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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Fregatte in Schlepp, Sir!«
    Bolitho erhob sich. »Warum denn das?« Er stellte die Schärfe seines Glases nach.
    Hinter Rauchfahnen entdeckte er die beiden Schiffe. Ein Beiboot brachte die Schlepptrosse zur Fregatte. An einer Rah der Korvette wehten Signalflaggen aus, und als er sich umdrehte, sah er Signalflaggen auch über den Mündungsblitzen der kämpfenden Fregatte. Dieser Kommandant gab den Kampf bestimmt nicht auf, warum also schleppte die Korvette das große Schiff aus dem Feuerbereich? Das war doch unsinnig.
    Die Rahen des Franzosen bewegten sich plötzlich, und wie durch Zauberei blähten sich alle seine Segel.
    »Die Fregatte wendet, Sir Richard!«
    Bolitho brüllte durch die hohlen Hände nach vorn: »Mr. Williams, feuern Sie auf ihr Heck, wenn sie wendet!«
    Allday schien genauso verblüfft. »Warum bricht sie den Kampf ab? Wenn die drei uns …«
    Plötzlich war es fast still. Man hörte nur die Kommandos der Stückführer und das Saugen der Pumpen. Von irgendwo oben kam die Stimme eines Seesoldaten: »An Deck! Segel in Luv!«
    Der Franzose nahm Fahrt auf, während er drehte. Bleiches Sonnenlicht lag auf seinem zerschossenen Heck. Der Name
L’Intrépide
war zum erstenmal zu erkennen.
    »Nach oben, Mr. Lance, so schnell Sie können! Ich möchte wissen, wer sich da nähert«, befahl Bolitho.
    Der Leutnant enterte in wilder Hast auf. Nur einmal verhielt er, als Williams Kanonen wieder schossen und Qualm nach oben stieg.
    »Die setzen noch mehr Segel«, rief Allday.
    Männer traten verwirrt an die Reling. Was sollte das bedeuten? Verwundete krochen übers Deck, um zu erspähen, was drüben geschah. Sie blieben ohne Antwort.
    »Achtung – sie will uns mit den Heckkanonen bestreichen!« rief Bolitho warnend. Er hatte gesehen, wie sich im Heck der Fregatte zwei Klappen öffneten und zwei Mündungen sich hervorschoben. Sie zielten auf die
Truculent,
obwohl sich die Entfernung zwischen den beiden Schiffen schnell vergrößerte.
    »Klar zum Feuern!« brüllte Williams wieder.
    Als ob ihn der Kampf da unten überhaupt nichts anginge, meldete sich Leutnant Lance von oben: »Es ist eine englische Fregatte. Setzt gerade ihre Kennung.«
    »Bestimmt die
Zest«,
knurrte Allday. »Aber verdammt zu spät!« Lancer, der sein Signalbuch mit nach oben genommen hatte, rief verblüfft herunter: »Es ist die
Anemone,
Sir Richard. Unter Kapitän Bolitho!«
    In diesem Augenblick feuerte
L’Intrépide
beide Heckkanonen ab. Eine Kugel schlug ins Achterdeck, streckte zwei Rudergänger nieder, deren Blut Hull bespritzte, und zertrümmerte die Reling. Die letzte Kugel traf den Kreuztopp und ließ gebrochenes Holz und Blöcke herabregnen. Lance blieb oben.
    Bolitho fühlte sich fallen, aber keinen Schmerz. Er versuchte zu verstehen, was Lance da gerufen hatte, doch das Denken fiel ihm zu schwer.
    Kräftige Hände hielten ihn besorgt und zartfühlend. »Langsam, Sir«, hörte er Alldays Stimme. »Ein Block hat Sie getroffen.«
    Dann eine fremde Stimme, ein unbekanntes Gesicht. Der Schiffsarzt tastete seinen Kopf ab. »Ist nicht schlimm, Sir Richard. Aber wenn er Sie voll erwischt hätte, hätte er selbst Ihren harten Schädel zertrümmert.«
    Er hörte Männer jubeln. Da ließ er sich von Jenour und Allday vorsichtig hochheben und stützen. Jetzt kam auch der Schmerz. Bolitho stand zwischen den Trümmern, die der letzte Schuß des Franzosen auf der
Truculent
hinterlassen hatte, und mußte sich übergeben.
    Williams schrie: »Eine englische Fregatte, Männer! Wir haben gewonnen.«
    »Es ist nur eine Gehirnerschütterung, Sir Richard«, sagte Allday beruhigend.
    Bolitho deckte sein linkes Auge ab und wartete darauf, daß der Rauch des Gefechts sich verzog.
    Adam war gekommen und hatte sie gerettet.
    Er drehte sich zu Allday um. »Es hat geblitzt!«
    »Wieso geblitzt? Ich verstehe nicht.« Allday war verwirrt.
    »In meinem Auge«, sagte Bolitho. »In meinem Auge ist etwas passiert. Ich kann nicht mehr klar sehen.«
    »Halten Sie ihn fest«, sagte Allday zu Jenour. »Ich besorge uns einen Schluck, den brauchen wir jetzt alle. Captain Adam ist gleich da, Sir Richard.«
    Er sah über die zerrissenen, blutigen Planken, über die Toten und Verwundeten hinaus auf die kalte Nordsee. Irgendwo schrie ein Mann vor Schmerzen.
    Das war die Wirklichkeit. Wenn der Sieg schon vergessen war, blieb immer noch der Schmerz.

Ehrenhändel
    »Nun, das hat Ihnen doch nicht viel ausgemacht, Sir Richard. Ihnen als altem Krieger …« Sir Piers Blachford schob

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