Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Hirnforscher haben in Studien festgestellt, dass brutale Video- oder Computerspiele bei Jugendlichen die Aktivität in den Hirnbereichen verringern, die für logisches Denken und Selbstkontrolle zuständig sind, und stattdessen die Regionen stimulieren, die für Gefühle und impulsives Verhalten zuständig sind. In Jugendlichen, die ohnehin Schwierigkeiten mit Selbstkontrolle haben, kann diese erhöhte emotionale Erregung leicht zu impulsiven Entscheidungen und möglicherweise gewalttätigem Verhalten führen.
Eine deutsche Studie zeigt, dass brutale Computerspiele eine negative Auswirkung auf die Schulleistungen von Jugendlichen haben, da die aufregenden Bilder das nur flüchtig gespeicherte Schulwissen davon abhalten, ins Langzeitgedächtnis zu gelangen. Jugendliche, die nicht nur einen Fernseher, sondern auch eine Spielekonsole und einen Computer in ihrem
Zimmer stehen haben, scheinen am meisten gefährdet zu sein. Aber auch jüngere Kinder, die viel fernsehen, scheinen ihre Mitschüler öfter zu hänseln und sogar zu schlagen als Kinder, die weniger oft fernsehen. 4
3. Die Familie
Die Zusammensetzung der Familie hat sich im Laufe der letzten hundert Jahre sehr verändert. Laut einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes stieg die allgemeine Scheidungsrate in Deutschland von 2 Prozent im Jahr 1900 bis über 50 Prozent im Jahr 2000. Auch die Zahl der nichtehelichen Geburten ist stark angestiegen. So sind beispielsweise in den neuen Bundesländern 41 Prozent aller Geburten unehelich. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2001 in Deutschland 9,2 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern. Davon waren etwa 1,5 Millionen (also ungefähr 16 Prozent) Einelternfamilien. Nach wie vor leben vorwiegend Frauen mit ihren minderjährigen Kindern zusammen. Im Jahr 2001 waren 87 Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland Mütter, während der Anteil der alleinerziehenden Väter bei 13 Prozent lag. Voraussichtlich wird der Anteil von Eltern, die irgendwann im Laufe ihres Lebens vorübergehend alleinerziehend werden, weiter ansteigen. Auch die Anzahl von Patchworkfamilien wächst. Mittlerweile gibt es zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Familien in Deutschland, in denen unverheiratete Lebenspartner oder Stiefeltern neben den eigenen Kindern auch Kinder aus früheren Beziehungen eines oder beider Partner erziehen.
Seit den 1990er-Jahren ist die Zahl der Eheschließungen stetig zurückgegangen. Außerdem fällt die Entscheidung für die eheliche Bindung an den Partner im Durchschnitt immer später. Bei ledigen Männern ist das durchschnittliche Heiratsalter von 28,5 Jahren im Jahr 1991 auf 32,6 Jahre im Jahr 2006 angestiegen. Bei ledigen Frauen hat sich das durchschnittliche Heiratsalter im selben Zeitraum von 26,1 auf 29,6 Jahre erhöht. 5
Was bedeuten diese Veränderungen für die Entwicklung der Jugendlichen? Sie müssen sich öfter als ihre Eltern damals immer wieder neuen Situationen anpassen, neue Beziehungen aufbauen, von anderen Beziehungen Abschied nehmen und insgesamt oft selbstständiger ihr Leben gestalten. Mehr Eltern arbeiten und Jugendliche verbringen mehr Zeit alleine oder mit Freunden. Großeltern und andere Verwandte wohnen oft weiter entfernt und können deshalb weder die Jugendlichen noch die Eltern wirk-lich
unterstützen. Schulen sind größer und unpersönlicher geworden. Insgesamt haben die Jugendlichen weniger Erwachsene in ihrem Leben, auf die sie zählen können, und die Erwachsenen, die eine Rolle in ihrem Leben spielen, haben oft weniger Zeit. Daher verlassen sich die Jugendlichen immer mehr auf gleichaltrige Freunde, um Aufmerksamkeit, Anerkennung und Ratschläge zu bekommen. Das Leben der Jugendlichen ist komplexer, komplizierter und stressiger geworden und gleichzeitig hat sich das verlässliche System von wohlgesonnenen Personen verkleinert.
Hilfe, mein Körper spielt verrückt!
Jugendliche machen eine Vielzahl von körperlichen Veränderungen durch. Arme und Beine, Hände und Füße wachsen oft schneller als der Rest des Körpers. Sie sind manchmal ähnlich tollpatschig wie ein Kleinkind. Hormonelle Umstellungen führen dazu, dass aus Menschen, die sich voller Ekel abwenden mussten, wenn sie sahen, wie sich ein verliebtes Pärchen küsste, auf einmal Menschen werden, die ständig an Sex denken und deren Körper sich entsprechend verändern. Diese körperlichenVeränderungen sind aufregend und gleichzeitig Furcht einflößend. Es ist den meisten Jugendlichen unglaublich
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