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Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Titel: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Noble-Fischer
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also, dass Schule nichts bringt?« Glücklicherweise lässt sich Susis Vater nicht auf die Provokation ein. Er begibt sich nicht auf die Gefühlsebene und ignoriert den »Köder«, den Susi ihm zuwirft, indem sie Julia und ihre Eltern erwähnt.Was will Susi mit diesem »Köder« bewirken? Julia ist eine Ablenkung. Wenn Susi das Gespräch auf ihre Freundin umlenken kann, dann braucht sie nicht über sich selbst und ihr Verhalten nachzudenken. Eltern denken oft, dass sie zumindest klarstellen müssen, dass sie anders sind als Julias Eltern oder dass Julias Eltern keine guten Eltern sind. Aber all das lenkt nur vom wirklichen Thema ab. Ist es wirklich wichtig, zu erwähnen, dass Sie nicht so sind wie andere Eltern? Sie wissen das und Ihr Kind auch. Haben Sie das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen? Denken Sie, dass Sie begründen müssen, warum Sie Ihr Kind anders erziehen? Die Ursachen dieses Gefühls sind oft die eigenen Schuldgefühle und Zweifel. Haben Sie wirklich alles richtig gemacht? Vielleicht machen die anderen Eltern ja doch alles besser? Haben Sie als Eltern versagt? Ihr Kind weiß genau, dass Sie diese Zweifel haben, und benutzt sie deshalb als cleveres Ablenkungsmanöver. Vielleicht sind Ihre Zweifel sogar gerechtfertigt.Aber das ist etwas, das Sie mit Ihren Freunden, einem Therapeuten oder Familienhelfer besprechen und nicht mit Ihrem Teenager. Und schon gar nicht, wenn es nur dazu dienen würde, das wirkliche Thema zu vermeiden. Susis Vater bleibt beim Thema und konzentriert sich auf sein Ziel, nämlich Susi dabei zu helfen, ihre Frontallappen zu benutzen, um ihre Entscheidung zu überdenken.

    Susi: »Wir lernen sowieso nur Zeug, dass man nie wieder braucht.«
    Susi ist nicht mehr ganz so emotional. Durch seinen neutralen Ton und die Tatsache, dass ihrVater sich nicht auf die Gefühlsebene begeben hat, hat er Susi dabei geholfen, ihr Gehirn etwas zu beruhigen.Jetzt ist sie wenigstens in der Lage, ihre Frontallappen zu benutzen, die in Jugendlichen nicht wirklich arbeiten, wenn starke Emotionen vorhanden sind.

    Vater: »Du hast in der Schule Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Das sind Fähigkeiten, die du jeden Tag benutzt.« Susis Vater versucht jetzt, Susi dazu zu bringen, sich Gedanken über ihre Entscheidung zu machen. Er erinnert seine Tochter daran, dass ihr die Schule in der Vergangenheit etwas gebracht hat. Es wäre verlockend für Susis Vater, diese Bemerkung in einem leicht ironischen Ton zu machen und seine Überlegenheit zu demonstrieren. Schließlich ist es doch offensichtlich, dass er recht hat und dass Susi den Zusammenhang zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht wirklich erkennt. Damit würde er aber nicht nur an Respekt und Glaubwürdigkeit verlieren, sondern das Gespräch auch zurück auf die Gefühlsebene katapultieren. Und die Konsequenzen dieses Ebenenwechsels haben wir ja schon ausführlich besprochen: Sie würden nicht mehr über das eigentliche Problem sprechen.

    Susi: »Ja, aber das kann ich ja jetzt. Jetzt lernen wir nur noch Zeug, das keiner wirklich wissen will.«
    Susi lässt sich nicht auf die Argumente des Vaters ein. Sie wiederholt ihren Standpunkt, ohne auf die größeren Zusammenhänge einzugehen, wie ihr Vater es sich erhofft hatte. Er muss es also auf einem anderen Weg versuchen, um das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken.

    Vater: »Du scheinst da eine recht feste Meinung zu haben. Andere Frage: Was tust du denn so den ganzen Tag, wenn du nicht in der Schule bist?«
    Statt sein Argument zu wiederholen und damit die Überlegenheit seines Gehirns und seiner Denkfähigkeit zu demonstrieren, akzeptiert der Vater Susis Standpunkt und versucht, sein Ziel auf anderem Wege zu erreichen. Er wechselt das Thema komplett.

    Susi: »Mit Freunden abhängen, fernsehen, ausschlafen, einkaufen gehen und am Computer sein.«
    Susi ist erstaunt, dass ihr Vater ihre Meinung respektiert und nicht versucht, sie von seiner Meinung zu überzeugen. Sie antwortet ehrlich und vielleicht sogar mit etwas Neugier.

    Vater: »Wie viele Jahre denkst du, dass du so leben kannst?« Der Vater bleibt neutral. Er verurteilt Susi weder für ihre Wahl noch versucht er, sie davon zu überzeugen, dass sie ihre Zeit verschwendet. Er versucht weiterhin, ihre Frontallappen dazu zu bringen, die Entscheidung zu durchdenken.

    Susi: »Bis ich erwachsen bin und dann fange ich an zu arbeiten.«
    Susis Antwort zeigt, dass sie, ihrem Alter entsprechend, wenig über die entfernte Zukunft

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