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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Galle und zorniger Bissigkeit?«
    »Nun, äh…«
    »Genau.« Rattenfänger 1 lächelte.
    »Aber ich lasse jene Kinder nicht gern hier zurück.«
    »Sag nicht ›jene Kinder‹, sondern einfach nur ›die Kinder‹. Wie oft habe
    ich dir gesagt, dass du dich nicht zu fein ausdrücken sollst? Regel 27 der
    Gilde: Klinge dumm. Die Leute werden misstrauisch, wenn sich
    Rattenfänger zu gewählt ausdrücken.«
    »‘tschuldigung.«
    »Rede blöd, und sei schlau. So mache ich das«, sagte Rattenfänger 1.
    »Tut mir Leid, hab’s vergessen.«
    »Bei dir ist es eher umgekehrt.«
    »Kommt nicht wieder vor. Einfach nur ›die Kinder‹, in Ordnung. Aber
    es ist grausam, Leute zu fesseln. Und es sind doch nur Kinder.«
    »Und?«
    »Es wäre leichter, sie durch den Tunnel zum Fluss zu bringen, ihnen
    eins über die Rübe zu geben und sie ins Wasser zu werfen. Sie sind
    meilenweit stromabwärts, bevor man sie herausfischt, und
    wahrscheinlich kann man sie gar nicht mehr erkennen, wenn die Fische
    mit ihnen fertig sind.«
    Es folgte eine Pause im Gespräch. Dann hörte Maurice, wie
    Rattenfänger 1 sagte: »Ich wusste gar nicht, dass du so gutherzig bist,
    Bill.«
    »Ja, und außerdem habe ich eine Idee, wie wir den Pfeifer loswerden
    können…«
    Die nächste Stimme kam von überal . Sie rauschte wie Wind, und im
    Herzen dieses Winds erklang ein Stöhnen wie von Agonie. Sie fül te die

    Luft.
    NEIN! Wir können den Pfeifer gebrauchen!
    »Nein, wir können den Pfeifer gebrauchen«, sagte Rattenfänger 1.
    »Stimmt«, bestätigte Rattenfänger 2. »Das ging auch mir gerade durch
    den Kopf. Äh… wie können wir ihn gebrauchen?«
    Wieder hörte Maurice in seinem Kopf etwas, wie einen durch Höhlen
    wehenden Wind.
    Ist es nicht OFFENSICHTLICH?
    »Ist es nicht offensichtlich?«, fragte Rattenfänger 1.
    »Ja, offensichtlich«, sagte Rattenfänger 2. »Ganz offensichtlich ist es
    offensichtlich. Äh…«
    Maurice beobachtete, wie die Rattenfänger mehrere Käfige öffneten,
    Ratten packten und in einen Sack warfen. Gekochter Schinken teilte
    dieses Schicksal. Und dann gingen die Rattenfänger, zogen die beiden
    anderen Menschen mit, und Maurice fragte sich: Wo in diesem
    Kellerlabyrinth gibt es ein mauricegroßes Loch?
    Im Dunkeln können Katzen nicht sehen. Sie brauchen zumindest ein
    wenig Licht, dann sehen sie recht gut. Ein Hauch Mondschein fiel hinter Maurice herab. Er kam durch ein kleines Loch in der Decke, kaum groß
    genug für eine Maus und gewiss nicht groß genug für Maurice, selbst
    wenn er es hätte erreichen können.
    In diesem Licht sah er einen anderen Keller. Die Rattenfänger schienen
    ihn ebenfal s zu benutzen – einige Fässer standen in der Ecke, und
    zerbrochene Rattenkäfige waren aufeinander gestapelt. Maurice schlich
    umher und suchte nach einem Ausgang. Er fand Türen, aber sie hatten
    Knäufe, und das Rätsel von Türknäufen hatte Maurice trotz seines
    mächtigen Gehirns noch nicht gelöst. Er fand ein weiteres Gitter und
    quetschte sich hindurch.
    Noch ein Keller. Und noch mehr Kisten und Säcke. Wenigstens war es
    hier trocken.
    Was für ein Ding bist du?, fragte eine Stimme hinter ihm.
    Er wirbelte herum, sah aber nur Kisten und Säcke. Es roch noch immer
    nach Ratten, und es raschelte dauernd, und gelegentlich ertönte ein leises

    Quieken, aber dieser Ort war ein kleines Stück des Himmels im Vergleich
    mit der Höl e des Käfigraums.
    Die Stimme war von hinten gekommen. Und er hatte sie gehört. Er glaubte, so etwas wie die Erinnerung an eine Stimme zu haben, die das
    Innere seines Kopfes ohne den Umweg über die zerfransten Ohren
    erreicht hatte. Bei den Rattenfängern schien es ähnlich gewesen zu sein.
    Sie hatten gesprochen, als hätten sie eine Stimme gehört und sie für ihre
    eigenen Gedanken gehalten. Aber eigentlich war es gar keine Stimme.
    Ich kann dich nicht sehen, dachte die Erinnerung. Ich weiß nicht, was du bist.
    Erinnerungen hätten sich bestimmt eine bessere Stimme gewünscht.
    Sie bestand nur aus Zischen und glitt wie ein Messer ins Bewusstsein.
    Komm näher.
    Maurices Pfoten zuckten, und die Muskeln in seinen Beinen wol ten
    ihn bewegen. Er fuhr die Kral en aus und wahrte die Kontrolle über sich.
    Jemand versteckt sich zwischen den Kisten, dachte er. Und
    wahrscheinlich wäre es keine gute Idee gewesen, etwas zu sagen. Die
    Leute reagierten komisch auf sprechende Katzen. Man konnte sich nicht
    darauf verlassen, dass alle so verrückt waren wie das Geschichten
    erzählende

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