauchte er nur zwei Tage. Was glauben Sie, schaffen also französische Spione in einer ganzen Woche?«
    Er blickte zum Himmel auf. Die Wolken wurden dünner, zwischen ihnen blinkte gelegentlich helles Blau.
    »Kurs Südwest liegt an!« meldete der Rudergänger.
    »Südwest ist gut, Sir Charles, aber wir haben noch vierhundert Meilen vor uns.«
    Poland kam auf sie zu. »Ich würde gern mehr südlich laufen, Sir Richard.« Er schaute nach vorn in den Schaum, den ihre Galionsfigur beim Einsetzen aufwarf. »Der Weg ist dann zwar länger, aber …«
    »Dann würden wir niemals auf Leutnant Varian treffen, das wissen Sie doch. Warum also dieser Vorschlag?« Poland hielt sich sonst mit Empfehlungen immer zurück. Warum jetzt nicht mehr?
    »Haben Sie Grund, an Leutnant Varian zu zweifeln? Dann wäre es Ihre Pflicht, mir das zu melden, Kapitän!«
    Poland sah unglücklich drein, aber der Admiral würde ihn jetzt nicht mehr davonkommen lassen. Also begann er: »Vor ein paar Jahren war ich als Erster Offizier unter Varian in der Karibik. Wir liefen nach Jamaika, auf Anforderung des dortigen Gouverneurs. Auf der Insel tobte ein Sklavenaufstand, und einige Weiße waren auf ihren Plantagen in höchster Gefahr.«
    Bolitho erinnerte sich. Der Aufstand war in der Zeit des unsicheren Friedens von Amiens ausgebrochen, als man glaubte, der Krieg sei endgültig zu Ende und England und Frankreich seien ausgeblutet. Das bot eine Chance für die Sklaven auf der Insel, allerdings keine für die Offiziere, denn im Frieden wurden sie kaum befördert. Da kam ihnen ein Aufstand gerade recht – als langersehnte Chance, sich auszuzeichnen.
    »Ich habe davon gehört«, sagte Bolitho. »Es gab viele Tote und eine blutige Rache.«
    Poland schien ihn nicht gehört zu haben. »Ein Händler hatte gemeldet, ein großer Sklavenhaufen belagere eine Plantage. Sie lag zu weit von der Küste, wir konnten unsere Kanonen nicht einsetzen. Varian befahl mir deshalb, die Sklaven mit einer Gruppe bewaffneter Matrosen auszulöschen.« Er wischte sich den Mund.
    »Als wir ankamen, trafen wir auf keinen Haufen, sondern auf eine blutrünstige kleine Armee. Alle Weißen waren zerhackt worden. Und die Frauen«, er schauderte in der Erinnerung, »waren sicher dankbar gewesen, als sie endlich sterben durften.«
    »Varian ging ankerauf und ließ Sie im Stich, nicht wahr?«
    Poland sah ihn verblüfft an. »Aye, Sir Richard. Er nahm an, wir seien genauso zerstückelt worden wie die armen Leute auf der Plantage. Mit einer Niederlage wollte er auf keinen Fall in Verbindung gebracht werden. Also segelte er davon, berichtete dem Admiral, er hätte den Kontakt zu uns verloren und uns von See aus nicht mehr helfen können. Wenn nicht örtliche weiße Miliz uns schließlich rausgehauen hätte, wären wir wirklich zerstückelt worden.«
    »An Deck! Die Korvette setzt mehr Segel!«
    Poland schien den Ruf nicht gehört zu haben. Im selben sachlichen Ton fuhr er fort: »Varian war noch nie in einem richtigen Gefecht. Er hat Schmuggler gejagt und Piraten aufgebracht, mehr nicht.« Dann richtete sich Poland auf, seine alte Förmlichkeit schien zurückzukehren. »Ich hätte den Vorfall damals sofort melden müssen, unterließ es aber. Varian empfahl mich für ein eigenes Kommando, ich bekam die
Truculent –
und schwieg.«
    Bolitho drückte sich den Hut tiefer in die Stirn. Selbst wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was er soeben gehört hatte, war Kommandant Varian mit seiner
Zest
eine Gefahr für jeden, der sich auf ihn verließ. Seine
Zest
war auch am Kap der Guten Hoffnung nicht auf ihrer Station gewesen. Hätte

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