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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Rattenfänger griff nach der Ratte und hielt sie auf Armeslänge am
    Schwanz. Gekochter Schinken wand sich hin und her, heulte dabei vor

    Zorn. Mit der freien Hand tastete der Rattenfänger nach seiner Nase und
    blickte dann auf die zappelnde Ratte.
    »Ein echter Kämpfer«, sagte Rattenfänger 2. »Wie ist er entwischt?«
    »Dies ist keine von unseren Ratten«, erwiderte Rattenfänger 1. »Es ist
    ein Roter.«
    »Ein Roter? Was soll denn rot an ihm sein?«
    »Eine rote Ratte ist eine Art Grauratte, wie du wüsstest, wenn du ein
    erfahrenes Mitglied der Rattenfängergilde wärst«, sagte Rattenfänger 1.
    »Normalerweise kommen hier keine roten vor. Man findet sie unten in
    der Ebene. Seltsam, hier einen Roten anzutreffen. Sehr seltsam.
    Schmutziger alter Bursche. Aber verdammt aggressiv.«
    »Deine Nase blutet.«
    »Ja, ich weiß. Ich hatte in meinem Leben mehr Rattenbisse als du
    warme Mahlzeiten. Ich fühle sie überhaupt nicht mehr«, sagte
    Rattenfänger 1 in einem Tonfal , der darauf hindeutete, dass die
    zappelnde, immerzu quiekende Ratte wesentlich interessanter war als
    sein Kollege.
    »Mein Mittagessen bestand nur aus kalter Wurst.«
    »Und wenn schon. He, du bist wirklich ein kleiner Kämpfer. Ein
    richtiger kleiner Teufel, vol er Schneid.«
    »Es ist nett von dir, so etwas zu sagen.«
    »Ich meine die Ratte, Junge.« Rattenfänger 1 stieß Keith mit dem Stiefel an. »Fessel die beiden Kinder«, sagte er zu Rattenfänger 2. »Wir bringen
    sie zunächst in einem der anderen Kel er unter. In einem mit einer Tür,
    die sich abschließen lässt. Und ohne irgendwelche Falltüren. Und du
    gibst mir den Schlüssel.«
    »Sie ist die Tochter des Bürgermeisters«, sagte Rattenfänger 2.
    »Bürgermeister können sich sehr aufregen, wenn es um ihre Töchter
    geht.«
    »Dann wird er tun, was man ihm sagt.«
    »Willst du die Ratte zu den anderen stecken?«
    »Was, einen solchen Kämpfer? Sol das ein Witz sein? Es liegt an dieser
    Denkweise, dass du für immer der Assistent eines Rattenfängers bleibst.

    Ich habe eine viel bessere Idee. Wie viele sind im besonderen Käfig?«
    Maurice beobachtete, wie Rattenfänger 2 einen Käfig an der
    gegenüberliegenden Wand überprüfte.
    »Nur noch zwei«, berichtete er. »Sie haben die anderen vier gefressen
    und nur das Fell übrig gelassen.«
    »Dann dürften sie toll in Form sein. Mal sehen, was sie mit ihm hier
    anstellen.«
    Maurice hörte, wie eine Käfigtür geöffnet und wieder geschlossen
    wurde.
    Gekochter Schinken sah rot. Sein ganzes Blickfeld war damit gefül t. Seit Monaten brodelte Zorn in ihm, tief in seinem Innern, Zorn auf die Menschen, Zorn auf das Gift und die Fal en, Zorn darüber, dass die jüngeren Ratten keinen Respekt mehr zeigten, Zorn auf die Welt, die sich zu schnell veränderte, Zorn darauf, dass er alt wurde…
    Und jetzt strömten die Gerüche des Schreckens, des Hungers und der Gewalt dem Zorn entgegen, der aus der anderen Richtung heranschwappte, und beides vermischte sich miteinander, wurde zu einem großen roten Strom der Wut, der durch Gekochter Schinken floss. Er war eine Ratte, die in der Klemme steckte. Aber er war auch eine Ratte, die in der Klemme steckte und denken konnte. Er hatte immer mit al en Mitteln gekämpft, auch damals, als es noch kein Denken gab, und er war noch immer sehr stark. Zwei dumme, angeberische junge Kiekies, die nichts von Taktik verstanden, keine Erfahrung in Hier-ist-al es-erlaubt-Kellerkämpfen hatten, die Beinarbeit vernachlässigten und ohne irgendeinen Gedanken waren, konnten es nicht mit ihm aufnehmen. Ein kurzes Durcheinander und zwei Bisse, mehr war nicht nötig…
    Die Ratten in den Käfigen auf der anderen Seite des Kellers wichen von
    den Drahttüren zurück. Selbst sie spürten den Zorn.
    »Na, das nenne ich einen cleveren Burschen«, sagte Rattenfänger 1
    bewundernd, als al es vorbei war. »Dich kann ich gebrauchen, mein
    Junge.«
    »Doch nicht die Grube?«, fragte Rattenfänger 2.
    »Ja, die Grube.«
    »Heute Abend?«
    »Ja. Der Schrullige Arthur wettet, dass sein Schnappi hundert Ratten in
    weniger als einer Viertelstunde töten kann.«
    »Ich schätze, das kann er tatsächlich. Vor einigen Monaten hat er

    neunzig erledigt, und seitdem trainiert ihn der Schrullige Arthur. Es
    dürfte interessant werden.«
    »Du würdest auf Schnappi setzen?«, fragte Rattenfänger 1.
    »Ja, so wie alle.«
    »Auch wenn unser kleiner Freund hier unter den Ratten ist?«, fragte
    Rattenfänger 1. »Voller Gift und

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