Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
treffen kann, desto mehr Gelegenheit hat er, sein Gehirn zu benutzen und es zu strukturieren.
Ein Beispiel, das wahrscheinlich viele Eltern von Teenagern aus ihrem Alltag kennen, illustriert dies sehr schön:
Susis Vater hat gerade herausgefunden, dass Susi in der letzten Woche dreimal die Schule geschwänzt hat.
Vater: »Susi, ich mache mir Sorgen um dich. Ich habe gerade von der Schule gehört, dass du geschwänzt hast.«
Susi (aufbrausend): »Das kann dir doch egal sein. Ich hab sowieso keine Lust mehr auf Schule. Warum müssen Kinder überhaupt zur Schule gehen? Julia geht auch nicht mehr zur Schule und ihre Eltern haben damit kein Problem.«
Vater: »Gute Frage. Du denkst also, dass Schule nichts bringt?«
Susi: »Wir lernen sowieso nur Zeug, das man nie wieder braucht.«
Vater: »Du hast in der Schule Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Das sind Fähigkeiten, die du jeden Tag nutzt.«
Susi: »Ja, aber das kann ich ja jetzt. Jetzt lernen wir nur noch Zeug, das keiner wirklich wissen will.«
Vater: »Du scheinst da eine recht feste Meinung zu haben. Andere Frage: Was tust du denn so den ganzen Tag, wenn du nicht in der Schule bist?«
Susi: »Mit Freunden abhängen, fernsehen, ausschlafen, einkaufen gehen und am Computer sein.«
Vater: »Wie viele Jahre denkst du, dass du so leben kannst?«
Susi: »Bis ich erwachsen bin und dann fange ich an zu arbeiten.«
Vater: »Das ist in ungefähr vier Jahren. Was denkst du, als was du arbeiten wirst?«
Susi: »Ich will Krankenschwester werden.«
Vater: »Hast du dich schon mal erkundigt, was du tun musst, um Krankenschwester zu werden?«
Susi: »Keine Ahnung … Aber ich bin doch erst 14.«
Vater: »Ich kenne eine Krankenschwester, die hier im Kinderkrankenhaus arbeitet. Bist du daran interessiert, mit ihr zu reden, damit du genau weißt, ob es wirklich eine gute Idee ist, jetzt mit der Schule aufzuhören?«
Susi (nach einer langen Pause): »Na gut.«
Susis Eltern wissen, dass sie Susi nicht dazu zwingen können, zur Schule zu gehen. Statt sich also auf einen Machtkampf mit Susi einzulassen, versucht ihr Vater, ihr dabei zu helfen, ihre Frontallappen zu benutzen, um diese Entscheidung zu treffen. Lassen Sie uns das Gespräch genauer betrachten.
Vater: »Susi, ich mache mir Sorgen um dich. Ich habe gerade von der Schule gehört, dass du geschwänzt hast.«
Susis Vater ist wütend. Eigentlich will er Susi anschreien und sagen: »Was fällt dir eigentlich ein? Du wirst mir sofort versprechen, niemals wieder die Schule zu schwänzen.« Er weiß aber, dass er sie nicht wirklich dazu zwingen kann.Aus Erfahrung weiß er, dass Jugendliche oft unvernünftige Entscheidungen treffen, wenn die Gefühle auf Hochtouren laufen.Was er wirklich erreichen will, ist, dass Susi sich Gedanken über ihr Verhalten macht und über die Konsequenzen ihrer Entscheidungen nachdenkt. Deshalb bleibt er ruhig, sagt ihr, was in ihm vorgeht, und beschreibt die Situation in einer neutralen Tonlage.
Susi (aufbrausend): »Das kann dir doch egal sein. Ich hab’ sowieso keine Lust mehr auf Schule. Warum müssen Kinder überhaupt zur Schule gehen? Julia geht auch nicht mehr zur Schule und ihre Eltern haben damit kein Problem.«
Susi erwartet eine Levitenpredigt und eine Strafe. Um dem vorzubeugen, fängt sie sofort an, sich zu rechtfertigen, und versucht, das Gespräch auf die Gefühlsebene zu ziehen, denn sie weiß, dass sie ihren Vater dort »besiegen« kann. Seien Sie ehrlich: Wenn Ihr Kind Sie erst mal dazu gebracht hat, den Kampf auf der Gefühlsebene auszutragen, dann hat Ihr Kind so gut wie gewonnen. Was würde passieren, falls Susis Vater sich auf einen Streit auf dieser Ebene einließe? »Ich bin dein Vater. Solange du unter meinem Dach wohnst, wirst du tun, was ich dir sage.« Woraufhin Susi zurückschreien würde: »Ich kann dich sowieso nicht ausstehen. Dann ziehe ich eben aus.«
Und so würden sich die Gefühle weiter aufschaukeln, leere Drohungen würden hin- und herfliegen und mehr und mehr schmerzhafte Anklagen würden die Beziehung belasten. Zuletzt würde einer der beiden aus dem Zimmer laufen und sie würden mehrere Tage lang nicht miteinander reden. Beide würden ihre Wut als gerechtfertigt empfinden und die Kluft zwischen ihnen würde täglich größer werden. Susi hätte damit einen guten Grund gefunden, nicht in die Schule zu gehen: »Wenn mein Vater mich mit Respekt behandeln würde, dann würde ich auch zur Schule gehen.«
Vater: »Gute Frage. Du denkst
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