Maurice, der Kater
fragte er und sah zum
dumm aussehenden Jungen auf.
»Mir ist es gleich«, sagte der Junge.
»Was ist dir gleich?«, fragte Maurice.
»Eigentlich al es«, antwortete der Junge. »Solange mich niemand daran
hindert, Flöte zu spielen.«
»Aber du musst an die Zukunft denken!«, sagte Maurice.
»Das tue ich«, erwiderte der Junge. »Ich möchte auch in der Zukunft
Flöte spielen. Mehrmals sind wir nur mit knapper Not entkommen,
Maurice, mit einem letzten Quieken sozusagen.«
Maurice bedachte den Jungen mit einem scharfen Blick und überlegte,
ob er sich einen Scherz erlaubte. Aber so etwas wäre völ ig neu für ihn
gewesen. Maurice gab auf. Natürlich gab er nicht direkt auf. Er war nicht so weit gekommen, indem er vor Problemen kapitulierte. Er schob sie
einfach beiseite, denn es ergab sich immer etwas. »Na schön«, sagte er.
»Wir machen es noch einmal und teilen das Geld dann in drei Teile. In
Ordnung. Kein Problem. Aber wenn dies das letzte Mal ist, sol ten wir es richtig anstellen, einverstanden?« Er lächelte.
Die Ratten waren Ratten, deshalb lag ihnen nicht viel am Anblick einer
lächelnden Katze. Aber sie begriffen, dass eine schwierige Entscheidung
getroffen worden war. Sie seufzten erleichtert.
»Bist du zufrieden damit, Junge?«, fragte Maurice.
»Kann ich anschließend auf der Flöte spielen?«, fragte der Junge.
»Ja.«
»In Ordnung«, sagte der Junge.
Das Geld, glänzend wie der Mond und glänzend wie die Sonne, wurde
wieder im Beutel verstaut, den die Ratten anschließend unter einen
Busch zogen und vergruben. Niemand konnte so gut Dinge vergraben
wie Ratten, und es war nicht gut, zu viel an einen Ort mitzunehmen.
Und dann das Pferd. Es hätte viel Geld einbringen können, und
Maurice bedauerte sehr, dass sie es freiließen. Aber Pfirsiche betonte,
dass es sich um das Pferd eines Straßenräubers handelte, Sattel und
Zaumzeug reich verziert. Die Leute würden reden. Es konnte gefährlich
sein zu versuchen, das Pferd zu verkaufen. Vielleicht weckte es die
Aufmerksamkeit der Regierung. Sie wol ten es nicht erneut mit der
Wache zu tun bekommen.
Maurice ging zum Felsrand und blickte ins Tal. Unten erwachte die
kleine Stadt im Licht der aufgehenden Sonne. »Machen wir dies zu einer
großen Sache«, sagte er, als die Ratten zurückkehrten. »Maximales Quieken, Grimassenschneiden und Auf-Sachen-Pinkeln, klar?«
»Wir glauben, das mit dem Pinkeln ist eigentlich nicht…«, begann
Gefährliche Bohnen, aber Pfirsiche sagte: »Ähem«, deshalb fuhr
Gefährliche Bohnen fort: »Nun, wenn es das letzte Mal ist…«
»Ich habe auf al es gepinkelt, seit ich das Nest verlassen habe«, sagte
Gekochter Schinken. » Jetzt sol das plötzlich nicht mehr richtig sein.
Wenn das Denken darauf hinausläuft, so bin ich froh, nicht zu viel zu
denken.«
»Sol ten die Leute ein Wunder erleben«, sagte Maurice. »Ratten? Sie
glauben, in ihrer Stadt Ratten gesehen zu haben? Nachdem sie uns
gesehen haben, können sie Geschichten erzählen!«
Kapitel zwei
Dies war der Plan.
Und es war ein guter Plan. Selbst die Ratten, selbst Pfirsiche, mussten
zugeben, dass er funktioniert hatte.
Al e wussten von Rattenplagen. Es gab berühmte Geschichten über
Flötenspieler, die ihren Lebensunterhalt verdienten, indem sie von Stadt
zu Stadt zogen und die Ratten fortlockten. Natürlich gab es nicht nur
Rattenplagen – manchmal ging es bei den Plagen um Akkordeonspieler,
mit Schnüren zusammengebundene Backsteine oder Fisch –, aber man
erinnerte sich vor al em an die Ratten.
Und damit hatte es sich eigentlich schon. Man brauchte nicht viele
Ratten für eine Plage, nicht, wenn sie ihr Handwerk verstanden. Eine
Ratte, die sich hier und dort zeigte, laut quiekte, in frischer Sahne badete
und auf den Boden pinkelte, konnte ganz al ein eine Plage sein.
Nach einigen solchen Tagen war es erstaunlich, wie sehr sich die Leute
über den Anblick des dumm aussehenden Jungen und seiner magischen
Flöte freuten. Und sie staunten, wenn Ratten aus allen Löchern kamen
und ihm aus der Stadt folgten. Sie staunten so sehr, dass kaum jemand
einen Gedanken an die Tatsache vergeudete, dass es insgesamt kaum
mehr als hundert Ratten waren.
Sie wären noch viel erstaunter gewesen, wenn sie gesehen hätten, wie
sich die Ratten und der Flötenspieler irgendwo im Gebüsch außerhalb
des Ortes mit einer Katze trafen und gemeinsam das Geld zählten.
Bad Blintz erwachte, als Maurice und der Junge die
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