Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
angefangen, das Prinzip der Achtsamkeit zu meistern.
Aber Sie üben Achtsamkeit nicht um der Achtsamkeit willen. Sie praktizieren Achtsamkeit, um eine bessere Beziehung zu Ihrem Kind zu haben.
Die Achtsamkeit und die damit verbundene größere Gelassenheit erlauben Ihnen, ganz bewusst zu entscheiden, was Sie im Umgang mit Ihrem Teenager sagen und tun werden, um nicht impulsiv handeln zu müssen.
Nehmen Sie Ihre Gedanken und Gefühle wahr und kommentieren Sie diese: »Ich denke jetzt, dass sie unter keinen Umständen mit diesem Rock aus dem Haus gehen kann. Ich fühle mich wütend und gleichzeitig hilflos. Meine erste Reaktion ist es, sie so lange anzubrüllen, bis sie den Rock auszieht. Aber ich weiß, dass das nicht helfen wird. Ich könnte mich jetzt in die Wut hineinsteigern, aber ich muss das nicht tun. Ich konzentriere mich jetzt auf meinen Atem und beruhige mich.«
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung, atmen Sie möglichst ruhig, gleichmäßig und tief. Achten Sie vor allem darauf, intensiv und langsam auszuatmen. Nehmen Sie so gut wie möglich wahr, wie die Anspannung sich langsam, aber sicher legt. Jetzt können Sie mit einem gewissen Abstand und sehr viel gelassener auf die Situation reagieren.
Nachdem Sie nun allgemein bewusster erleben, was in Ihnen und um Sie herum passiert, können Sie jetzt daran arbeiten, diese bewusste Wahrnehmung zu nutzen, um Ihre Gefühle und Ihr Verhalten zu verändern oder zu beeinflussen.
Bewusstes Wahrnehmen
»Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.« Diese weisen Worte stammen von Marc Aurel. Gedanken kommen und gehen sehr schnell und oft unbewusst. Unser Gehirn kann sehr viel schneller denken, als unsere Wahrnehmung funktioniert. Es kommentiert den ganzen Tag lang alles, was man tut, sieht, hört, wahrnimmt, denkt, fühlt oder spürt. Manchmal ist man sich dieses Kommentars bewusst, aber meistens läuft dieser Prozess ganz unbemerkt ab. Je nachdem, wie man eine Situation wahrnimmt, kommentiert und interpretiert, reagiert man. Ein Beispiel: Sie fahren auf der Autobahn und hinter Ihnen fährt jemand dicht auf, fängt an zu hupen und zu blinken. Was geht Ihnen durch den Kopf?Viele Menschen denken:»So ein Idiot! Was will der denn? Dem werde ich’s schon zeigen …« Sie bleiben dann auf der linken Spur, bremsen vielleicht sogar noch ab, und beginnen laut zu schimpfen.Wie fühlen sich diese Menschen? Wahrscheinlich wütend, frustriert, sauer, genervt.Wenn sie an ihrem Ziel ankommen, werden sie diese Wut an irgendjemandem auslassen. Nehmen Sie an, dies passiert auf dem Weg nach Hause. Der
Vater kommt innerlich kochend an, fällt fast über den Rucksack des Sohnes, der neben der Tür steht, und schreit seinen Sohn an. Der Sohn hatte heute zufällig gute Laune - was, wie jeder weiß, bei Teenagern selten genug vorkommt - und wollte eigentlich mit seinem Vater über eine mögliche Lehrstelle reden. Jetzt hat er dazu natürlich keine Lust mehr. Er nimmt seinen Rucksack, schlägt die Tür hinter sich zu und verbringt die Nacht bei einem Freund.Am nächsten Tag schwänzt er die Schule und verspielt damit die Möglichkeit, die Lehrstelle zu bekommen. Klingt das in Ihren Ohren übertrieben? Vielleicht, aber im Prinzip ist es vorstellbar.
Lassen Sie uns die gleiche Situation noch einmal durchspielen: Sie fahren auf der Autobahn und hinter Ihnen fährt jemand dicht auf, fängt an zu hupen und zu blinken. Sie denken: »Mensch, der hat’s aber eilig. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert.« Sie fahren auf die rechte Spur, auch wenn vor Ihnen fünf weitere Autos langsamer fahren als Sie, lassen den Drängler vorbei und fahren weiter. Wie fühlen Sie sich? Unverändert, neutral, zufrieden, vielleicht sogar neugierig auf zu Hause, denn Ihr Sohn hatte etwas von einer Lehrstelle angedeutet. Sie kommen zu Hause an und Ihr Sohn hat erstaunlicherweise tatsächlich gute Laune. Sie haben ein gutes Gespräch über eine mögliche Lehrstelle für ihn. Es läuft so gut, dass Sie sich anschließend sogar zusammen das Länderspiel im Fernsehen ansehen - etwas, das Sie schon seit ein paar Jahren nicht mehr getan haben. Klingt das für Sie auch übertrieben? Vielleicht ist es das, aber die Geschichte zeigt deutlich, wie Ihre Gedanken Ihre Gefühle beeinflussen - und damit Ihr Verhalten, Ihre Beziehungen und den Rest Ihres Lebens.
Sie haben sicherlich Situationen wie die oben Beschriebene erlebt und waren sich wahrscheinlich nicht einmal bewusst, wie sehr Ihre
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