Maurice, der Kater
mein Kollege völlig Recht, junger Herr«, sagte der erste
Rattenfänger und atmete dem Jungen noch mehr Bierdunst ins Gesicht.
»Und eigentlich kannst du dein Taschentuch gar nicht mehr benutzen,
junger Herr«, sagte Rattenfänger 1. »Denn wenn du die Pest hast, fal en
dir die Finger ab…«
» Deine Beine sind nicht explodiert«, erwiderte der Junge. Maurice
stöhnte leise. Es war nie eine gute Idee, dem Geruch von Bier gegenüber
vorlaut zu sein. Doch die Rattenfänger hatten das Stadium erreicht, in
dem sie entgegen al er Vernunft glaubten, komisch zu sein.
»Nun, junger Herr, das liegt daran, dass man bei Lektion eins der
Rattenfängergilde lernt, die eigenen Beine nicht explodieren zu lassen«,
sagte Rattenfänger 1.
»Was eine gute Sache ist, denn Lektion zwei findet eine Treppe höher
statt«, fügte Rattenfänger 2 hinzu. »Ich bin viel eicht einer, was, junger
Herr?«
Der andere Rattenfänger griff nach dem Bündel aus schwarzen
Schnüren, und sein Lächeln verblasste, als er auf den Jungen hinabblickte.
»Ich sehe dich zum ersten Mal, Junge«, sagte er. »Und ich rate dir: Lass dir
nichts zuschulden kommen, und sag niemandem etwas. Kein Wort.
Verstanden?«
Der Junge öffnete den Mund und schloss ihn sofort wieder. Der
Rattenfänger lächelte wieder sein scheußliches Lächeln.
»Ah, du lernst schnell, junger Herr«, sagte er. »Vielleicht sehen wir uns
bald wieder, hm?«
»Ich wette, du möchtest Rattenfänger werden, wenn du groß bist,
junger Herr«, sagte Rattenfänger 2 und klopfte dem Jungen zu fest auf
den Rücken.
Der Junge nickte. Das schien ihm das Beste zu sein. Rattenfänger 1
bückte sich, bis nur noch wenige Zentimeter seine rote, pockennarbige
Nase von dem Gesicht des Jungen trennten.
» Wenn du groß wirst, junger Herr«, sagte er.
Die Rattenfänger gingen fort und zogen ihre Hunde mit sich. Einer der
Terrier starrte immer wieder zu Maurice.
»Das sind sehr seltsame Rattenfänger«, sagte die Katze nachdenklich.
»Solche Rattenfänger habe ich noch nie zuvor gesehen«, erwiderte der
Junge. »Sie wirken gemein. Und offenbar haben sie Spaß daran.«
»Ich habe noch nie Rattenfänger gesehen, die so fleißig waren und
noch saubere Stiefel haben«, sagte Maurice.
»Ja, das stimmt «, bestätigte der Junge.
»Einige der Rattenschwänze waren sehr seltsam«, meinte Maurice.
Der Junge sah sich auf dem Platz um. Die Warteschlange der Leute, die
für Brot anstanden, war noch immer sehr lang, und das machte ihn
ebenso nervös wie der Dampf, der überal aus Gittern und unter den
Kanaldeckeln aufstieg, als wäre die Stadt auf einem großen Kessel
errichtet worden. Außerdem hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden.
»Wir sol ten zu den Ratten gehen und weiterziehen«, sagte er.
»Nein, dies scheint ein Ort mit vielen Möglichkeiten zu sein«, erwiderte Maurice. »Hier geht etwas vor, und wenn etwas vorgeht, wird jemand
reich, und wenn jemand reich wird, so bin ich der Ansicht, dass ich es
sein sollte. Ich meine… wir .«
»Ja, aber wir wol en doch nicht, dass diese Leute Gefährliche Bohnen
und die anderen töten!«
»Sie werden bestimmt nicht gefangen«, sagte Maurice. »Die beiden
Rattenfänger gehören wohl kaum zu den Leuten, die einen Preis für
Intelligenz gewinnen könnten. Selbst Gekochter Schinken wäre im
Stande, sie zu überlisten. Und Gefährliche Bohnen hat so viel Gehirn,
dass es ihm aus den Ohren quillt.«
»Ich hoffe nicht.«
»Nein, nein«, sagte Maurice, der den Leuten meistens das erzählte, was
sie hören wollten. »Ich meine, unsere Ratten sind schlauer als die meisten
Menschen, verstehst du? Erinnere dich an Skrote, wo Sardinen in den
Kessel schlüpfte und der alten Frau eine Himbeere ins Gesicht spuckte,
als sie den Deckel hob. Menschen glauben, besser zu sein, weil sie größer
sind… He, ich sollte jetzt still sein, jemand beobachtet uns…«
Ein Mann mit einem Korb war gerade aus dem Rathaus gekommen,
blieb stehen und sah interessiert auf Maurice hinab. Dann wandte er sich
an den Jungen und fragte: »Ein guter Rattenfänger, nicht wahr? Ja, ein so
großer Kater kann bestimmt gut Ratten fangen. Gehört er dir, Junge?«
»Sag ja«, flüsterte Maurice.
»Ja, in gewisser Weise«, sagte der Junge und hob Maurice hoch.
»Ich gebe dir fünf Dol ar für ihn«, bot der Mann an.
»Verlang zehn «, flüsterte Maurice.
»Ich verkaufe ihn nicht«, sagte der Junge.
»Idiot!«, schnurrte Maurice.
»Sieben Dol
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