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Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Titel: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Noble-Fischer
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wird.

Achtsamkeit
    Vielleicht haben Sie den Begriff Achtsamkeit schon einmal gehört. Dieser Begriff wird oft mit Meditation oder fernöstlichen Religionen in Verbindung gebracht, aber eigentlich beschreibt Achtsamkeit nur eine bewusste Gegenwärtigkeit, ein Leben in der Gegenwart. Achtsamkeit heißt, sich dessen bewusst zu sein, was gerade in einem und um einen herum passiert, und diese Beobachtungen gelassen und ohne große Emotionen zu betrachten. Das ist alles.
    Achtsamkeit ist eine grundlegende Fähigkeit jedes Menschen. Jeder kann achtsam sein - sogar wenn man innerlich aufgewühlt, wütend oder traurig ist. In diesem Fall beobachtet man eben, dass man innerlich sehr unruhig ist. Achtsamkeit bedeutet nicht, dass man versucht einzugreifen, um die inneren oder äußeren Umstände zu verändern. Es geht nur um die Wahrnehmung dessen, was passiert, und vielleicht auch das Verstehen der Gründe, warum es passiert. Danach kann man natürlich entscheiden, dass man etwas an diesem Zustand ändern möchte, aber das ist nicht mehr Teil der Achtsamkeit.
    Die Feststellung: »Ich bin wütend. Mein Bauch ist angespannt. Ich habe meine Hände zu Fäusten geballt. Mein Gesicht ist rot und geschwollen. Mein Herz schlägt schneller. Ich habe das Gefühl, brüllen und zuschlagen zu müssen«, ist ein Ausdruck von Achtsamkeit.
    Warum sollten Sie Achtsamkeit üben? Es gibt wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass Achtsamkeit eine heilende Auswirkung auf eine Reihe von körperlichen und psychologischen Problemen hat - von Hauterkrankungen bis zu Depressionen. Aber wichtiger ist, dass Ihnen die Achtsamkeit erlaubt, gelassener mit sich selbst und Ihrem Kind umzugehen. Statt einfach zu reagieren, wenn Sie starke Emotionen verspüren, haben Sie durch den Prozess der Achtsamkeit genug inneren Abstand, um sich Gedanken darüber zu machen, was Sie sagen und tun wollen.
    Obwohl es einfach ist, ab und zu achtsam zu sein, muss man sich in der Achtsamkeit üben, damit man auch in sehr emotionalen Situationen gelassen
bleiben kann. Dazu muss man nicht jeden Tag stundenlang meditieren, aber man kann auch nicht erwarten, dass man in schwierigen Situationen Achtsamkeit praktizieren kann, wenn man nicht regelmäßig übt.
    Benutzen Sie Ihren Alltag zur Übung. In Situationen, in denen Sie sowieso nichts anderes tun können und in denen Sie sonst vielleicht schnell ungeduldig werden, konzentrieren Sie sich auf Ihre Wahrnehmungen. Die folgenden Situationen eignen sich hervorragend dazu, Ihr Achtsamkeitstraining zu beginnen: im Aufzug, im Wartezimmer des Arztes, wenn Sie an einer Kasse anstehen müssen, vor einer roten Ampel, auf der Toilette, während die Kaffeemaschine Ihren Kaffee brüht. Achten Sie ein paar Sekunden lang auf Ihren Atem, dann beobachten Sie, ohne es zu beurteilen, was Ihnen durch den Kopf geht: »Warum geht das hier nicht schneller? Was guckt der denn so? Jenny muss unbedingt zum Zahnarzt. Was koche ich heute?« Beobachten Sie, wie schnell Ihre Gedanken von einem Thema zum nächsten springen. Versuchen Sie nicht, an etwas Bestimmtes zu denken oder Ihre Gedanken zu ändern. Dann versuchen Sie, wahrzunehmen, was in Ihrem Körper passiert: »Ich stehe auf einem Bein. Es juckt mich an der Schulter. Mein Rücken tut weh. Ich mache eine Faust. Ich habe kalte Füße. Ich habe mich gerade anders hingestellt.« Machen Sie diese Übung zehnmal am Tag.
    Dann beobachten Sie wieder - ohne es zu beurteilen -, was um Sie herum passiert. Was hören Sie? Was sehen Sie? Was riechen Sie? Was spüren Sie? Schmecken Sie etwas? »Die beiden da drüben reden laut miteinander. Es riecht nach Schweiß. Mein Pullover kratzt.« Machen Sie auch diese Übung zehnmal am Tag.
    Zuletzt beobachten Sie Ihre Gefühle. Urteilen Sie auch hier nicht. »Ich habe ein leichtes Ziehen in der Magengegend. Ich mache mir Sorgen um meine Tochter. Meine Schultern sind verspannt. Ich bin nach dem Streit mit meinem Chef immer noch sauer und gestresst.« Nehmen Sie sich sooft wie möglich Zeit für diese Übung.
    Beobachten Sie vor allem, wie sich Ihre Gefühle und Gedanken verändern. Stellen Sie sich vor, Sie reden gerade mit Ihrer Tochter über den viel zu kurzen Rock. Sie beobachten, wie sich ein Kribbeln im Bauch ausbreitet. Ihre Stimme wird lauter. Sie fühlen ein Pochen hinter der rechten Augenbraue. Ihre Tochter geht drei Schritte zurück und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Sie holen tief Luft … Wenn Sie diese Beobachtungen machen können, dann haben Sie

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