Maurice, der Kater
Dunkelheit zitterten.
Eine begann damit, über den Balken nach oben zu kriechen, weiter
schnüffelnd. Maurice gewann den Eindruck, dass sie nur noch wenige
Zentimeter von seinem Schwanz trennten, als sie umkehrte und nach
unten lief.
Er hörte, wie die großen Ratten die oberste Stelle des Unrathaufens
erreichten und dort verwirrt schnüffelten. Und dann deuteten Geräusche
darauf hin, dass die Ratten durch den Schlamm paddelten.
Maurice rümpfte erstaunt die schlammverkrustete Nase. Ratten, die
keine Katze riechen konnten? Und dann begriff er. Er roch nicht nach
Katze, sondern stank nach Schlamm. Er fühlte sich wie Schlamm an in
einem Keller voller Schlamm.
Er blieb sitzen, still wie Stein, und hörte mit Ohren voller Schlamm,
wie die Ratten zu dem Loch in der Wand zurückkehrten. Und dann, ohne
die Augen zu öffnen und mit einem Herz, das so heftig klopfte, als wol te
es ihm die Brust zerreißen, schob er sich über den Balken nach unten und
kletterte den Unrathaufen hinab. Der Haufen hatte sich an einer
vermoderten Holztür gebildet. Ein Brett, so durchnässt wie ein
Schwamm, löste sich sofort, als er es berührte.
Ein Gefühl von Offenheit verriet, dass sich jenseits der Tür ein
weiterer Keller erstreckte. Dort roch es nach verfaultem und
verbranntem Holz.
Würde die… Stimme erfahren, wo er sich befand, wenn er jetzt die
Augen öffnete? Sahen die Keller nicht al e gleich aus?
Vielleicht steckte auch dieser Raum voller Ratten?
Maurices Lider zuckten nach oben. Er sah keine Ratten, dafür aber ein
verrostetes Gitter vor einem Abflussrohr, das ihm genug Platz bot.
Mattes Licht glühte in der Ferne.
Dies ist also die Welt der Ratten, dachte er, als er versuchte, den
Schlamm abzukratzen. Dunkel, modrig, vol er Gestank und sonderbarer
Stimmen. Ich bin eine Katze. Sonnenschein und frische Luft, das ist
mein Stil. Ich brauche nur ein Loch, das in die Draußenwelt führt, und
dann mache ich mich aus dem Staub beziehungsweise aus dem Schlamm.
Eine Stimme in seinem Kopf, die nicht die geheimnisvolle Stimme war,
sondern seine eigene, fragte: Aber was ist mit dem dumm aussehenden
Jungen und den anderen? Du solltest ihnen helfen! Und Maurice dachte:
Woher kommst du denn? Ich mache dir einen Vorschlag: Du hilfst ihnen, und ich suche einen warmen Ort auf, einverstanden?
Das Licht am Ende des Rohrs wurde heller. Es ließ sich nicht mit dem
Tageslicht vergleichen, nicht einmal mit Mondschein, aber alles war
besser als die Düsternis.
Fast alles.
Er schob den Kopf durch die Öffnung am Ende des Abflussrohrs und
fand sich in einem größeren Abwasserkanal wieder, der aus Ziegeln
bestand, auf denen sich eine schleimige Schicht aus unterirdischer
Scheußlichkeit gebildet hatte. Nicht weit entfernt brannte eine Kerze.
»Bist du das, Maurice?«, fragte Pfirsiche und starrte auf das vor
Schlamm strotzende Fel .
»Riecht besser als sonst«, sagte Sonnenbraun und lächelte auf eine
Weise, die Maurice unfreundlich erschien.
»Oh, ha ha«, erwiderte Maurice. Er war nicht in der richtigen Stimmung
für eine schlagfertige Antwort.
»Ah, ich wusste, dass du uns nicht im Stich lassen würdest, alter
Freund«, sagte Gefährliche Bohnen. »Ich habe immer gesagt, dass wir
uns auf Maurice verlassen können.« Er seufzte tief.
»Ja«, brummte Sonnenbraun, und Maurice glaubte, die Skepsis in seiner
Stimme zu hören. »Erstaunlich, nicht wahr? Ich schätze, du hast lange
nach uns gesucht. Konntest es vermutlich gar nicht abwarten, uns zu
helfen.«
» Kannst du uns helfen?«, fragte Gefährliche Bohnen. »Wir brauchen
einen Plan.«
»Na schön«, sagte Maurice. »Ich schlage vor, wir gehen bei der
nächsten Gelegenheit nach oben…«
»Wir müssen Gekochter Schinken retten«, warf Sonnenbraun ein. »Wir
lassen niemanden von uns zurück.«
»Wir?«, fragte Maurice.
» Wir lassen niemanden zurück«, betonte Sonnenbraun.
»Und dann ist da noch der Junge«, sagte Pfirsiche. »Sardinen hat
berichtet, dass er mit dem Mädchen in einem Kel er steckt.«
»Oh, weißt du, Menschen «, erwiderte Maurice und verzog das Gesicht.
»Menschen und Menschen, weißt du, es ist eine menschliche
Angelegenheit, in die wir uns besser nicht einmischen sol ten, man
könnte es falsch verstehen, ich kenne mich mit Menschen aus, sie regeln
das ganz allein…«
»Menschen bedeuten mir ebenso viel wie die Shrlt eines Frettchens!«,
sagte Sonnenbraun scharf. »Aber die Rattenfänger haben
Weitere Kostenlose Bücher