Maurice, der Kater
Schinken.
»All diese grässlichen Käfige…«, sagte Malizia und starrte.
»Ich habe euch ja auf das Drahtgeflecht hingewiesen«, meinte Keith.
»Seht nur, man kann erkennen, wo es repariert wurde. Die Ratten haben
sich durch Draht genagt, um zu entkommen!«
»Du sollst sie freilassen!«, kreischte Gekochter Schinken. »Lass sie frei, oder ich töte dich! Unheil! Unheil! Unheil!«
»Aber es sind doch nur Ratten…«, sagte Malizia.
Gekochter Schinken sprang und erreichte die Tail e des Mädchens.
Von dort aus lief er bis zu ihrem Hals hinauf. Malizia erstarrte.
»Dort drin stecken Ratten, die sich gegenseitig fressen ! Ich beiße dich, du…«
Keith griff zu und nahm Gekochter Schinken von Malizias Hals.
Das Fel der Ratte hatte sich gesträubt. Sie quiekte zornig, bohrte ihre
Zähne dann in den Finger des Jungen.
Malizia schnappte nach Luft. Selbst Maurice zuckte zusammen.
Gekochter Schinken hob den Kopf. Blut tropfte von seiner Schnauze,
und er blinzelte entsetzt.
Tränen bildeten sich in Keiths Augen. Ganz vorsichtig setzte er
Gekochter Schinken auf den Boden. »Es ist der Geruch«, sagte er ruhig.
»Er bringt sie durcheinander.«
»Ich… ich dachte, die Ratten sind zahm!«, sagte Malizia, als sie die
Sprache wiederfand. Sie griff nach einem Stück Holz, das an einem Käfig
lehnte.
Keith stieß es ihr aus der Hand. »Du darfst niemals einen von uns
bedrohen!«
»Er hat dich angegriffen !«
»Sieh dich um! Dies ist keine Geschichte! Dies ist die Realität! Verstehst
du? Die Ratten sind wahnsinnig vor Angst!«
»Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?«, rief Malizia.
»Ich rrkrkrk rede so, wie es mir passt!«
»Einen von uns, wie? War das ein Fluch in der Rattensprache? Hast du
eben auf Rattisch geflucht, Rattenjunge?«
Genau wie Katzen, dachte Maurice. Sie stehen dicht voreinander und
schreien sich an. Seine Ohren drehten sich, als er in der Ferne ein anderes
Geräusch vernahm. Jemand kam die Leiter herunter. Maurice wusste aus
Erfahrung, dass dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, um mit
Menschen zu reden. Sie sagten dann immer Dinge wie »Was?« und »Das
ist nicht richtig!« oder »Wo?«.
»Verschwindet von hier, sofort !«, rief Maurice, als er an Sonnenbraun
vorbeilief. »Sei nicht zu menschlich, und lauf .«
Das war genug Heroismus, fand er. Man geriet in Schwierigkeiten,
wenn man sich von anderen Leuten aufhalten ließ.
Ein rostiges altes Gitter steckte in der einen Wand. Maurice rutschte
auf dem glitschigen Boden, als er die Richtung änderte, und dort, ja , war ein mauricegroßes Loch, wo ein Gitter durchgerostet war. Seine Kral en
kratzten über altes Gestein und versuchten, ihn zu beschleunigen, als er
durch das Loch sprang, genau in dem Augenblick, als die Rattenfänger
den Keller betraten. Im Schutz der Dunkelheit drehte er sich um und sah
in den Raum zurück.
Zeit für eine Kontrolle. War Maurice sicher? Alle Beine da? Auch der
Schwanz? Ja. Gut.
Er beobachtete, wie Sonnenbraun an Gekochter Schinken zerrte, der
erstarrt zu sein schien. Die anderen Veränderten liefen zu einem weiteren
Gitter in der gegenüberliegenden Wand. Das passiert, wenn sie die
Kontrol e über sich verlieren, dachte Maurice. Sie halten sich für gebildet,
aber wenn’s hart auf hart geht, ist eine Ratte nur eine Ratte.
Bei mir sieht die Sache anders aus. Mein Gehirn funktioniert perfekt,
die ganze Zeit über. Bin immer wachsam. Halte dauernd Augen, Ohren
und Nase offen.
Die Ratten in den Käfigen machten einen Höl enlärm. Keith und das
Geschichten erzählende Mädchen sahen überrascht zu den
Rattenfängern, die ebenfal s überrascht wirkten.
Sonnenbraun versuchte nicht länger, Gekochter Schinken fortzuziehen.
Er hob sein Schwert, sah zu den Menschen auf, zögerte kurz und lief
dann zum Gitter.
Ja, sol en sie al es klären, dachte Maurice. Immerhin sind es Menschen.
Sie haben große Gehirne und sprechen. Überhaupt kein Problem.
Ha! Erzähl ihnen eine Geschichte, Geschichten erzählendes Mädchen!
Rattenfänger 1 starrte Malizia und Keith an. »Was machst du hier,
Fräulein?«, fragte er, und Argwohn knarrte in seiner Stimme.
»Spielt ihr vielleicht Mami und Papi?«, fragte Rattenfänger 2 munter.
»Ihr seid in unseren Schuppen eingebrochen«, sagte Rattenfänger 1.
»So was nennt man ›Einbruch‹, jawohl!«
»Ihr habt gestohlen, ja, ihr habt Lebensmittel gestohlen und den Ratten die Schuld gegeben!«, erwiderte Malizia scharf. »Und warum
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