Maurice, der Kater
sehr
rückständig. Es gibt nicht viele Bäder, und deshalb sind die Bewohner so
stolz und wol en ganz deutlich darauf hinweisen, dass sie ein Bad haben.
Vermutlich muss man Eintrittskarten kaufen, um es zu sehen.«
» Stimmt das, Maurice?«, fragte Gefährliche Bohnen. Er stellte die Frage ganz höflich, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie in Wirklichkeit
lautete: »Ich glaube nicht, dass das stimmt, Maurice.«
Ah, ja… Gefährliche Bohnen. Ein schwieriger Bursche. Und das hätte
er eigentlich nicht sein sollen. Damals, vor der Veränderung, wäre
Maurice nicht einmal bereit gewesen, eine so kleine, blasse und krank
aussehende Ratte zu fressen. Er blickte auf die Albinoratte mit dem
schneeweißen Fel und den rosaroten Augen hinab. Gefährliche Bohnen
erwiderte den Blick nicht, weil er zu kurzsichtig war. Fast blind zu sein
war kaum ein Nachteil für Geschöpfe, die den größten Teil ihrer Zeit in
der Dunkelheit verbrachten und über einen Geruchssinn verfügten, der,
soweit Maurice wusste, fast so gut war wie Sehen, Hören und Sprechen
zusammen. Wenn er sprach, wandte sich Gefährliche Bohnen ihm
immer zu, als könnte er ihn ganz genau sehen. Es war geradezu
unheimlich. Maurice hatte eine blinde Katze gekannt, die immer wieder
gegen Türen stieß, aber Gefährliche Bohnen passierte so etwas nie.
Gefährliche Bohnen war nicht das Oberhaupt der Ratten. Diese Rol e
kam Gekochter Schinken zu, der groß, grimmig und ein wenig schäbig
war. Ihm gefiel das neumodische Gehirn nicht, und noch weniger gefiel es ihm, mit einer Katze zu reden. Er war schon recht alt gewesen, als es zu
der Veränderung kam, und er glaubte, zu alt zu sein, um sich ihr
anzupassen. Das Reden mit Maurice überließ er Gefährliche Bohnen, der
unmittelbar nach der Veränderung geboren worden war. Und diese
kleine Ratte war clever, verdammt clever, zu clever. Maurice musste auf
al e seine Tricks zurückgreifen, wenn er es mit Gefährliche Bohnen zu
tun bekam.
»Es ist erstaunlich, wie viel ich weiß«, sagte Maurice und blinzelte
langsam. »Wie dem auch sei: Scheint ein netter Ort zu sein. Sieht recht
wohlhabend aus. Also, wir gehen folgendermaßen vor…«
»Ähem…«
Maurice hasste dieses Geräusch. Wenn es ein schlimmeres Geräusch gab
als Gefährliche Bohnen, der eine seiner lästigen Fragen stellte, so war es
die sich räuspernde Pfirsiche. Es bedeutete, dass sie mit ruhiger Stimme
etwas sagen würde, das ihn ärgerte.
»Ja?«, fragte er scharf.
»Musst du wirklich damit weitermachen?«, fragte Pfirsiche.
»Nein, natürlich nicht «, erwiderte Maurice. »Ich musste überhaupt nicht hier sein. Ich bin eine Katze. Eine Katze mit meinen Talenten? Ha! Ich könnte einen gemütlichen Job bei irgendeinem Zauberkünstler haben.
Oder bei einem Bauchredner. Es gibt zahllose Dinge, mit denen ich mich beschäftigen könnte, denn die Leute mögen Katzen. Aber weil ich
unglaublich dumm und außerdem gutherzig bin, habe ich beschlossen, einigen Nagetieren zu helfen, die, lasst uns offen sein, bei den Menschen
nicht sehr behebt sind. Einige von euch…« – bei diesen Worten blickte
Maurice kurz zu Gefährliche Bohnen – »… haben die Idee, irgendeine
Insel aufzusuchen und dort eine Art Rattenzivilisation zu gründen. Das
ist ein sehr bewundernswertes Vorhaben, zweifel os, aber um eure Pläne zu verwirklichen, braucht ihr… Na, was braucht ihr dafür? Ich hab’s euch
gesagt.«
»Geld, Maurice«, sagte Gefährliche Bohnen. »Aber…«
»Geld. Das stimmt, denn mit Geld kann man sich was kaufen?« Ein
fragender Blick strich über die Ratten hinweg. »Beginnt mit einem ›B‹«,
fügte er hinzu.
»Boote, Maurice, aber…«
»Und dann braucht ihr noch Werkzeug und natürlich Proviant…«
»Es gibt Kokosnüsse«, sagte der dumm aussehende Junge, der seine
Flöte putzte.
»Oh, hat jemand gesprochen?«, fragte Maurice. »Was weißt du denn
davon, Junge?«
»Es gibt Kokosnüsse«, wiederholte der Junge. »Auf einsamen Inseln.
Das hat mir ein Mann erzählt, der sie verkaufte.«
»Wie?«, fragte Maurice. Über Kokosnüsse wusste er nicht genau
Bescheid.
»Keine Ahnung. Es gibt sie einfach.«
»Ach, ich nehme an, sie wachsen an Bäumen, wie?«, erwiderte Maurice
sarkastisch. »Meine Güte, ich weiß beim besten Willen nicht, was ihr
ohne… jemand bestimmten anfangen würdet? Nun? Beginnt mit einem
›M‹?«
»Ja, Maurice«, sagte Gefährliche Bohnen. »Aber, weißt du,
Weitere Kostenlose Bücher