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Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Titel: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Noble-Fischer
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Versöhnung anstreben oder nur Vergebung.
    Für jedes Ereignis schreiben Sie dann einen Brief an den Täter - Sie werden diesen Brief aber nicht abschicken. Beschreiben Sie genau, wie der Täter Sie verletzt hat. Beschreiben Sie Ihre damaligen Gefühle. Beschreiben Sie, wie die Tat auch jetzt noch Ihr Leben beeinflusst, Ihre heutigen Gefühle. Schreiben Sie alles auf, was Sie dieser Person sagen wollen. Dann erforschen Sie das Umfeld der Tat. Was wissen Sie über den Täter? Über seine Motivation? Wie waren die Umstände? Beschreiben Sie Ihr Verhalten und Ihre Situation.
    Dann erklären Sie, warum Sie vergeben wollen - vor allem deshalb, weil Sie dem Täter nicht länger Macht über Ihr Leben und Ihre Gefühle geben wollen. Und solange Sie Rachegedanken hegen, erlauben Sie dem Täter freien Zugriff auf Ihre Gedanken und Gefühle. Erklären Sie, was es für Sie bedeutet, dass Sie dem Täter vergeben - und was es nicht bedeutet. Beenden Sie den Brief mit einer Aussage, die Ihre Entscheidung, dem Täter zu vergeben, zusammenfasst: »Ich entscheide mich hiermit, … für seine Tat zu vergeben.« Atmen Sie dann tief durch. Wie fühlen Sie sich? Es kann gut sein, dass Sie die Entscheidung zu vergeben mehrere Wochen lang jeden Tag neu treffen müssen, bis Sie endlich das Gefühl haben, wirklich losgelassen zu haben. Finden Sie jemanden, mit dem Sie über diesen Prozess sprechen können.

    Falls Sie auf Versöhnung hoffen, dann müssen Sie als Nächstes mit dem Täter sprechen und herausfinden, ob diese Hoffnung beidseitig ist. Nur wenn Sie sich absolut sicher sind, dass der Täter die Tat bereut und an einer Versöhnung interessiert ist, sollten Sie sich auf ein längeres Gespräch über die Tat einlassen. Unter keinen Umständen sollten Sie dem Täter den Brief geben, den Sie als Teil dieser Aufgabe an ihn geschrieben haben. Sie gehen hier ein Risiko ein und Sie wollen unbedingt vermeiden, dass Sie wieder verletzt werden. Die Einzelheiten Ihres Vergebungsprozesses könnten dem Täter unter Umständen neue Munition gegen Sie geben, die er in Zukunft benutzen könnte, um Sie wieder zu verletzen. Falls Sie dem Täter eine gekürzte Version des Briefes zukommen lassen wollen, dann konzentrieren Sie sich darin auf die Tatsache, dass Sie ihm vergeben und dass er damit keine Macht mehr über Sie und Ihr Leben hat. Bitten Sie eine Vertrauensperson, diesen Brief zu lesen und Ihnen über den Inhalt Rückmeldung zu geben. Lassen Sie den Täter wissen, dass Sie eine Entschuldigung erwarten - und wie diese Entschuldigung aussehen sollte. Erinnern Sie sich dafür an die vier Elemente einer echten Entschuldigung.
    Auch nach einer gelungenen Versöhnung dauert es oft eine Weile, bis sich gegenseitiges Vertrauen einstellt. Haben Sie Geduld mit sich selbst und erwarten Sie nicht zu viel. Manchmal ist Vorsicht besser als Nachsicht.
    Falls Sie irgendwo in diesem Prozess das Gefühl haben, von Emotionen, Gedanken oder Erwartungen überwältigt zu werden, bitten Sie um Hilfe. Vergebung ist ein Prozess, der viel Mut erfordert. Lassen Sie sich von anderen Menschen den Rücken stärken.
    Sie haben sich während der letzten Aufgaben mit Ihrer Vergangenheit beschäftigt und herausgefunden, was Sie zu dem Menschen gemacht hat, der Sie heute sind. Sie haben begonnen, die Erlebnisse, die Sie in Gedanken oft in die Vergangenheit führen, zu verarbeiten und loszulassen. Warum ist das wichtig? Wenn Sie als Vater oder Mutter oft der Vergangenheit nachhängen oder Pläne für die Zukunft schmieden, dann verpassen Sie die Gegenwart. Und nur in der Gegenwart können Sie eine Beziehung zu Ihrem Kind aufbauen. Das Leben findet in der Gegenwart statt - ganz besonders für Kinder und Jugendliche. Manchmal leben Jugendliche so sehr in der Gegenwart, dass man sich deshalb die Haare rauft: »Wie kann man nur so schnell vergessen, dass es letzte Woche kein Taschengeld gab, weil das Zimmer nicht aufgeräumt war?« Oder: »Sieht er denn nicht, dass seine ›Freunde‹ ihn letzte Woche nur ausgenutzt haben?«, »Wieso versteht er denn nicht, dass er heute in die Schule gehen muss, damit er einigermaßen gute Berufsaussichten hat?« oder:

    »Erkennt sie denn nicht, dass diese dummen Entscheidungen ihr die ganze Zukunft kaputt machen können?« Aber nur in der Gegenwart kann man einem Jugendlichen wirklich begegnen, deshalb werden sich die nächsten Aufgaben damit beschäftigen, wie man im Hier und Jetzt leben kann und damit zu einem wahren Gegenüber für sein Kind

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