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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bekommen es nicht zum ersten Mal mit neuem Gift zu tun.«
    »Aber das letzte Mal liegt lange zurück«, erwiderte eine Ratte. »Erinnerst du dich an Skrote? An das Zeug mit dem funkelnden blauen Kram? Das brannte, wenn man es mit den Füßen berührte? Die Leute liefen einfach hinein.«
    »Gibt es das auch hier?«
»Sieh es dir selbst an.«
In einem der Tunnel lag eine Ratte auf der Seite. Die Füße waren zusammengerollt wie kleine Fäuste. Die Ratte wimmerte leise.
    Sonnenbraun sah auf einen Blick, dass für diese Ratte alles vorbei war. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Die Ratten in Skrote hatten lange leiden müssen, bis der Tod sie erlöste.
    »Ich könnte ihr ins Genick beißen«, schlug eine Ratte vor. »Dann wäre es schnell vorbei.«
    »Ein ehrenwerter Gedanke, aber das Zeug gerät auch ins Blut«, sagte Sonnenbraun. »Sucht eine Schnapperfalle, die noch nicht gesichert ist. Und seid vorsichtig!«
    »Wir sollen eine Ratte in eine Falle legen ?«, fragte Nahrhaft. »Ja! Besser schnell sterben als langsam!«
»Trotzdem, es ist…«, begann die Ratte, die den Biss vorgeschlagen
    hatte.
    Die Haare an Sonnenbrauns Gesicht richteten sich auf. Er hob die vorderen Pfoten und bleckte die Zähne. »Tu, was ich dir gesagt habe, oder ich beiße dich !«, donnerte er.
    Die andere Ratte wich zurück. »In Ordnung, Sonnenbraun, in Ordnung…«
    »Und warne die anderen Trupps!«, rief Sonnenbraun. »Dies ist keine Rattenfängerei mehr, sondern Krieg ! Alle ziehen sich geordnet zurück! Niemand rührt irgendetwas an! Wir werden… Ja ? Was ist denn jetzt schon wieder?«
    Eine kleine Ratte war an Sonnenbraun herangekrochen. Als er sich zu ihr umdrehte, duckte sie sich sofort und rollte fast auf den Rücken, um ihm zu zeigen, wie klein und harmlos sie war.
    »Bitte, Chef…«, murmelte sie.
»Ja?«
»Diesmal haben wir eine lebende gefunden…«

Kapitel sechs

    »Hallo? Hallo, ich bin’s. Und ich gebe euch jetzt das geheime Klopfzeichen!« Es pochte dreimal an die Stalltür, und dann erklang erneut Malizias Stimme: »Hallo, habt ihr das geheime Klopfzeichen gehört ?«
    »Vielleicht geht sie fort, wenn wir keine Antwort geben«, sagte der im
    Stroh liegende Keith.
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Maurice. Er hob die Stimme. »Wir
sind hier oben!«
»Ihr müsst mir noch das geheime Klopfzeichen geben!«, rief Malizia. »Oh, prbllttrrp «, sagte Maurice leise, und zum Glück weiß kein Mensch,
wie schlimm dieses Schimpfwort in der Katzensprache ist. »Hör mal, dies
bin ich. Eine Katze! Die spricht! Willst du mich erkennen? Soll ich
vielleicht eine rote Nelke tragen?«
»Ich glaube nicht, dass du eine richtige sprechende Katze bist«, erwiderte
Malizia und kletterte die Leiter hoch. Sie trug noch immer Schwarz und
hatte ihr Haar unter einem schwarzen Kopftuch zusammengesteckt.
Und sie kam mit einer großen Tasche.
»Meine Güte, da hast du Recht«, sagte Maurice.
»Ich meine, du trägst keine Stiefel und kein Schwert und keinen großen
Hut mit einer Feder«, sagte das Mädchen und zog sich auf den
Dachboden.
Maurice sah sie groß an. »Stiefel?«, brachte er hervor. »An diesen
Pfoten?«
»Ich habe es auf einem Bild in einem Buch gesehen«, sagte Malizia
ruhig. »Ein dummes Buch für Kinder. Mit Tieren, die wie Menschen
gekleidet waren.«
Ein ganz bestimmter Gedanke zog durch Maurices Katzenselbst, und
das nicht zum ersten Mal: Wenn er schnell lief, konnte er die Stadt
innerhalb von fünf Minuten verlassen und auf einem Flusskahn sein. Einmal, als er kaum mehr als ein Kätzchen gewesen war, hatte ihn ein
kleines Mädchen mit nach Hause genommen, ihm das Kleid einer Puppe
übergestreift und ihn auf einen kleinen Tisch gesetzt, neben zwei Puppen
und die Reste eines Teddybären. Er hatte damals durch ein offenes
Fenster fliehen können und einen ganzen Tag gebraucht, um sich von
dem Kleid zu befreien. Dieses Mädchen hätte Malizia sein können. Sie
hielt Tiere für Leute, die nicht aufmerksam genug gewesen waren. »Ich halte nichts von Kleidung«, sagte Maurice. Es klang nicht
besonders gut, war aber vermutlich immer noch besser als »Ich glaube,
du bist völlig durchgedreht«.
»Wie dumm«, sagte Malizia. »Es ist fast dunkel. Lasst uns aufbrechen!
Wir müssen uns wie Katzen bewegen!«
»Oh, gut, ich schätze, das kann ich.«
Einige Minuten später dachte Maurice, dass es keine Katzen gab, die
sich wie Malizia bewegten. Offenbar glaubte sie, dass es keinen Sinn hatte,
unauffällig zu sein, wenn die Leute nicht sahen,

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